Königskinder (German Edition)
unerträglich. Sie nimmt ein Buch zur Hand, «Three Men in a Boat» , kann sich nicht konzentrieren, die Buchstaben verschwimmen vor ihren Augen. Soll sie Teewasser aufsetzen? Erich wird Durst haben nach der Reise. Was werden sie tun? Einander sofort in die Arme stürzen oder sich erst lange ansehen? Vielleicht sind sie einander fremd geworden. Vielleicht hat er sich verändert, auch er wird abgenommen haben, die Haut gegerbt von der australischen Sonne. Aber nein, er ist seit fünf Monaten in England. Fünf Monate! Und jetzt ist schon 1942, der zweite Jänner 1942.
In zwei Tagen ist Sonntag, ein Tag ohne Arbeit. Sie wird ihm St. Albans zeigen, die Stadt ist ihr richtig ans Herz gewachsen, ihre neue Heimat. Die Kathedrale, der Teich, die Schwäne, der uralte Pub «Ye Olde Fighting Cocks» aus dem elften Jahrhundert, vielleicht leisten sie sich dort ein Abendessen. Das wird Erich gefallen. Er ist so begeisterungsfähig, das liebt sie an ihm, neugierig ist er und leicht entflammbar. Lebendig. Sie werden einander viel zu erzählen haben. Zwischen ihnen liegen eine Weltreise und ein Bombenkrieg.
Es klingelt.
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Danke
Ohne die Fülle an Informationen und Anregungen aus folgenden Werken und Websites hätte das Buch nicht geschrieben werden können:
Bader Whiteman, Dorit: The Uprooted. A Hitler Legacy. 1993
Balestracci, Maria Serena: Arandora Star: Dall’oblio alla memoria. 2008
Bartrop, Paul R.; Eisen, Gabrielle: The Dunera Affair. A Documentary Resource Book. 1990
Cincotta, Gianfranco: L’eruzione del 1930 ed altri ricordi: http://www.swisseduc.ch/stromboli/about/visitors/cincottai.html
Clerque, S. Ch.: SOS – Rettet unsere Seelen. 1953
Dümling, Albrecht (Hg.): Zu den Antipoden vertrieben. Das Australien-Exil deutschsprachiger Musiker. 2000
Dümling, Albrecht: Die verschwundenen Musiker. Jüdische Flüchtlinge in Australien. 2011
Everett, Sue: Not Welcome. 2010
Gillman, Peter und Leni: «Collar the Lot!» How Britain interned and expelled its wartime refugees. 1980
Kaufmann, Walter: Die Zeit berühren. Mosaik eines Lebens auf drei Kontinenten. 1992
Kaufmann, Walter: Unter australischer Sonne. 1965
Lafitte, François: The Internment of Aliens. 1940
Loewen, Fred: Dunera Boy, Furniture Designer, Artist. o.J.
Mortimer, Gavin: The Longest Night. Voices from the London Blitz. 2005
Patkin, Benzion: The Dunera Internees. 1979
Pearl, Cyril: The Dunera Scandal. 1983
Pelz, Werner: Distant Strains of Triumph. 1964
«The London Blitz, 1940». Eye Witness to History: http://www.eyewitnesstohistory.com. 2001
Wilczynski, Klaus: Das Gefangenenschiff. 2001
Wing, Sandra Koa (Hg.): Our Longest Days. A People’s History of the Second World War. 2007
Zimmering, Max: Die unfreiwillige Weltreise. 1961
Außerdem danke ich
meinen Eltern Irena und Emmerich Fischer,
deren Briefe ich in Ausschnitten verwendet habe,
Massimo Cortini, Alan Morgenroth, den «Dunera Boys»
Alfred Jason, Kurt Levinsky, Henry Lippman,
Hans Löwe, Hans Marcus und Oswald Wolkenstein
sowie meinem Cousin Syd Nade.
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Über Erica Fischer
Erica Fischer wurde als Tochter von Emigranten in England geboren, die 1948 nach Wien zurückkehrten. Dort studierte sie Sprachen, wurde zu einer der Gründerinnen der österreichischen Frauenbewegung und arbeitete als Journalistin. Heute lebt Erica Fischer als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Berlin. Ihre dokumentarische Erzählung «Aimée&Jaguar» (1994) wurde ein Bestseller, sie ist mittlerweile in zwanzig Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen «Himmelstraße» (2007) und «Mein Erzengel» (2010).
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Über dieses Buch
Schon seit zwei Jahren leben Irka und Erich, die vor den Nazis aus Wien geflohen sind, in London. Bescheiden schlägt sich das junge Ehepaar durch – bis die englische Regierung 1940 viele männliche Ausländer interniert, auch Erich. Als man den Festgesetzten einen Neustart in Kanada anbietet, ist Erich sofort entschlossen; Irka soll bald nachkommen. Doch die Reise auf dem Truppentransporter Dunera wird zu einer bösen Überraschung: Sie geht nach Australien! Nach einer qualvollen Passage – 2500 Menschen sind unter Deck gepfercht, die Besatzung hält die überwiegend jüdischen Flüchtlinge für Nazis – wartet auf Erich nur das Wüstencamp Hay in New South Wales. Immerhin bauen die Internierten, darunter Künstler, Politiker und Wissenschaftler, dort trotz erbärmlicher Umstände eine lebendige Gemeinschaft
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