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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Formulierungen.
Jedes Geständnis ein Kunstwerk.
Glokta starrte traurig auf den tintenbefleckten Zettel in seiner Hand.
    »Gerade eben noch lesbar, aber es wird genügen.« Er ließ das Papier unter Goyles zitternde Hand gleiten, nahm Ardee die Feder ab und schob sie ihm zwischen die Finger. »Unterschreiben Sie.«
    Goyle schluchzte, schniefte und kritzelte seinen Namen unten auf den Zettel, so gut er es mit dem angenagelten Arm vermochte.
Ich gewinne, und zum ersten Mal schmeckt der Sieg tatsächlich beinahe süß.
    »Hervorragend«, sagte Glokta. »Ziehen Sie die Nägel und suchen Sie Verbandszeug. Es wäre jammerschade, wenn er uns verbluten würde, bevor er die Möglichkeit gehabt hätte, Zeugnis abzulegen. Aber knebeln Sie ihn, ich habe für den Augenblick genug gehört. Wir werden ihn mitnehmen zum Kronrichter.«
    »Warten Sie! Warten Sie! Waarrrr...!« Goyles Schreie brachen ruckartig ab, als ihm der Söldner mit den Geschwüren einen Lappen in den Mund steckte. Der Zwerg ließ die Zange aus ihrer Hülle gleiten.
So weit sind wir gekommen, und wir sind immer noch am Leben. Wer hätte das für möglich gehalten?
Glokta humpelte zum Fenster und streckte die schmerzenden Beine. Es ertönte ein gedämpfter Schrei, als der erste Nagel aus Goyles Arm gezogen wurde, aber Glokta war mit seinen Gedanken woanders. Er sah zur Universität hinüber, deren Türmchen wie Klauenfinger in die rauchgeschwängerte Dunkelheit griffen.
Okkulte Experimente? Herbeirufen und aussenden?
Bitter leckte er über das Zahnfleisch.
Was geht dort vor sich?
     
    »Was geht dort vor sich?« Jezal schritt auf dem Dach des Kettenturms auf und ab und hoffte, dass er dabei wie ein Tiger im Käfig wirkte. Leider sah er eher so aus wie ein Verurteilter am Morgen seiner Hinrichtung.
    Der Rauch hatte einen rußigen Schleier über die Stadt geworfen, und es war nun unmöglich zu sagen, was auch nur eine halbe Meile entfernt gerade geschah. Die Offiziere aus Varuz’ Stab, die sich über die Brustwehr verteilt hatten, verkündeten gelegentlich nutzlose und völlig widersprüchliche Neuigkeiten. Es wurde an den Vier Ecken gekämpft, auf dem Mittenweg und überall im Herzen der Stadt. Es wurde an Land gekämpft und auf dem Meer. Abwechselnd war alle Hoffnung vergebens, oder sie standen kurz vor der Rettung. Aber eines war zweifelsfrei offensichtlich. Unter ihnen, rund um den Burggraben des Agrionts, ließen die Gurkhisen in ihren Bemühungen nicht nach.
    Ein Hagel von Flachbogenbolzen fuhr immer wieder auf den Platz vor dem Tor herab, aber für jeden toten Gurkhisen, den die Salven forderten, und für jeden Verwundeten, der beiseite gezerrt wurde, kotzten die brennenden Gebäude fünf weitere aus, wie Bienen aus einem aufgebrochenen Bienenstock. Die Soldaten schwärmten zu Hunderten herbei und umschlossen den gesamten Agriont mit einem erstarkenden Ring aus Männern und Stahl. Sie verschanzten sich hinter Schutzwänden aus Holz und schickten von dort aus ihre Pfeile zu den Zinnen empor. Das Schlagen der Trommeln war stetig lauter geworden und dröhnte nun durch die ganze Stadt. Als Jezal durch sein Fernglas blickte, das er unter Auferbietung aller Muskelspannung gerade hielt, ohne zu schwanken, entdeckte er im Gewimmel dort unten überall seltsame Gestalten.
    Groß gewachsen und elegant, in perlweiße Rüstungen gekleidet, die mit schimmerndem Gold verbrämt waren, bewegten sie sich zwischen den gurkhisischen Soldaten, deuteten hierhin und dorthin, gaben Befehle oder zeigten Richtungen an. Oft deuteten sie nun auf die Brücke, die zum Westtor des Agrionts führte. Dunkle Gedanken nagten an Jezal. Khaluls Hundert Worte? Auferstanden aus den Schatten der Geschichte, um den Ersten der Magi der Gerechtigkeit zu übergeben?
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie bereiten einen Angriff vor.«
    »Es gibt keinen Grund zur Besorgnis«, krächzte Varuz. »Unsere Verteidigungsanlagen sind unüberwindlich.« Seine Stimme bebte und brach schließlich beim letzten Wort ganz, was nicht dazu beitrug, die Anwesenden tatsächlich zu beruhigen. Vor nur wenigen kurzen Wochen hätte niemand auch nur darüber nachdenken wollen, dass der Agriont je fallen könnte. Aber es hätte sich auch niemand träumen lassen, dass er von Legionen gurkhisischer Soldaten umringt sein würde. Ganz offensichtlich hatten sich die Regeln geändert. Eine tiefe Hörnerfanfare erscholl.
    »Da unten«, murmelte ein Stabsoffizier.
    Jezal sah durch sein Fernglas zu der angedeuteten

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