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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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liebte als sie.
    »Ach, meine Liebste«, sagte ich, »das ist eine andere Liebe! Wenn ich auch nicht sein Vater sein könnte – ich bin ja kaum
     zehn Jahre älter als er –, kenne ich ihn doch, seit er ein kleiner Junge war, und hege für ihn Gefühle nicht nur wie ein Untertan
     für seinen König, sondern auch wie ein älterer Bruder.«
    »Das ist immerhin nicht wenig!« sagte meine Gräfin, die aber den Vorwurf nicht vertiefen wollte, schließlich gab es mit unserem
     Nachmittag Besseres anzufangen als uns zu streiten.
    |422| Trotzdem kam sie, als wir dann ruhten, ungefähr auf dasselbe Thema zurück, indem sie sich über mein Schweigen beklagte und
     darüber, daß meine Gedanken nicht bei ihr waren, so wie vorher mein Körper.
    »Mein Engel«, sagte ich, »die Dinge haben sich in einer Weise zugespitzt, daß ich mich vor Sorgen verzehre. Alle unsere Waffenerfolge
     gegen die Großen stärken nur Concinis Macht, seine Anmaßung ist derart groß geworden, daß er sich nicht scheut, dem König
     den Respekt zu verweigern.«
    Weil ich aber keine zu demütigenden Details nennen wollte, erzählte ich ihr nur die Affäre mit der Eskorte, die sie ohnehin
     eines Tages von Bassompierre oder vom venezianischen Gesandten erfahren würde. Meine Gräfin war betroffen sowohl über Concinis
     unerhörte Vermessenheit wie über die Dummheit d’Hocquincourts und den Zorn des Königs.
    »Lieber Gott!« sagte sie, »ist es soweit gekommen? Eine Kompanie Concinis vor dem Louvre von einer königlichen Kompanie in
     Stücke hauen zu lassen! War diese Drohung ernst gemeint, Pierre?«
    »In der Hitze des Augenblicks bestimmt.«
    »Hätte Vitry sie ausgeführt, wenn er den Befehl erhalten hätte?«
    »Sicher. Auf ein Zeichen des Königs würde Vitry alles tun … In diesem Reich, meine Liebste, gibt es hohe Herren, die gleichsam
     aus Vererbung Rebellen und Abtrünnige gegen den Herrscher sind, wie die Condés, die Mayennes. Aber, Gott sei Dank, gibt es
     auch weniger hohe, die vom Vater auf den Sohn ihrem König treu sind, wie die Thémines und die Vitrys.«
    »Und die Sioracs«, sagte meine Gräfin mit leichtem Unterton, indem sie meine Wange streichelte.
    »Und die Sioracs!« sagte ich, fing ihre Hand ein und küßte die blauen Äderchen ihres Handgelenks.
    »Pierre«, sagte sie, »immer wieder beschreiben Sie mir den König so selbstbeherrscht. Wie erklären Sie es aber, daß er sich
     in diesem Fall derart hinreißen ließ?«
    »Es handelte sich eben nicht nur um eine unglaubliche Unziemlichkeit, sondern schlicht und einfach um seine Sicherheit. Eine
     Kompanie in Concinis Sold hätte ihn bei der Gelegenheit leicht entführen können. Sollte Ludwig sich in die |423| Hände seines schlimmsten Feindes begeben, nachdem der seine Leibgarde bereits dermaßen beschränkt hat?«
    * * *
    So sehr Ludwig sich bemühte, seine Empfindungen gegenüber der Tyrannei Concinis und der Bevormundung durch seine Mutter zu
     verbergen, war er dazu doch nicht immer imstande, wie es sich Anfang März zeigte. Um diese Zeit erfuhr der Hof, daß der Comte
     d’Auvergne den Herzog von Maine in Soissons eingeschlossen hatte, und der Comte machte sich anheischig, die Stadt binnen einem
     Monat zu nehmen. Auf seine Versicherungen bauend, beschloß der Königliche Rat aus begreiflichen Gründen, diesem Erfolg soviel
     Pomp wie möglich zu verleihen und deshalb den König nach Soissons zu entsenden, damit er an die Spitze des Heeres trete und
     es
urbi et orbi
ersichtlich werde, daß der Krieg gegen die Großen nicht von den Ministern für den Günstling, sondern vom König selbst für
     die Festigung seiner Macht geführt wurde.
    Dieser Plan, der von Barbin und Richelieu zweifellos äußerst geschickt ersonnen war, blieb dennoch unausgeführt, einfach weil
     der König, als er davon hörte, seine übergroße Freude nicht verhehlen konnte, weil sie ihn nahezu um den Schlaf brachte und
     ihn mit einer riesigen Ungeduld erfüllte. Überwachung und Bespitzelung um Ludwig hatten seit Concinis Rückkehr deutlich zugenommen,
     und so erfuhr man davon in Marias Entourage. Die Sache gab der Spinne Concini sofort zu denken. Sie befürchtete, wenn Ludwig
     sich erst einmal inmitten seiner Garderegimenter befände – dessen Offiziere er alle kannte und gewissermaßen jeden einzelnen
     Soldaten –, könnte er sich über den Willen seiner Mutter hinwegsetzen und sich laut und vernehmlich gegen den Günstling erklären.
     Also wurde zur großen Betrübnis meines kleinen

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