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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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auffälliges Gesicht von vielleicht vierzig Jahren, mit ungleichmäßig wachsendem Bart und einem blassen Muttermal auf einer Wange; die andere Gesichtshälfte war staubverkrustet. Schweißtropfen schimmerten auf seiner Stirn. Sie überragte ihn, und das Sonnenlicht schimmerte auf der Schneide ihres Krummsäbels.
    »Gib mir einen Grund, es nicht zu tun«, hörte sie sich sagen. Seltsam, dass ihr so etwas über die Lippen gekommen war, noch dazu gegenüber einem Soldaten des Imperators. In der Hitze und im Staub der Wüsten Lande von Kanta hatte sie normalerweise niemandem eine solche Wahl eröffnet. Vielleicht hatte sich wirklich etwas in ihr verändert, draußen im nassen und zerstörten Westen der Welt.
    Er starrte kurz zu ihr hoch, und seine Lippen bebten. »Ich ...«, krächzte er. »Meine Töchter! Ich habe zwei Töchter. Ich möchte sie so gern verheiratet sehen ...«
    Ferro runzelte die Stirn. Sie hätte ihn gar nicht erst reden lassen sollen. Ein Vater, mit Töchtern. Genau wie sie früher einen Vater gehabt hatte und eine Tochter gewesen war. Dieser Mann hatte ihr nichts getan. Er war ebenso wenig ein Gurkhise wie sie. Vermutlich war er nicht aus freien Stücken in den Krieg gezogen und hatte keine andere Wahl gehabt, als das zu tun, was der mächtige Uthman-ul-Dosht befahl.
    »Ich werde gehen ... ich schwöre bei Gott ... ich werde zu meiner Frau und meinen Töchtern zurückgehen ...«
    Der Pfeil hatte ihn direkt unter der Schulter erwischt, war glatt durchgeschlagen und dann abgebrochen, als er auf den Boden gestürzt war. Sie sah den abgesplitterten Schaft unter seinem Arm. Danach zu urteilen, wie der Mann sprach, hatte er die Lunge verfehlt. Die Wunde würde ihn nicht umbringen. Jedenfalls nicht sofort. Ferro konnte ihm auf sein Pferd helfen, und er würde verschwinden und vielleicht überleben können.
    Der Kundschafter hob eine zitternde Hand, und seinen langen Daumen zierte ein Blutspritzer. »Bitte ... dies ist nicht mein Krieg ... Ich ...«
    Der Säbel schlug eine tiefe Wunde in sein Gesicht, quer durch seinen Mund, und spaltete ihm den Unterkiefer. Er gab ein zischendes Stöhnen von sich. Der nächste Schlag riss ihm den halben Kopf weg. Er rollte zur Seite, dunkles Blut quoll auf die dunkle Erde, und er krallte sich in die Stoppeln des abgeernteten Feldes. Der Säbel brach die Rückseite seines Schädels entzwei, und er lag still.
    Offenbar war Ferro heute nicht in gnädiger Stimmung.
    Das Pferd des erschlagenen Kundschafters sah stumpfsinnig zu ihr hinüber. »Was?«, blaffte sie. Vielleicht hatte sie sich verändert, da draußen im Westen, aber niemand verändert sich so sehr. Ein Soldat in Uthmans Heer weniger, das war eine gute Sache, ganz gleich, woher er kam. Sie brauchte sich nicht vor sich selbst zu rechtfertigen. Und schon gar nicht vor einem Pferd. Stattdessen packte sie das Tier am Zügel und zog es hinter sich her.
    Vallimir mochte ein blöder Rosig sein, aber Ferro musste zugeben, dass ihm dieser Hinterhalt gut gelungen war. Zehn Kundschafter lagen tot auf dem Dorfplatz, ihre zerrissene Kleidung bewegte sich in der Brise, ihr Blut verteilte sich über den staubigen Boden. Der einzige Unionist, der einen Schaden davon getragen hatte, war der Idiot, der sich von seinem eigenen Seil hatte mitschleifen lassen und nun dreckverschmiert und mit Schürfwunden übersät war.
    Gute Arbeit für einen Tag, jedenfalls bisher.
    Ein Soldat stupste einen der Toten mit der Stiefelspitze an. »So sieht also ein Gurkhise aus, was? Jetzt ist er gar nicht mehr so furchteinflößend.«
    »Das sind keine Gurkhisen«, erwiderte Ferro. »Kadirische Kundschafter, die man zwangsrekrutiert hat. Sie wollten ebenso wenig hier sein, wie ihr sie hier haben wollt.« Der Mann starrte sie an, verwirrt und verärgert. »Kanta ist voller verschiedener Völker. Nicht jeder mit braunem Gesicht ist ein Gurkhise oder betet zu ihrem Gott oder verbeugt sich vor ihrem Imperator.«
    »Die meisten schon.«
    »Die meisten haben keine Wahl.«
    »Sie sind trotzdem unsere Feinde«, gab er verächtlich zurück.
    »Ich habe auch nicht gesagt, dass wir sie verschonen sollten.« Sie drängte sich an ihm vorbei und schritt durch die Tür in den Glockenturm. Offenbar war es Vallimir doch gelungen, einen Gefangenen zu machen. Er und ein paar andere hatten sich nervös um einen der Kundschafter geschart, der mit hinter den Rücken gefesselten Armen vor ihnen kniete. Eine Seite seines Gesichts zierte eine blutige Schürfwunde, und er sah mit

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