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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Beifallsrufe aus, und aus den höher gelegenen Fenstern der umliegenden Gebäude wurden nun in wohl einstudierten Kaskaden Blütenblätter geworfen. Und so trat sie in all ihrer herrlichen Pracht auf einem weichen Teppich und durch einen süß duftenden rosaroten Blütenschauer vor Jezal hin, den Kopf befehlsgewohnt erhoben und die Hände stolz vor dem Körper ineinander geschlungen.
    Es wäre eine Untertreibung größten Ausmaßes gewesen, hier von einem atemberaubenden Auftritt zu sprechen.
    »Euer erhabene Majestät«, sagte sie leise, und irgendwie brachte sie es fertig, dass er sich wie derjenige fühlte, dem hier eine große Ehre erwiesen wurde, als sie vor ihm in den Hofknicks sank. Ihre Hofdamen machten es ihr nach, und auch die Wachleute verbeugten sich mit vollkommen übereinstimmenden Bewegungen. »Mein Vater, Großherzog Orso von Talins, lässt mit großem Bedauern ausrichten«, begann sie und nahm wieder eine makellos aufrechte Haltung an, als würde sie von unsichtbaren Schnüren in die Höhe gezogen, »dass dringende Geschäfte in Styrien leider verhindern, dass er unserer Eheschließung beiwohnt.«
    »Sie sind alles, was wir brauchen«, krächzte Jezal und verfluchte sich sofort, als ihm klar wurde, dass er keine vernünftige Anrede verwendet hatte. Angesichts der Umstände fiel es ihm schwer, klar zu denken. Terez war sogar noch atemberaubender als damals, als er sie vor einem Jahr oder noch länger zum letzten Mal gesehen hatte und sie bei dem Fest, das man zu Ehren des Prinzen gegeben hatte, so heftig mit Ladisla gestritten hatte. Die Erinnerung an ihre schrillen Worte war nicht gerade dazu angetan, ihm Mut zu machen, aber andererseits wäre Jezal auch nicht glücklich gewesen, wenn er Ladisla hätte heiraten sollen. Der Kerl war schließlich ein echter Trottel gewesen. Jezal hingegen war ein völlig anderer Mensch und konnte daher auch eine andere Reaktion erwarten. Jedenfalls hoffte er das.
    »Bitte, Euer Hoheit«, sagte er und hielt ihr seine Hand hin. Ganz leicht senkte sie ihre Finger auf die seinen; ihre Hand schien kaum mehr zu wiegen als eine Feder.
    »Euer Majestät erweist mir zu viel der Ehre.«
    Die Hufe der grauen Pferde klapperten über das Pflaster, die Wagenräder surrten gleichmäßig. Sie fuhren den Weg der Könige entlang, und vor, hinter und neben ihnen ritt eine Kompanie Ritter der Wacht in fester Formation mit glänzenden Waffen und Rüstungen. Jeder Schritt der breiten Straße war gesäumt von begeisterten Bürgern, und aus jeder Tür und aus jedem Fenster blickten lächelnde Untertanen. Sie alle waren versammelt, um ihren neuen König zu feiern und die Frau, die bald ihre Königin sein würde.
    Jezal wusste, dass er neben ihr wie ein Idiot aussehen musste. Ein ungelenker Dummkopf von niedriger Geburt und mit schlechten Manieren, der nicht das geringste Recht hatte, mit ihr eine Kutsche zu teilen, außer wenn sie ihn vielleicht als Trittbrett benutzte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so wahrhaft minderwertig gefühlt. Er konnte kaum glauben, dass er diese Frau heiraten würde. Seine Hände zitterten. Und wie. Vielleicht konnten ein paar ehrlich gemeinte Worte dazu beitragen, dass sie beide sich ein wenig entspannten.
    »Terez ...« Sie winkte weiterhin huldvoll den Menschen an der Straße zu. »Mir ist klar ... dass wir beide einander überhaupt nicht kennen, aber ... ich würde Sie gern kennen lernen.« Nur ein kleines Zucken ihres Mundwinkels ließ erkennen, dass sie ihn überhaupt gehört hatte. »Ich weiß, dass dies ein furchtbarer Schock für Sie gewesen sein muss, wie auch für mich. Ich hoffe ... wenn ich etwas tun kann, um ... es für Sie leichter zu machen, dann ...«
    »Mein Vater ist der Meinung, dass den Interessen meines Landes mit dieser Ehe am besten gedient ist, und es ist die Aufgabe einer Tochter zu gehorchen. Wir, die wir in eine hohe Stellung hineingeboren wurden, sind darauf vorbereitet, Opfer zu bringen.«
    Ihr perfekter Kopf wandte sich auf ihrem perfekten Hals leicht zur Seite, und sie lächelte. Es war vielleicht ein etwas gezwungenes Lächeln, aber dennoch nicht weniger strahlend. Es war kaum zu glauben, dass ein so glattes und makelloses Gesicht aus Fleisch und Blut bestehen konnte wie bei anderen Menschen auch. Es sah aus, als sei es aus Porzellan oder poliertem Stein. Es war eine wahre Freude, ein ständiger Quell der Faszination, dabei zuzusehen, wie es sich bewegte. Er fragte sich, ob ihre Lippen kühl oder warm sein mochten. Nur zu gern

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