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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Achseln, so dass die verwischten Tätowierungen auf seinem Hals zuckten.
    »Pffft«, sagte der Zwerg. Der mit den Geschwüren schwieg. Der einhändige Söldner hatte sich die Maske heruntergezogen und war damit beschäftigt, mit seinem Haken in der Nase zu bohren.
    Glokta drückte die Wirbelsäule durch und seufzte schwer.
Es gibt einfach keinen Ersatz für gute Fachkräfte.
»Dann müssen wir improvisieren, fürchte ich.« Mit diesen Worten ergriff er ein Dutzend langer Nägel und ließ sie mit metallischem Klingen auf die Tischplatte fallen. Dann zog er den Hammer hervor, dessen polierter Kopf schimmerte. »Ich denke, Sie ahnen bereits, worauf das hier hinausläuft.«
    »Nein. Nein! Wir können doch zu einer Einigung kommen, wir können ...« Glokta drückte die Spitze eines Nagels auf Goyles Handgelenk. »Ah! Warten Sie! Warten ...«
    »Wären Sie so nett, den Nagel festzuhalten? Ich habe leider nur eine Hand frei.«
    Cosca nahm den Nagel gut gelaunt zwischen Daumen und Zeigefinger. »Achten Sie aber ein bisschen darauf, wo Sie hinschlagen, ja?«
    »Warten Sie!«, kreischte Goyle.
    Der Hammer klopfte dreimal hell auf, geradezu enttäuschend leise, als er den Nagel sauber zwischen die Knochen von Goyles Unterarm und in die Tischplatte trieb. Der Superior brüllte laut vor Schmerz, und blutige Spucke flog über den Tisch.
    »Aber nun kommen Sie, Superior, verglichen mit dem, was Sie Ihren Gefangenen in Angland angetan haben, ist das hier doch Kinderkram. Versuchen Sie sich Ihre Kräfte ein wenig einzuteilen. Wenn Sie jetzt schon so schreien, dann können Sie sich später gar nicht mehr steigern.« Der dicke Söldner packte nun Goyles anderes Handgelenk mit seinen speckigen Pfoten und zog es auf die Landkarte der Union.
    »Nagel?«, fragte Cosca mit erhobenen Augenbrauen. »Sie haben das Spiel schon gut begriffen.«
    »Warten Sie! Ah! Warten Sie!«
    »Wieso? Ich fühle mich beinahe, als hätte ich Spaß, und das ist das erste Mal seit sechs Jahren. Diesen Augenblick werden Sie mir doch nicht missgönnen. So etwas genieße ich so selten.« Glokta hob den Hammer.
    »Warten Sie!«
    Klick. Wieder brüllte Goyle vor Schmerz. Klick. Und wieder. Klick. Der Metallstift war durchgedrungen, und die frühere Geißel der Strafkolonien Anglands war mit ausgestreckten Armen an die Tischplatte genagelt.
Dahin führt der Ehrgeiz wohl, wenn es an Talent mangelt. Demut kann man viel leichter lehren, als man vermuten sollte. Um die Luft aus unserem Hochmut herauszulassen, reichen ein oder zwei kleine Nägel am rechten Ort.
Goyles Atem zischte durch seine blutigen Zähne, die Finger kratzten über das Holz. Glokta schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich würde an Ihrer Stelle aufhören, mich zu wehren. Sonst reißen die Nägel Ihnen nur ins Fleisch.«
    »Dafür werden Sie büßen, Sie verkrüppelter Bastard! Glauben Sie nur nicht, dass Sie davonkommen!«
    »Oh, ich habe schon bezahlt.« Glokta ließ den Kopf langsam kreisen und versuchte, die verspannten Muskeln in seinen Schultern zumindest ein klein wenig zu lockern. »Ich wurde – ich weiß nicht für wie lange, aber ich vermute, es waren mehrere Monate – in einer Zelle gefangen gehalten, die höchstens so groß war wie eine durchschnittliche Kommode. Viel zu klein, um sich aufzurichten oder auch nur gerade zu sitzen. Jede mögliche Haltung war verdreht, gebeugt, quälend. Hunderte unendlicher Stunden in finsterster Dunkelheit und erstickender Hitze. Ich kniete im stinkenden Brei meiner eigenen Kacke, wand mich hin und her und rang nach Luft. Bettelte um Wasser, das meine Wärter manchmal durch ein Gitter von oben herabträufeln ließen. Manchmal pissten sie auch hinunter, und selbst dafür war ich dankbar. Seitdem habe ich nie wieder richtig aufrecht gestanden. Ich habe keine Ahnung, wie ich mir meine geistige Gesundheit erhalten habe.« Einen Augenblick dachte Glokta über das Gesagte nach, dann zuckte er die Achseln. »Vielleicht gelang es mir auch gar nicht. Auf alle Fälle waren dies die Opfer, die ich gebracht habe. Und zu welchen Opfern sind Sie bereit, nur um Sults Geheimnisse zu bewahren?«
    Es kam keine Antwort, nur das Blut, das unter Goyles Unterarmen hervorquoll und sich um den schimmernden Edelstein sammelte, der das Haus der Befragungen in der Stadt Keln markierte.
    »Tja.« Glokta packte seinen Stock mit festem Griff und beugte sich vor, um Goyle ins Ohr zu flüstern: »Es gibt da ein kleines Stückchen Fleisch zwischen Ihren Eiern und Ihrem Arschloch. Das sehen

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