Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
zu. »Ich danke Ihnen. Viel Glück! Gott wird Ihnen Ihren Einsatz lohnen! Ich verlasse mich auf Sie!«
»Komm«, sagte er hastig zu Magdalena und zog sie mit sich fort, »komm schnell mit mir!«
»Wohin? Was hast du vor?«, fragte sie, Paula fest an sich drückend, die, den Daumen im Mund, trotz des Trubels um sie herum eingeschlafen war.
»Ich werde dir später alles erzählen. Sei ganz ruhig. Du musst Vertrauen zu mir haben. Siehst du den Geländewagen dort drüben?«, er wies auf den dunklen Schatten des Fahrzeugs. »Steig ein, duck dich mit Paula auf den Rücksitz, leg die Plane über euch beide. Und sieh zu, dass die Kleine ruhig bleibt. Ich bin gleich bei dir.«
Er nahm seinen Rucksack, sammelte das Seil und die beidenHandgranaten, die noch übrig waren, ein und stieg in den Wagen. Ungeachtet der britischen Division, den zweimotorigen Bombern, die jetzt mit unheilvollem Brummen herangeflogen kamen, gab er, ohne Licht einzuschalten, Vollgas und brauste über die holprigen Straßen, die rechts und links etliche Löcher aufwiesen. In einer ausgebrannten Fabrikhalle parkte er das Fahrzeug und wartete ab, bis die Maschinen abdrehten und im fahlen Licht der Morgendämmerung verschwanden. In der Ferne hörte man jetzt auch schon das Signal des Krankenwagens. Er schloss die Uniformjacke bis zum obersten Knopf, die ihn als Oberleutnant auswies, setzte die Mütze auf und fuhr los.
Bei der nächsten Kontrolle an einer Straßensperre zeigte er seinen Passierschein und sagte sein Sprüchlein über den Kurierauftrag des Verteidigungsbereiches auf, durch den alle Ausbildungsverbände von Panzertruppen über ihren Einsatz an der Front informiert werden sollten, um den rasanten Vormarsch der Alliierten zu stoppen. Die Soldaten bestätigten seine Meldung, grüßten, und der Wagen durfte ungehindert sämtliche Sperren passieren.
Magdalena war die ganze Zeit unter der Plane geblieben und hatte sich nicht gerührt. Sie hielt beinahe den Atem an, während Paula ruhig in ihrem Arm schlief.
Alles ging gut, und sie konnten ihre Fahrt aus Berlin heraus durch Waldstücke und auf Nebenstraßen ungehindert fortsetzen. Trotzdem fühlten sie sich noch unsicher. Obwohl man Paul immer wieder ohne Durchsuchen des Wagens nach dem Kontrollieren der Papiere durchwinkte, war die Gefahr einer Entdeckung oder eine Berührung mit feindlichen Truppenverbänden ständig gegeben. Gegen Abend fanden sie Unterkunft bei einem Bauern in der Nähe von Bayreuth.
»Die Amis sind fast schon in Würzburg«, flüsterte ihnen der alte Mann ängstlich zu und bekreuzigte sich. »Was wird jetzt bloß werden?«
Paul konnte ihm keine Antwort darauf geben, aber am nächsten Morgen handelte er ihm vorsichtshalber außer einer Heugabel eine alte Jacke und Hose ab, sowie für Magdalena einen Bauernrock mit Bluse, der seiner Frau gehörte. Sie fuhren auf Feldwegen weiter, bis sie nach Heilbronn kamen. Dort ließen sie den Wagen irgendwo in einem Waldstück stehen und wechselten die Kleidung. Magdalenas blonde Haare verschwanden jetzt unsichtbar unter einem groben, ins Gesicht gezogenen Kopftuch und ihre zarte Figur unter dem unförmigen Rock. Mit der Heugabel bewaffnet, gingen sie an der Jagst entlang zu Fuß weiter, bis sie ein kleines Dorf namens Möckmühl erreichten, in dem vor jedem Haus ein Misthaufen lag, das Blöken der Kühe im Stall zu hören war und der trügerische Friede ländlicher Stille herrschte. Magdalena hatte bei dem langen Marsch die Zähne zusammengebissen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihr verstauchter Fuß bei jedem Schritt schmerzte. Alles war ruhig, von den Amerikanern noch nichts zu sehen, und es schien so, als habe der Krieg hier kaum Spuren hinterlassen. Sie kehrten in dem bescheidenen Gasthof mit dem Blechschild »Zum Bären« ein, bestellten ein Zimmer und die »Maultaschen«, die als einziges Mahl angeboten wurden.
Paula spielte auf dem Hof, tapste auf ihren kleinen Beinchen unsicher umher und scheuchte das Federvieh auf, das dort umherlief. Noch nie im Leben hatte das Kind ein lebendes Huhn gesehen! Die junge Wirtin, eine kräftige Frau, das rote Haar zu einem dicken Zopf um den Kopf geschlungen, scharwenzelte um die beiden Fremden herum, schenkte ihnen sauren Most ein und verschwand dann in der Küche, um das Essen zu bereiten.
»Weißt du noch?«, flüsterte Magdalena Paul ins Ohr, der den Blick nicht von ihr lassen konnte. »Damals bei unserem Segelausflug? Die kleine Wirtschaft am Pregel – die Königsberger
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