Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
Silhouette der Stadt. Mit einer guten Brise gewannen sie an Fahrt und glitten rasch übers Wasser, die Haare im Wind. Magdalena holte ihrenmitgebrachten Korb hervor, wickelte eine Flasche Champagner aus ihrem Schal und schwenkte sie hoch in der Luft. »Was sagen Sie dazu?«, rief sie übermütig.
»Champagner? Nicht schlecht!«, gab Paul zurück und wich einer kleinen Gischtwelle aus, die über den Bug schlug. Er wagte nicht zu sagen, dass er so etwas Teures noch nie getrunken hatte. Magdalena zauberte noch zwei geschliffene Kristallgläser hervor.
»Sie haben wohl an alles gedacht!«, schmunzelte er.
»Ja«, sie lachte laut auf, »und jetzt sind Sie wohl sehr enttäuscht von mir. Eine Tochter aus gutem Hause, die Champagner trinkt!«
»Ich habe längst an Ihren Augen gesehen, dass Sie kein so braves Mädchen sind, wie Sie vorgeben!«, meinte Paul nicht ganz ernst.
Sie sah ihn offen und direkt an. »Stimmt. Ich weiß genau, was ich will, und würde mich nie im Leben bevormunden lassen.« Der kleine spöttische Funke, der jetzt in seinem Blick aufblitzte, brachte sie jedoch etwas aus der Fassung.
»Sie haben ein gesundes Selbstbewusstsein. Aber das gefällt mir.«
Sie senkte die Lider.
»Wollen Sie die Flasche nicht öffnen?«, lenkte sie ab. Paul betrachtete fachmännisch das Etikett und überlegte, wie das zu bewerkstelligen wäre. »Klar, geben Sie nur her«, tat er überlegen, »aber halten Sie solange das Steuer fest, sonst machen wir eine Halse und kentern! Das kann wirklich sehr schnell gehen.«
Sie nahm die Pinne in die Hand und versuchte zu steuern, während er am Verschluss herumnestelte, bis der Korken sich plötzlich mit einem lauten Knall löste und der Inhalt herausschoss.
»Oh, das tut mir leid«, sagte er bedauernd und betrachtete die dunklen Flecken auf ihrem seidenen Sommerkleid. Jetzt hatteer in seiner Ungeschicklichkeit auch noch die Hälfte des teuren Tropfens verschüttet! »Habe ich Ihr Kleid ruiniert?«
»Ach, das macht nichts. Es war ohnehin nicht mehr das Neueste. Geben Sie her«, lachte Magdalena übermütig und füllte die Gläser, die ein wenig wacklig auf dem Holzdeck standen, mit dem schäumenden Nass. »Um den Champagner ist es nicht schade. Wir haben noch mindestens hundert Flaschen davon im Keller, aber Mama mag ihn nicht. Er war Vaters Lieblingssorte – aber leider konnte er gar nicht mehr alles austrinken. Zum Wohl!«, sie prostete ihm zu und fühlte sich dabei ausgesprochen erwachsen. Sie leerte wie Paul ihr Glas in einem Zug und schenkte erneut ein. Er sah sie an und spürte, wie ihm das ungewohnte Getränk prickelnd zu Kopf stieg. »Wir … wir sollten ruhig du zueinander sagen. Das ist beim Segeln so üblich.«
Sie nickte zustimmend. Er wagte es, den Arm um sie zu legen, und damit war sie ihm so nahe, dass er das frische Parfum ihrer Haut mit dem leisen Duft nach Honig und Rosenwasser roch. Der Wind wehte ihr in einer scharfen Bö das Haar ins Gesicht, und er hob die Hand, um es sanft zur Seite zu streichen.
»Und ein Kuss gehört eigentlich auch dazu«, setzte er forscher als beabsichtigt hinzu. Magdalena antwortete nicht, aber er hatte den Eindruck, dass der Champagner genauso wie bei ihm ihre sonst so klaren Sinne verwirrte und alle Grenzen zu verwischen begann. Sie schloss die Augen wie unter einem sanften Schwindel vor seinem blauen, fordernden Blick und hob ihm langsam ihr Gesicht entgegen, bis sich ihre Lippen wie von selbst trafen, um sich eine ganze Weile nicht mehr loszulassen. Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der sie die Welt um sich herum vergessen ließ. Das Boot schaukelte leise, aber die See war wieder ruhiger geworden und der Wind gemäßigt. Verwirrt sah sie ihn an, als er sie plötzlich losließ.
»Dieser Champagner, den Sie … pardon, denn du da mitgebracht hast, hat es wirklich in sich. So was trinkt man schließlichnicht jeden Tag.« Er lächelte verlegen, legte einen Arm um sie und ergriff mit der anderen Hand das Steuer, um das abgetriebene Boot zum Ufer zurückzulenken. Dann küssten sie sich wieder und wieder, und Magdalena hätte für immer so dahinfahren können, beschwingt, gehalten von seinen starken Armen, berauschende Küsse tauschend, die Sonne in ihrem Gesicht und den Geschmack des Champagners auf der Zunge. Sie hatten nicht gemerkt, wie die Zeit verging, aber der Wellengang wurde plötzlich etwas stärker, denn die kleinen Wolken am Horizont hatten sich zu einer trüben Decke verdichtet. Paul erhob sich und steuerte
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