Königsklingen (First Law - Band 3)
in einer Sprache, die er nicht verstand. Eine Landkarte vielleicht. Einer seiner Männer zügelte sein Pferd und glitt aus dem Sattel, nahm es am Halfter und führte es zu einem moosbewachsenen Trog. Zwei weitere saßen locker auf ihren Rössern, redeten und grinsten, bewegten die Hände, erzählten sich Witze. Ein vierter säuberte sich die Nägel mit einem Messer. Ein anderer ritt langsam um den Platz herum, lehnte sich aus dem Sattel und blickte in die Fenster der umliegenden Häuser. Zweifelsohne suchte er nach etwas, das er stehlen konnte. Einer der Witzeerzähler brach in lautes Gelächter aus.
Dann ertönte von den Gebäuden ein Geräusch, als ob jemand laut in die Hände klatschte.
Der Späher am Trog füllte gerade seine Wasserflasche, als Ferros Pfeil in seine Brust traf. Die Flasche fiel ihm aus der Hand, und glitzernde Tropfen spritzten aus ihrem Hals. Klappernd spuckten Flachbogen ihre Bolzen aus den Fenstern. Die Späher schrien und sahen sich entsetzt um. Ein Pferd kam seitlich ins Stolpern und stürzte, seine schlagenden Hufe wirbelten kleine Staubwolken auf, und der Reiter wurde schreiend unter dem Tier begraben.
Unionssoldaten stürmten brüllend und mit erhobenen Speeren aus den Gebäuden hervor. Einer der Reiter hatte schon halb sein Schwert gezogen, als er von einem Flachbogenbolzen getroffen wurde und mit geöffnetem Mund aus dem Sattel rutschte. Ferros zweiter Pfeil traf einen weiteren im Rücken. Der Kerl, der sich die Fingernägel gesäubert hatte, wurde von seinem Pferd abgeworfen und konnte sich noch gerade rechtzeitig aufrichten, um einen Unionssoldaten mit einem Speer auf sich zukommen zu sehen. Er warf sein Messer hin und riss die Arme hoch, aber es war zu spät, und er wurde aufgespießt; die Speerspitze ragte blutig aus seinem Rücken, als er fiel.
Zwei von ihnen stürmten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Ferro zielte auf einen von ihnen, aber als sie die enge Straße erreichten, wurde ein Seil straff über dem Weg gespannt. Die beiden flogen aus dem Sattel und rissen dabei einen Unionssoldaten laut schreiend aus einem Gebäude, der mit fest um den Arm geschlungenem Seil ein paar Schritt auf dem Bauch mitgeschleift wurde. Einer von Ferros Pfeilen erwischte einen der Kundschafter zwischen den Schulterblättern, als er versuchte, im Staub wieder auf die Beine zu kommen. Der andere schleppte sich benommen ein paar Schritt weit, bevor ihm ein Unionssoldat das Schwert über den Kopf zog und ihm den halben Hinterkopf wegschlug.
Von dem ganzen Dutzend schaffte es nur der Anführer, wieder aus dem Dorf herauszukommen. Er spornte sein Pferd zum Sprung über einen niedrigen Zaun zwischen zwei Häusern an, und das Tier flog darüber hinweg, berührte mit den Hufen allerdings noch die oberste Latte. Dann galoppierte er über die kurzen Stoppeln eines bereits abgeernteten Feldes und stieß dem Pferd die Hacken in die Seiten.
Ferro zielte langsam und sorgfältig und fühlte, wie das Lächeln an ihren Mundwinkeln zupfte. In einem kurzen Augenblick berücksichtigte sie die Art, wie er im Sattel saß, die Geschwindigkeit des Pferdes, die Höhe des Turms, fühlte den Wind auf ihrem Gesicht, das Gewicht des Pfeils, die Spannung des Holzes und die Sehne, die in ihre Lippe biss. Sie sah dem Pfeil nach, ein rotierender schwarzer Splitter vor dem grauen Himmel, und das Pferd rannte ihm entgegen.
Manchmal ist Gott großzügig.
Der Reiter bäumte sich auf und stürzte aus dem Sattel, dann überschlug er sich mehrmals auf dem staubigen Boden, und Erdklumpen und abgeschnittene Halme flogen um ihn herum. Sein Schmerzensschrei erreichte Ferros Ohr mit etwas Verzögerung. Ihre Lippen entblößten ihre Zähne noch ein wenig mehr.
»Ha!« Sie warf sich den Bogen über die Schulter, rutschte die Leiter hinab, schwang sich durch das Fenster an der Rückseite des Gebäudes und sprintete über das Feld. Ihre Stiefel schlugen schwer auf die weiche Erde zwischen den Stoppeln, und ihre Hand schloss sich um den Griff ihres Schwertes.
Der Mann jaulte, während er versuchte, sich zu seinem Pferd zu schleppen. Ein verzweifelter Finger krümmte sich über den Steigbügel, als er hinter sich Ferros schnelle Schritte hörte, aber als er versuchte, sich aufzurichten, fiel er mit einem Schrei zurück. Er lag auf der Seite, als sie ihn erreichte, und die Klinge zischte zornig aus ihrer hölzernen Scheide. Seine Augen glitten zu ihr, wild vor Schmerz und Angst.
Ein dunkles Gesicht, wie ihr eigenes.
Ein wenig
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