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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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von Ihren Majestäten dazu aufgefordert würde.«
    »Ein wackerer Apostel!«
    »Einen Tag später nimmt der Herzog von Maine Urlaub und geht nach Soissons. Zwei Tage darauf reist Monsieur de Nevers in sein
     Gouvernement Champagne. Und der Herzog von Bouillon, der anscheinend keine Eile hat zu gehen, spielt den heiligen Johannes
     mit dem Goldmund. Erst verrät er, daß die Großen sich alle in Mézières sammeln wollen, aber als er sieht, daß dieser Verrat
     ihm nichts einbringt, läuft er ihnen hinterher, nicht ohne Ihren Majestäten zu versprechen, er werde sie an ihre Pflichten
     erinnern.«
    »Wo liegt Mézières?« fragte La Surie.
    »Mézières ist das Tor zu den Ardennen«, sagte mein Vater. »Und was mehr bedeutet, das stark befestigte Tor an einer Schleife
     der Meuse, nur zwei Schritt von den spanischen Niederlanden entfernt, wohin die Großen sich vermutlich zurückzuziehen gedenken,
     falls die Dinge für sie schlecht ausgehen, oder woher sie sich Verstärkung erhoffen. Aber, wie sind die Großen auf Mézières
     gekommen?«
    »Der Herzog von Nevers hat die Stadt mit Gewalt eingenommen und den königlichen Leutnant verjagt.«
    »Wie denn das?«
    »Mit zwei Kanonen aus La Cassine und zwei aus Sedan.«
    »Vier Kanonen, Erbarmen!« rief mein Vater. »Da haben wir im Arsenal über hundert Kanonen aller Kaliber stehen, neu angeschafft
     von Sully und vom seligen König! Worauf wartet man, gegen die Verräter loszuschlagen?«
    »Ach, mein Freund!« sagte Madame de Guise. »Man sieht, Ihr kennt die Regentin schlecht.«
    |232| »Was tut sie denn?«
    »Sie berät … Immerhin aber hat sie den Herzog von Vendôme 1 festnehmen lassen, als er gleichfalls nach Mézières aufbrechen wollte, und hat ihn im Louvre eingesperrt, nur daß er acht Tage später geflohen ist.«
    »Warum hat sie ihn nicht in die Bastille gesteckt!« rief ich.
    »Genau das, Söhnchen, hat Euer kleiner König auch gesagt! Aber er ist erst dreizehn, auf ihn hört doch niemand. Und Vendôme
     ist in sein Gouvernement Bretagne entwischt und verschanzt sich dort.«
    »Aber, was wollen sie denn alle?« rief La Surie.
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?« sagte Madame de Guise, indem sie ihre molligen weißen Hände hob: »Sie wollen, was sie von
     der Regentin zu Beginn ihrer Regentschaft so leicht bekommen haben: Geld und nochmals Geld! Sie wüten vor Eifersucht auf diesen
     Goldstrom, der sich aus dem Schatz tagtäglich über die Marschälle von Ancre ergießt, und wollen ihn zu sich ableiten.«
    »Und was tut die Königin?«
    »Ich sagte doch, sie berät! Ohne daß es zu einer Entscheidung kommt, weil im Rat sowohl die Partei sitzt, die Frieden um jeden
     Preis will – und ›um jeden Preis‹ trifft die Sache! –, wie auch die Partei, die den Großen eins draufgeben will.«
    »Und wer ist für den Frieden?«
    »Der Marschall von Ancre.«
    »Wieso?«
    »Weil die Regentin für den Kriegsfall versprochen hat, den Oberbefehl des Heeres meinem Sohn Guise zu geben.«
    »Und warum verlangt der Marschall von Ancre den nicht für sich?«
    »Außer daß er keine Eile hat, seine militärische Nichtigkeit zu beweisen, sieht er nicht, was er bei einem Krieg gegen die
     Großen gewinnen kann oder was er verliert, wenn er sich mit ihnen versteht. Wahrscheinlich denkt er, sollen aus dem Staatsschatz
     doch getrost zwei Flüsse gleichzeitig fließen. Was schert es ihn, wenn der versiegt?«
    |233| »Und wer ist für den Krieg?«
    »Alle guten Franzosen: Kardinal de Joyeuse, Minister Villeroy, Präsident Jeannin und ich.« Und dieses ›ich‹ wurde gesprochen,
     als wäre Madame de Guise die Vizekönigin von Frankreich.
    »Ihr, Madame?« rief ich.
    »Ja, ich!« sagte Madame de Guise und legte die Hände flach neben ihren Teller. »Ist es nicht meine Pflicht«, fuhr sie, den
     Kopf aufwerfend, fort, »alles zu tun, damit die Regentin dem Herzog von Guise den Oberbefehl des Heeres gibt? Und findet Ihr
     nicht, es ist an der Zeit – bei dem Alter und der Hinfälligkeit von Monsieur de Montmorency –, daß ich für meinen Sohn das
     Konnetabelamt erstrebe?«
    Ohne daß die Lippen meines Vaters sich im mindesten bewegten, blitzte ein Lächeln aus seinen Augäpfeln, und die Krähenfüße
     um seine Augen fältelten sich. Es gab einen schweigenden Blickwechsel zwischen ihm, La Surie und mir. Denn so lautstark meine
     liebe Patin die Großen auch schmähte, zu denen sie selbst gehörte, dachte sie doch genauso wie sie. Jedenfalls war es sonnenklar:
     die ›gute

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