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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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und da er die wachsten Augen und Ohren sämtlicher Pagen im Louvre hatte, war es verblüffend,
     was er alles wußte über diesen und jenen, sogar über die Höchstgestellten – und wie vergnüglich er es erzählte.
    »Monsieur«, sagte er eines Abends, »Ihr runzelt die Stirn. Seid Ihr mißgestimmt?«
    »Nein, aber ich mache mir einige Sorgen um das Reich bei dieser Prinzenrevolte.«
    »Darf ich sprechen, Monsieur?«
    »Wenn deine Rede Saft und Pfeffer hat, bitte.«
    »Ich denke schon, Monsieur.«
    »Gut. Ich höre.«
    »Zuerst, Monsieur«, sagte La Barge, »müßt Ihr wissen, daß ich verliebt bin. Sie heißt Gina.«
    »Und ist Zofe bei der Königin?«
    »Nein, Monsieur, viel mehr! Sie ist Pflegerin der Füße Ihrer Majestät. Sie wäscht der Königin die Füße, massiert und salbt
     sie, feilt die Nägel, entfernt Hornhaut.«
    »Und wie weit bist du bei dieser Gina?«
    »Am Ziel, Monsieur!«
    »Bravo! Aber daß du die Ärmste nicht schwängerst!«
    »Keine Gefahr, Monsieur. Ginas Mutter ist Hebamme in Florenz und hat sie das Verhüten gelehrt.«
    »Schön, mein Sohn, und wo sind Saft und Pfeffer?«
    »Die kommen, Monsieur. Vorher müßt Ihr noch wissen, Gina ist das geschwätzigste Mädchen der Welt. Und so erfuhr ich aus ihrem
     Mund, wie die Königin den Minister Villeroy empfing, während Gina ihr die Füße wusch.«
    »Und das soll ich glauben?« rief ich. »Die Königin empfängt ihren Minister, wenn sie die Füße im Zuber hat?«
    »Oh, Monsieur! Die Königin macht noch ganz anderes, tugendsam, aber überhaupt nicht schamhaft, wie sie ist! Im Sommer, bei
     großer Hitze, hält sie Siesta ohne Röcke, ohne Mieder. Und so entblößt, hat sie mit dem Gardehauptmann de Thermes gesprochen,
     als ob nichts dabei wäre.«
    »Gott verhüte, daß ich die Königin schmähe, was immer sie auch tun möge!« sagte ich fromm. »Weiter, La Barge. Was wollte Villeroy?«
    |237| »Er schlug vor, daß die Regentin, wenn sie keinen Krieg machen wolle, Condé und die Seinen gehörig erschrecken solle, damit
     sie zur Besinnung kämen. Es würde genügen, sagte er, wenn die Königin Truppen zusammenzöge und nach Reims ginge. ›Reims‹,
     sagte Monsieur de Villeroy, ›liegt vier Marschstunden von Mézières entfernt, und derweise bedrängt, kommen die Großen entweder
     nach Reims und unterwerfen sich, oder sie ziehen sich hinter die Reichsgrenzen zurück. In beiden Fällen wäre man sie los,
     und Mézières und die Champagne fielen in die Hände des Königs.‹ Natürlich hat Gina das nicht so klar und zusammenhängend wiedergegeben,
     weil sie sich statt an die Hauptsache mehr an Nebensachen hielt.«
    »Was für Nebensachen?«
    »Die Schuhe des Ministers, ihr altmodischer Schnitt, ihre Schnallen.«
    »Wieso, verflixt, interessierten die sie?«
    »Na, sie saß doch zu Füßen der Königin und hatte sie ständig vor Augen.«
    »Das leuchtet ein«, sagte ich lachend. »Und was antwortete die Königin auf Villeroys vernünftige Worte?«
    »Sie hätte kein Geld für eine Reise nach Reims.«
    »Das hätte sie, wenn sie nicht soviel verschwendete.«
    »Monsieur«, sagte La Barge, »Gott verhüte, daß wir die Königin schmähen, was sie auch tun möge.«
    »Weiter!«
    »›Madame‹, sagte Villeroy, ›es gibt den Kriegsschatz in der Bastille.‹ – ›Aber, Ihr wißt, Monsieur de Villeroy‹, sagte die
     Königin seufzend, ›daß ich daran nicht rühren darf.‹ – ›In Friedenszeiten, Madame‹, erwiderte der Minister, ›dürft Ihr daran
     nicht rühren, in der Tat, im Kriegsfall jedoch und um den Aufstand der Prinzen zu bekämpfen, wird Euch der Rechnungshof eine
     Zahlung nicht verweigern.‹ – ›Gut, Monsieur de Villeroy‹, sagte die Königin, ›ich will es bedenken‹, und schwenkte die Füße
     im Zuber.«
    »Das hast du hinzuerfunden, La Barge!«
    »Ja, Monsieur, ich dachte, es macht sich gut.«
    »Halte dich an die Tatsachen, La Barge, sonst glaube ich dir gar nichts.«
    »Was jetzt folgt, könnt Ihr gar nicht anders als glauben, Herr Chevalier. Es liegt in der Natur der Sache. Kaum war Monsieur |238| de Villeroy fort, ließ sich die Spinne Concini von der Decke herab, um Villeroys Gewebe zu zerstören. Bei dem Wort ›Schatz
     der Bastille‹ aus dem Mund der Königin geriet sie jedoch in Ekstase. ›Nehmt die Zahlung, Madame! Wenn Ihr das Geld habt, könnt
     Ihr Euch immer noch anders besinnen.‹ – ›Wieso?‹ fragte die Königin, die nicht begriff, welchen Trick die Concini ihr vorschlug.
     ›Ganz

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