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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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unzweideutig zu statuieren pflegte: kapiert. Ich danke Ihnen.
    So denn, Nachwelt, dir Glück auf!»
    Nahezu unbemerkt hatten während des Beifalls, einiger Verblüffung über den Schlußton und verschiedener Toasts Studenten der Musikhochschule mit ihren Instrumenten das Podium erstiegen. Nach einer Suite aus der Fledermaus zur Untermalung der Nachspeise wartete das hingebungsvolle Ensemble mit einem Arrangement von Broadwaymelodien auf.
    Fräulein Kückebein sprach von Tanz.

Gartenfrühe
    Erholsamer Frieden. Räume, Bauten, Straßen waren sich selbst überlassen. Das Bettzeug raschelte, Bohlen knarrten für niemanden. Atem ging ruhig. Der Blick geschlossener Augen fiel ins Leere zurück. Die Wecker tickten, ihr Zeitfraß geschah zur Stunde unbemerkt. Geschlossene Blütenkelche warteten auf Tau. Das Schrille, Bedrängende war gebannt. Geld ruhte in Börsen, ein Taschentuch hing aus einer Hosentasche, Kummer und Ehrgeiz waren nicht erstorben, aber gemildert zu Schnaufen im Schlaf, fast gelösten Sorgenfalten auf der Stirn. Falls nicht Alptraum oder Traum die Nacht zum Fiasko oder Fest machten. Es war eine gute Verabredung, daß im vollendeten Dunkel die Menschen schliefen, die Bäume allein für sich rauschten, die Wellen des Rheins sich im Gestirneschimmer anschickten, Grenzen zu durchströmen, bald bewegt die Münsterfenster Nimwegens zu spiegeln, um dann, nach dem Raffineriestahl Rotterdams, vielleicht doch mit einem gewissen Schock vom Salz der Nordsee durchmengt zu werden. Der Weihbischof schlief in Köln, der gebraucht erworbene DKW-Meisterklasse des Ehepaars Heuser verlor halbstündlich ein Tröpfchen Öl in der Meerbuscher Garage, die Studenten der Hochschulcombo hatten ihren Auftritt noch länger nachgefeiert, Fräulein Kückebein war bis Hannover heimgereist und schlummerte im Bahnhofshotel neben einem bereits bearbeiteten Interview. Ein Haarnetz hielt die Frisur in Form, während die junge Republik sich vor allen Fenstern gewisse Ruhe gönnte. Bundesstraßen lagen kilometerweise still, Dohlen flatterten an der Zonengrenze auf, Feuerschein des Ruhrgebiets färbte Nachtgewölk dunkelrosa.
    Er schloß die Tür behutsam.
    Doch auch das Umkippen eines Hockers hatte den Gefährten nicht geweckt. Nach dem ersten Schluck Wein hatte Batak gemeint, daß ein Mosel Kabinett am erstaunlichsten die Nachwehen des Vorabends vertreibe, ja, die Lebensgeister neu entfache, und er hatte sich nach der Mokkacreme tüchtig nachschenken lassen. Nun ächzte er im Bett, hatte den Waschkrug mit Leitungswasser neben sich gestellt und war wieder auf sein «Dom» und «Dommm» verfallen, das jedoch aus bodenloser Ferne gemurmelt wurde. Ruhetage waren vonnöten, ein gesundes Erklimmen der Loreley, Abendbrot mit Apfelsaft.
    Der Flur des fünften Stocks lag mit einer Art Notbeleuchtung vor ihm wie der Kabinengang eines Dampfers. Sogar das Schwanken war leicht vorstellbar und zu fühlen. Die Augen hatte er zugemacht, doch geschlafen wohl keine Minute. Es waren zu viele der Stimmen, Eindrücke und Erinnerungen gewesen. Martha Mödl hatte Freikarten für den Troubadour versprochen, die Mutter ihn der Leiterin der Stadtbüchereien vorgestellt, der Pastor hatte von ihm wissen wollen, ob die chinesische Revolution die Christengemeinden verschone, die Kleinwüchsige ihn handstreichartig bedrängt, ob er «irgendwie zur Familie» gehöre oder womöglich ein Weggefährte von Klaus Mann, «der mancherlei Aufschluß über dessen Werk und Tod im Schatten des Vaters» geben könnte, gewesen sei. «Nein, nein, wir kannten uns nur flüchtig von einem Aufenthalt in München.»
    «Ach, Sie waren Gast des Hauses? Das ist hochinteressant.» Gottlob war Ernst Bertram dazwischengeschlichen, hatte beide Hände um seinen Arm gelegt und bekannt: «Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll.»
    Heuser war es egal, wie er aussah. Er hatte Hose und Hemd gegriffen, das Smokingjackett vom Haken genommen und war sockenlos in die Schuhe geschlüpft. Er brauchte Luft, Bewegung, matte andere Gedanken, und vielleicht lagen beim Nachtportier schon die Morgenzeitungen aus. War um diese Uhrzeit der Lift selbst zu bedienen? Er drückte den Knopf, durch das Schachtgitter klang das Motorsurren, Drahtseile glitten. Betörende Zuverlässigkeit. Die helle Kabine, in deren Spiegel der Blick zu vermeiden war, kam.
    «Fast noch gute Nacht oder auch schon guten Morgen, der Herr.»
    Klaus Heuser nickte dem Liftboy zu, der erfreulicherweise auch etwas blasser wirkte als

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