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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Richelieu,
     der zum Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten und für den Kriegsfall ernannt worden war und sich seiner Aufgabe mit
     einem Eifer widmete, der ihm in einer Proklamation der Prinzen den Angriff eintrug, eine der Kreaturen Concinis zu sein, ›unwürdige
     Leute, unerfahren in der Staatsführung und zur Servilität geschaffen‹. Allerdings ist es wahr, daß Richelieu damals servil
     gegenüber einem niedrigen Abenteurer war, der ihn wie seinen Sklaven behandelte und dessen Beleidigungen er bald nicht mehr
     ertrug. Und wahr ist auch, daß seine Diplomatie noch der Erfahrung ermangelte und zu |418| ehrgeizig übers Ziel hinausschoß. Aber bei der Organisation des Krieges tat seine Energie Wunder. Und seine gewandte Feder
     brillierte in den Manifesten.
    Jene der Großen troffen vor Verlogenheit, daß es einen ekeln konnte: Ihr Ziel, so getrauten sie sich zu proklamieren, sei
     es, ›dem König die Würde seiner Krone wiederzugeben und ihn aus den Händen der Usurpatoren zu befreien‹. Sie vergaßen nur,
     daß Ludwig in den ihren nicht besser drangewesen wäre, denn ein halbes Jahr vorher hatten sie Condé aufgehetzt, ›den König
     des Throns zu entheben, um seinen Platz einzunehmen‹. Es war Richelieu also ein leichtes, ihre Scheinheiligkeit zu entlarven
     und mit Schärfe zu erwidern, ihr einziges wahres Ziel sei es, ›die Autorität Seiner Majestät zu zerstören, seinen Staat zu
     zerstückeln und zunichte zu machen und sich in seinem Reich festzusetzen, um so viele Tyranneien zu errichten, wie es Provinzen
     hat‹.
    »Soviel steht fest!« sagte Déagéant, als er mich Ende Februar erneut in meiner Wohnung im Louvre aufsuchte: »Die Prinzen zu
     schlagen ist zweifellos eine hochlöbliche Unternehmung. Aber wenn Richelieu, wie ich vermute, den Krieg gegen sie gewinnt,
     wem wird dieser Sieg unter den gegenwärtigen Umständen nützen, wenn nicht Concini, dessen unumschränkte Macht dann nicht mehr
     auf das kleinste Hindernis treffen wird? Schon stellt Concini seine eigene Armee auf. Schon greift er, wie früher der Herzog
     von Guise, nach dem Konnetabelamt. Und wenn er es erhält, gebe ich nicht mehr viel für Ludwigs Thron noch sogar für sein Leben.«
    »Monsieur Déagéant«, sagte ich, »kennt der König den Streit zwischen den Großen und Richelieu?«
    »Ja, Herr Chevalier, Bellegarde hat ihn unterrichtet. Daher komme ich auch nicht deswegen zu Euch, sondern um einige Tatsachen
     vorzutragen, die ich Euch über unseren üblichen Kanal an Ludwig weiterzuleiten bitte.«
    »So sprecht, Monsieur Déagéant«, sagte ich, »mein Gedächtnis steht Euch offen.«
    »Primo: Die drei Minister gehen täglich in Concinis Haus, verhandeln Staatsgeschäfte und nehmen seine Befehle entgegen. Secundo:
     Concini beabsichtigt, jene Räte aus dem königlichen Rat zu verbannen, die ihm nicht gefügig genug sind. Tertio: Gestern im
     Louvre betrat er den Saal des Depeschenrates, |419| setzte sich ohne weiteres auf den Stuhl des Königs und befahl dem Staatssekretär, ihm die neuesten Nachrichten vorzutragen.
     Quarto, und dieses quarto wird Euch die Sprache verschlagen, Herr Chevalier: Concini schickt unter dem Vorwand des Krieges
     den größten Teil der königlichen Leibgarde zum Heer.«
    »Das ist beunruhigend!« rief ich.
    »So ist es!« sagte Déagéant, ohne daß ein Anflug von Erregung sich in seinem kantigen Bauerngesicht abzeichnete. »Die Sache
     wurde heute morgen beschlossen: zur Armee des Herzogs von Guise gehen die Gendarmen des Königs, seine leichte Reiterei und
     sechzehn von seinen zwanzig französischen Gardekompanien.«
    »Was bleibt Ludwig dann noch?«
    »Die Schweizer und vier französische Gardekompanien. Und von diesen vier hatte Concini auch noch drei zum Herzog von Guise
     in die Ile-de-France schicken wollen. Aber Mangot und Richelieu widersetzten sich dem, man dürfe Ludwigs Garde nicht zu stark
     einschränken, sagten sie.«
    »Es freut mich, daß Mangot und Richelieu es gewagt haben, diesem Scheusal zu widersprechen. Und Barbin?«
    »Er hat den Mund nicht aufgetan. Concinis Wutausbrüche lähmen ihn.«
    »Was meint Ihr: wenn Concini einen Gewaltstreich gegen den König vorhätte, würde Richelieu zustimmen?«
    »Das glaube ich nicht. Für Richelieu ist Concini nur die Trittleiter zur Macht. Nur irrt Richelieu, wenn er glaubt, im gegebenen
     Moment könnte er diesem Wahnwitzigen die Zügel entreißen. Für mein Gefühl kann das niemand, nicht einmal die Königinmutter,
    

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