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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Stelle. Man hatte einen großen Karren durch die Straßen gezogen, wie ein hölzernes Haus auf Rädern, das mit zerbeulten Metallplatten bedeckt war. Auch jetzt noch schoben gurkhisische Soldaten unter Aufsicht zweier Männer in weißer Rüstung Fässer dort hinein.
    »Sprengpulver«, sagte jemand wenig hilfreich.
    Jezal spürte Marovias Hand auf seinem Arm. »Euer Majestät, es wäre vielleicht am besten, wenn Sie sich nun zurückziehen würden.«
    »Und wenn ich hier nicht sicher bin? Wo wäre ich das denn überhaupt, was schlagen Sie vor?«
    »Marschall West wird uns sicher bald retten, davon bin ich überzeugt. Aber in der Zwischenzeit ist der Palast der sicherste Ort. Ich werde Sie begleiten.« Er lächelte entschuldigend. »In meinem Alter bin ich hier auf den Zinnen ohnehin zu nichts nütze.«
    Gorst deutete mit seiner behandschuhten Hand zur Treppe. »Hier entlang.«
     
    »Hier entlang«, knurrte Glokta, der, so schnell er konnte, durch die Halle humpelte. Cosca folgte ihm.
Klack, klick, Schmerz.
    Nur ein Sekretär war vor den Diensträumen des Kronrichters verblieben, und er sah sie missbilligend über seine funkelnde Brille hinweg an.
Der Rest hat sich zweifelsohne in schlecht sitzende Rüstungen gestürzt und bemannt unsere Mauern. Oder, wahrscheinlicher noch, hat sich im Keller eingeschlossen. Ich wünschte, ich wäre bei ihnen.
    »Ich bedauere, aber Seine Gnaden sind beschäftigt.«
    »Oh, mich wird er schon zu sprechen wünschen, machen Sie sich keine Sorgen.« Glokta blieb gar nicht erst stehen, sondern hinkte gleich an dem Mann vorbei, legte die Hand auf den Messingtürgriff zu Marovias Diensträumen und wäre beinahe überrascht zurückgezuckt. Das Metall war eiskalt.
Kalt wie die Hölle.
Er drehte den Knauf mit den Fingerspitzen und öffnete die Tür einen Spalt breit. Ein frostig weißer Hauch zog in die Halle, wie der eisige Nebel, der im tiefsten Winter über den schneeigen Tälern von Angland lag.
    Im Raum dahinter war es eiskalt. Die schweren Holzmöbel, die alte Eichenvertäfelung, die schmierigen Fensterscheiben waren sämtlich mit weißem Reif überzogen. Die Papierstapel trugen einen weißen Pelz. Eine Weinflasche auf dem Tisch an der Tür war zersprungen und hatte einen flaschenförmigen, hellroten Eisblock und ein paar funkelnde Splitter hinterlassen.
    »Was, zur Hölle ...« Gloktas Atem stieg weiß vor seinen schmerzenden Lippen auf. Geheimnisvolle Gegenstände lagen in dem winterlichen Zimmer verstreut. Ein langer, gewundener schwarzer Schlauch war an der Wandvertäfelung festgefroren, wie ein Strang Würstchen im Schnee. Es gab Brocken schwarzen Eises auf den Büchern, auf dem Schreibtisch, auf dem knirschenden Teppich. Rosafarbene Stückchen klebten an der Decke, lange weiße Splitter am Boden ...
    Menschliche Überreste?
    Ein großes Stück eisigen Fleisches, zum Teil ebenfalls von Reif überzogen, lag mitten auf dem Schreibtisch. Glokta drehte den Kopf zur Seite, um es besser sehen zu können. Ein Mund war zu erkennen, in dem noch ein paar Zähne steckten, ein Ohr, ein Auge. Ein paar Strähnen eines langen Barts. Es genügte, damit Glokta schließlich erkannte, wessen Körperteile so freigiebig in dem frostkalten Zimmer verteilt lagen.
Natürlich die meiner letzten Hoffnung, meines letzten Verehrers: Kronrichter Marovia.
    Cosca räusperte sich. »So wie’s aussieht, ist an den Behauptungen Ihres Freundes Silber wohl was dran.«
    Eine Untertreibung teuflischen Ausmaßes.
Glokta fühlte, wie sich die Muskeln rund um sein linkes Auge schmerzhaft heftig zusammenzogen. Der Sekretär kam hinter ihnen an die Tür gewuselt, sah hindurch, keuchte und wandte sich ab. Glokta hörte, dass er sich draußen geräuschvoll übergab. »Ich bezweifle, dass uns der Kronrichter seine Unterstützung anbieten wird.«
    »Das stimmt wohl. Aber ist es nicht sowieso schon ein bisschen spät für Ihre Geständnisse und den ganzen Kram?« Cosca deutete auf die Fenster, die mit gefrorenem Blut bespritzt waren. »Die Gurkhisen kommen, schon vergessen? Wenn Sie hier noch ein paar Rechnungen zu begleichen haben, dann beeilen Sie sich lieber, bevor unsere kantesischen Freunde alle Schuldscheine zerreißen. Wenn Pläne scheitern, dann muss man schnell handeln, oder, Herr Superior?« Er griff hinter seinen Kopf, löste die Schnallen seiner Maske und ließ sie zu Boden fallen. »Zeit, dem Feind offen ins Gesicht zu lachen! Alles auf eine Karte zu setzen! Die Trümmer können Sie später auflesen. Wenn die

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