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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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einfach‹, sagte die Concini, ›sagt, Ihr wollt Krieg führen, nehmt die Zahlung und nehmt reichlich, an die zweieinhalb
     Millionen Livres. Dann handelt Ihr mit den Prinzen gegen eine Million den Frieden aus, und den Rest behaltet Ihr für Euch.‹«
    »›Für uns‹ wäre genauer gewesen«, sagte ich und verstummte. Die Niedertracht dieses Plans verblüffte mich.
    »Und stimmte die Königin zu?« fragte ich dann.
    »Sie schwankte zunächst und hätte noch länger geschwankt, hätte die Concini nicht das entscheidende Argument gefunden. ›Madame,
     seid Ihr es nicht leid, den Goldschmieden diese riesigen jährlichen Zinsen für das Diamantenarmband zu zahlen, das Ihr vor
     sieben Jahren auf Kredit gekauft habt?‹ – ›Aber‹, sagte die Königin, ›wie kann ich den Rechnungshof über meine Absichten täuschen?‹
     – ›Werbt Schweizer an, Madame‹ sagte die Concini, die um keine Antwort verlegen war, ›sechs tausend Schweizer! Wenn Ihr Eure Kräfte verstärkt, denkt keiner, daß Ihr auf Frieden aus seid.‹«
    Leser, ich muß gestehen, daß ich diesen Bericht zuerst so unfaßlich und die Intrige, die er enthüllte, so schändlich fand,
     daß ich der Geschichte lange keinen Glauben schenken mochte. Doch die Zukunft beglaubigte sie in so vielen Punkten, daß ich
     nicht mehr umhin konnte, ihn ernster zu nehmen als beim ersten Hören. Tatsachen und Beweise stelle ich Ihren Überlegungen
     frei:
primo,
die Königin erhielt vom Rechnungshof tatsächlich die Summe von zweieinhalb Millionen Livres, um Krieg gegen die Großen zu
     führen.
Secundo
: sie stellte tatsächlich sechstausend Schweizer ein, aber anstatt mit ihren derweise verstärkten Kräften das Haupt der Rebellion
     zu zertreten, entsandte sie den Präsidenten De Thou nach Mézières, um mit den Prinzen einen Vergleich auszuhandeln.
Tertio
: für eine Million Livres schloß sie mit ihnen Frieden.
Quarto
: sie zahlte den Goldschmieden jene vierhundertfünfzigtausend Livres, die sie ihnen seit sieben Jahren für ihr Diamantarmband
     schuldete.
    |239| Dieses Armband war das größte, schwerste und kostspieligste, das ich je im Leben an einem weiblichen Handgelenk sah. Die Königin
     trug es zum erstenmal im Jahr 1607 auf dem Ball der Herzogin von Guise, zum großen Zorn Henri Quatres, der sich weigerte,
     den Preis zu begleichen: was erklärt, daß die Königin es auf Kredit erwarb und dafür sieben Jahre Zinsen zahlte – nicht etwa
     die Kaufsumme, nur die Zinsen –, so daß der Preis im Lauf der sieben Jahre aufs Doppelte gestiegen war. Verständlich, wie
     erleichtert die Königin die Kaufsumme abgalt, als sie das Geld in Händen hatte, das sie dem Rechnungshof abgelistet hatte.
     Und meines Erachtens tat sie es mit um so leichterem Herzen, als ihr, nachdem sie die Großen geschmiert, die Schweizer bezahlt
     und den Preis für das berühmte Schmuckstück entrichtet hatte, noch fast eine Million Livres übrigblieben für ihre kleinen
     Vergnügen … Dies war, wenn ich so sagen darf, das Nadelgeld, das sie aus einer Staatsaffäre abzweigte, die immerhin die Einheit
     des Reiches bedrohte und es übrigens stark erschüttert zurückließ bis ans Ende dieser heillosen Regentschaft. Die Höhe des
     Nadelgeldes, das die Concini ihrerseits von dem königlichen Nadelgeld einstrich, entzieht sich jeder Kenntnis, doch wette
     ich, es war nicht klein, da die Engvertraute nicht verfehlt haben dürfte, ihrer Herrin klarzumachen, wessen Hirn die schlaue
combinazione
ersonnen hatte.
    ***
    Während ich zur Fortführung dieser Memoiren in meinem Tagebuch blättere, lese ich unter dem zehnten März 1614 die folgende Notiz:
Der König gibt seinen Kindern ein Essen. Das sentimentale Wildschwein. Der König empfängt Präsident De Thou.
    Was dieses Wildschwein zwischen dem Diner der Kinder und Präsident De Thou, dem großen, klugen und gewandten Gerichtsherrn,
     zu suchen hat, weiß ich nicht mehr. Und warum ich es ›sentimental‹ nannte, noch weniger. Dafür fällt mir bei angestrengtem
     Nachdenken Stück für Stück jenes Essen wieder ein, auch was Präsident De Thou gesagt und wie bemerkenswert Ludwig ihm geantwortet
     hat. Aber merkwürdig, da ich mich der Worte dieses kurzen Zwiegesprächs entsinne, ja seiner Töne auf beiden Seiten sogar,
     überwindet mein Gedächtnis sozusagen die Zeit, der Nebel des Vergessens lichtet |240| sich, und auch die Geschichte des kleinen Wildschweins, das seiner Liebe zum Opfer fiel, kehrt wieder.
    Besagte ›Kinder‹

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