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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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wie ein kindisches Credo klingen. Aber sind sich Kinder », und sie preßte die Hände von früher noch einmal fester, « nicht instinktiv gewisser moralischer Grundsätze bewußt? Kinder wissen, was schwarz und was weiß ist, unterscheiden zwischen gut und böse. Die Botschaft, die ich vermitteln wollte, war immer ein direkter, ungeschminkter Appell – wie ich ja jetzt auch irgendwie appellieren will – an die menschliche Solidarität gegen die unmenschlichen Mächte der Dunkelheit und Zerstörung. Ich habe den Krieg der Völker gesehen und dahinter – hinter all seinem Schrecken und Stumpfsinn – die gewaltige Verheißung eines Friedens für die Völker der Erde . – Ach, mit allem, was ich tue, ich sitze zwischen den Stühlen, aber vielleicht ist der Platz gar nicht so schlecht. Es hat alles, eben auch solcher Sitzplatz, sein Gutes. Heißt es. – Tja. Und du?»
    Klaus Heuser stand wie betäubt. Nein, vollständig überrannt. Auf einem fernöstlichen Markt umtosten mehr Stimmen mit noch mehr Worten das Ohr, in Meerbusch auch, aber man fand sich zurecht. Ein Gutteil der fulminanten Offenbarung hatte er durchaus erfaßt, zumal jede freiwillige Auskunft in präzisem Deutsch und mit starker Mimik vorgetragen worden war. Tochter Thomas Manns, kämpferische Exilantin, moralischer Freigeist, wachsame Weltreporterin, sich Aufbäumende gegen Blitzkrieg, Rassenwahn und jedwede Unterdrückung, kein Zweifel, die Hände einer der starken Frauen des Zeitalters lösten sich von den seinen. Was wog sein privatistisches Entweichen aus heimatlicher Enge, sein stilles, oft genußreiches Leben in Julianabad, am Gelben Meer gegen dieses Ringen um die Zivilisation? Matsch, Monsunmatsch, Kontortage und Lampiontanz hatte er gemeistert. Doch war er nicht auch als phlegmatischer Bürger einer, der sich in kein Weltverbesserungsprogramm einspannen ließ, der nur gottbefohlen auf den Pazifischen Ozean schaute, durchaus ein Hindernis, eine schöne Bremse angesichts jeder Verführung zum Fanatismus?
    «Die Appeasementpolitik Chamberlains, dieses furchtsame Stillehalten der Franzosen haben das Verbrecherische erst möglich gemacht, Bildung, feiner Lebensstil und Demokratien haben versagt», schepperte es in seine friedvollen Wohlfahrtsgedanken.
    Sie trat einen Schritt zurück. Durch ein paar Blicke rundum hatte die Invasorin die dritte Gestalt im Bett längst wahrgenommen: «Willst du uns nicht vorstellen?»
    «Aber ja. Erika Mann, ich meine Gründgens, oder?» präsentierte er im Trubel versehentlich zuerst die Dame.
    «Was schwätzt du?» Der verärgerte Blick wandelte sich im Fluge zu Nachsicht. «Vom Herrn Reichsdarsteller bin ich seit einem Vierteljahrhundert geschieden.»
    «Ich dachte, du lebst hier oder besuchst ihn.» Diese Vermutung entfachte den flammenden Blick neu.
    «Ich habe vor zwanzig Jahren den, nennen wir’s Gefährten von Klaus und Christopher Isherwood geheiratet, den wirklich reizenden und fabelhaften Poeten Wystan Auden, und konnte dadurch Britin werden.»
    «Ach so.»
    «Es war ja ganz lustig oder eher lebhaft», sie legte ihm die Hand auf die Schulter. «Auden wußte natürlich, daß ich die Therese Giehse und dann das Annamirl Schwarzenbach liebte, oder meinetwegen beide zusammen, bevor später diese schwankenden Emotionen – ja, wo fände man denn wirklich Halt? – mit Gumpert in New York und schließlich die Tragödie mit Bruno Walter begannen, das Dirigier-Genie, gewiß der Vater meiner alten Freundin Lotte Walter, ein reifer Behüter, der seinerseits jugendlichen Zuspruch und Liebe brauchte. Walters Fau war kalt … Auden jedenfalls, wir hatten unsere Ehe rein brieflich vereinbart, der hübsche Auden war der einzige Mann, der seinerzeit auf dem Bahnhof von Malvern wartete, also ging ich auf diesen Fremden zu und sagte: It is so kind of you to marry me . Worauf er erklärte: Darling, how lovely to meet you . Danach rasten wir zum Standesamt, und er hatte meinen Namen vergessen. Aber auch so darf es mal zugehen, Klaus. Versinkt ja sonst alles in Stupidität und Mottenpulver. Immerhin hat der Gentleman mich nach meiner Abreise als sein Eheweib mit der Bemerkung geehrt: Perhaps I shall never see her again. But she is very nice .»
    «And that must be true», bestätigte Klaus Heuser.
    «Also, ich bin die Eri. Die Eri muß immer die Suppe salzen, wenn Sie verstehen, was das meint.»
    «Das ist Herr Batak Sumayputra.»
    «In Solingen kennengelernt? Allerhand.»
    «Sumatra. Er macht gerad’ ein Nickerchen.»

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