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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Offizieren sprach,
     bald wie ein Standbild auf seinem Roß verharrte und zusah, wie die Truppe marschierte, |250| sich teilte und wieder zusammenschloß, sich wieder trennte und bei diesen Exerzitien mal im Schritt ging, mal in Laufschritt
     oder Sturmschritt fiel.
    Ludwig, der überall ein Halbdutzend Offiziere um sich hatte, schien die Manöver nicht nur zu beobachten, sondern auch zu inspirieren,
     denn mehr als einmal sah ich einen Meldegänger von seinem kleinen Generalstab zu einem der Bataillone sprengen, als ob er
     Befehle überbrächte. Derweise war Ludwig drei für mich endlose Stunden voll beschäftigt, und als er zu uns zurückkam, Pferd
     und Zügel dem Gardisten überließ und zu uns in die Karosse stieg, wirkte sein windgepeitschtes Gesicht glücklich und zuversichtlich.
     Mit einem wohligen Seufzer lehnte er sich in die Sammetpolster, und als Héroard ihn fragte, ob er nicht zu erschöpft sei,
     antwortete er nein, er habe nur einen Wolfshunger.
    Vitry, der sich ebenso abgemüht hatte wie er, hätte dasselbe sagen können. Und sowie die Karosse anfuhr, zog er eine kleine
     Waffel aus dem Ärmel und wollte, mit der linken Hand die rechte abdeckend, heimlich davon abbeißen. Was aber Ludwig nicht
     entging, und halb tadelnd, halb lachend sagte er: »Vitry, wollt Ihr meine Karosse zur Wirtschaft machen?«
    Vitry lief rot an und ließ seine Waffel verschwinden wie ein ertappter Schüler. Die Runde lächelte.
     
    In der Gewißheit, daß der König, anstatt die Heeresmacht zu befehligen, seine Garden manövrieren ließ, gab sich Prinz Condé
     mit der Schenkung nicht zufrieden, die ihm von den Abgesandten der Regentin angeboten und bis auf vierhundertfünfzigtausend
     Livres gesteigert wurde – eine gewaltige Summe! Er verlangte außerdem, daß ihm auf immer das Gouvernement der Stadt Amboise
     an der Loire abgetreten werde, ›zu seiner Sicherheit‹, wie er sagte, ganz als hätte er eine Regentin dermaßen zu fürchten,
     die zwar genug Männer hatte, seine kleine Truppe im Handumdrehen zu zermalmen, ihn aber trotzdem lieber mit Gold überhäufte.
    Die unerhörte Anmaßung spaltete den Ministerrat. Villeroy und Präsident Jeannin widersetzten sich mit aller Härte, Amboise
     einem protestantischen Prinzen zu überlassen, weil die Loire den Provinzen zu nahe war, wo die Hugenotten die Oberhand hatten.
     Die Marschälle von Ancre indessen wollten ihm |251| die Stadt unbedingt geben, um zu verhindern, daß, falls die Verhandlungen scheiterten und es zum Krieg käme, der junge Herzog
     von Guise den Oberbefehl über die königlichen Truppen erhielte.
    Der Streit erreichte schrille Höhepunkte, als die Damen sich einschalteten. Meine Halbschwester, die schöne Prinzessin Conti,
     griff aufs heftigste und mit scharfen Worten die Concini an, indem sie ihr vorwarf, ihrem Bruder durch ihre Friedensbereitschaft
     schaden zu wollen. Doch die Spinne war giftig. Abends ließ sie sich von der Decke herab, beklagte sich tränenreich über die
     Unverschämtheit der Prinzessin gegen sie und erklärte Ihrer Majestät, wenn sie Condé wegen der Stadt Amboise bekriege, werde
     sie gänzlich unter die Herrschaft des Hauses Guise fallen.
    Als der Rat am nächsten Tag zusammentrat, war die Königin laut umlaufendem Gerücht entschlossen, Amboise preiszugeben. Wer
     Ludwig dieses Gerücht zutrug, weiß ich nicht, noch wer ihm die strategische Bedeutung eines Pfandes erläuterte, das man dem
     Prinzen Condé so leichtfertig abtreten wollte. Doch sein Entschluß war schnell gefaßt: er ging zum Angriff über. Kaum hatte
     er den Saal betreten, wo der Rat tagte, wandte er sich offen an die Königin und sagte: »Frau Mutter! Gebt Amboise nicht her!
     Wenn der Prinz sich einigen will, soll er sich einigen!«
    Die Königin wurde rot vor Überraschung und Zorn, derweise von einem Sohn angesprochen zu werden, den sie nicht liebte und
     als Kind abtat.
    »Sire«, fragte sie, indem sie vergaß, daß Ludwig seine Quellen nie preisgab, »wer gibt Euch solchen Rat? Doch nur jemand,
     der weder Euer noch des Reiches Wohl will.«
    Der König hielt es für klug, auf die verächtliche Frage seiner Mutter nicht einzugehen. Er hielt am Grund des Problems fest
     und sagte aus aller Kraft: »Frau Mutter, gebt diese Stadt auf keinen Fall her! Soll der Prinz tun, was ihm beliebt!«
    Ohne ein weiteres Wort grüßte er die Königin und verließ den Saal.
     
    Dies wurde mir ein paar Tage später vom Minister Villeroy berichtet. Er war damals

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