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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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und Kniefällen das
     Wort ergriff, geschah dies mit wohlgesuchten |411| Gründen und in Formulierungen, die zeigten, daß sie Hilfe von der Concini oder von Barbin erhalten hatte, vermutlich sogar
     von beiden, denn gab die eine die Anregung, so gab der andere dieser Anregung wohl die Form.
    »Sire«, sagte sie, »Ihr seid nun weit über fünfzehn Jahre alt, Ihr seid groß geworden und habt die nötigen Gaben, glücklich
     zu herrschen. Und ich will meinerseits nicht, daß Ihr glauben könntet, ich wäre von dem übermäßigen Wunsche besessen, den
     Staat zu regieren. Auch habe ich mich dazu nicht aus persönlichem Ehrgeiz entschlossen, sondern einzig, um Euch gut zu dienen.«
    Hiermit hielt sie inne, wie um ihren Sohn aufzufordern, daß er ihre Worte aufgreife oder Ihr seinen Dank ausspreche. Er tat
     weder das eine noch das andere, er verneigte sich lediglich.
    »Kurzum, Sire«, fuhr sie fort, »ich wünsche mich von der Sorge um Eure Geschäfte zurückzuziehen und bitte Euch, wollet einen
     Tag festsetzen, um mit mir vor das Parlament zu treten, welchem ich meinen Wunsch mitteilen will, Euch künftig die Führung
     zu überlassen.«
    Was, zum Teufel, dachte ich, hat das Parlament dabei zu suchen? Ludwig ist König. Er ist großjährig. Wenn das Angebot aufrichtig
     ist, braucht Maria sich nur zurückzuziehen, damit Ludwig in seine Rechte treten kann.
    Wieder machte die Königinmutter eine Pause, und wieder sprach der König kein Wort. Die Augen aller Anwesenden, nicht nur die
     seiner Mutter, hafteten an seinem Gesicht, aber es verriet nichts.
    »Sicherlich findet Ihr, Sire«, fuhr sie fort, »daß die Dinge in der Vergangenheit nicht so glücklich geführt wurden, wie es
     wünschenswert wäre. Gleichwohl habe ich alles getan, was ich konnte, und alles, was ich mußte, um Euren Thron zu festigen.
     Und es grämt mich, daß ich mich nach so vielen Beweisen meiner Leidenschaft für das Wohl des Staates gegen heimliche Verleumdungen
     wehren muß.«
    Sieh einer an! dachte ich, offenbar diente es nur dem Wohl des Staates, daß sie soeben vierhundertfünfzigtausend Livres an
     Concini gezahlt hat, damit er sein Haus herrichten kann, und offenbar war es eine Verleumdung, das Gegenteil zu behaupten
     oder es auch nur zu denken, in welchem Fall besagte Verleumdung zur ›heimlichen‹ würde.
    |412| Dieser Anschuldigung, die auf seine Umgebung und vor allem auf Monsieur de Luynes zielte, mußte Ludwig entgegentreten und
     zwar grundsätzlich, was er wie gewöhnlich mit wenigen Worten tat.
    »Madame«, sagte er, »niemand hat zu mir in Begriffen gesprochen, die Eurer Würde nicht geziemten.«
    Hiermit machte er der Königin erneut eine Verneigung und fuhr im Ton höchsten Respektes fort, hinter dem mir Kühle, wenn nicht
     ein gewisser Spott zu liegen schien.
    »Was Euer Angebot betrifft, Madame, so macht es Euch hohe Ehre. Da ich mit Eurer Verwaltung jedoch sehr zufrieden bin, wünsche
     ich nicht, so dringlich es Euch auch darum zu tun sein mag, daß Ihr die Führung meiner Geschäfte aufgebt.«
    Die Königinmutter hatte allen Grund, mit dieser Antwort zufrieden zu sein, weil sie ihre Wünsche erfüllte. Trotzdem, wenn
     ich ihre plumpe, starre Physiognomie recht betrachtete, schien sie es mir nur halb. Denn sie hatte Falsches vorgebracht, um
     das Wahre zu erfahren, und die Antwort ihres Sohnes war zu schön, um nicht falsch zu sein. Wie konnte sie, nachdem sie
Rinaldos Erlösung
gesehen hatte, noch zweifeln, daß der König aus allen Kräften nach der Regierung strebte?
    Leider war es im Rollenbuch der Königin nicht vorgesehen, von Ludwig eine offene Erklärung zu erhalten, die, um aufrichtig
     zu sein, als erstes die Frage nach Concinis außerordentlicher Stellung im Staat hätte erheben müssen. Da Maria das Gespräch
     mit einem ausgesprochen heuchlerischen Angebot eröffnet hatte, konnte sie nur in derselben Tonlage fortfahren und mit liebreichsten
     Versprechungen schließen, um Ludwig einzulullen und seinen Günstling zu besänftigen.
    »Sire«, sprach sie, »wenn Ihr wünscht, daß ich meine Regierung fortsetze, müßt Ihr künftig die Pflichten meines Amtes mit
     mir teilen. Ich übernehme die Mühsal. Euer sei der Ruhm. Ich sorge für die Ablehnungen. Laßt Ihr die Gnade walten. (Diese
     schöne Rhetorik war von Barbin: die Königin war dazu außerstande.) Ich stelle es Euch anheim, nach Eurem Gefallen über freiwerdende
     Ämter zu verfügen. Wenn Ihr unter anderem die Fürsorge von Monsieur de Luynes mit

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