Königsklingen (First Law - Band 3)
nicht bekommen.«
Die Wälder waren warm und vertraut. Vögel zwitscherten in den Zweigen und kümmerten sich einen feuchten Dreck um Bethod oder die Union oder überhaupt um die Angelegenheiten der Menschen. Kein Ort hatte je friedlicher gewirkt, und Hundsmann gefiel das gar nicht. Er schnupperte und ließ die Luft durch seine Nase und über seine Zunge strömen. In diesen Tagen war er doppelt vorsichtig, seit jener Pfeil herangesurrt und Cathil in der Schlacht getötet hatte. Vielleicht hätte er sie retten können, wenn er seiner eigenen Nase nur ein bisschen mehr vertraut hätte. Er wünschte, er hätte sie retten können. Aber wünschen half nichts.
Dow hockte sich hinter einen Busch und starrte in den stillen Wald. »Was ist, Hundsmann? Was riechst du?«
»Männer, würde ich sagen, aber irgendwie bitter.« Er schnupperte wieder. »Riecht wie ...«
Ein Pfeil flog zwischen den Bäumen hervor, schlug in den Baumstamm direkt neben dem Hundsmann und blieb dort zitternd stecken.
»Verflucht!«, kreischte er, rutschte auf seinen Hintern und riss sich hastig den eigenen Bogen von der Schulter, wie immer viel zu spät. Dow fiel fluchend neben ihn, und sie verhedderten sich ineinander. Beinahe hätte sich der Hundsmann an Dows Axt ein Auge ausgestochen, bevor er ihn zur Seite schieben konnte. Dann streckte Hundsmann seinen Männern die offene Handfläche entgegen, als Zeichen, dass sie anhalten sollten, aber sie waren bereits in Deckung gegangen, krochen auf dem Bauch liegend auf Bäume oder Felsen zu, zogen ihre Waffen und starrten in den Wald hinein.
Eine Stimme erklang zwischen den Stämmen vor ihnen. »Kämpft ihr für Bethod?« Wer auch immer es war, er sprach Nordisch mit einem seltsamen Akzent.
Dow und Hundsmann sahen sich einen Augenblick an, dann zuckten sie die Achseln. »Nein!«, brüllte Dow zurück. »Und wenn ihr das tut, dann macht euch am besten bereit, den Toten gegenüberzutreten!«
Es folgte eine Pause. »Wir kämpfen nicht für dieses Arschloch und werden es auch nie tun!«
»In Ordnung!«, rief nun der Hundsmann, der den Kopf gerade einmal um einen Zoll hob, den Bogen gespannt und schussbereit in den Händen. »Dann zeigt euch!«
In etwa sechs Schritt Entfernung trat ein Mann hinter einem Baum hervor. Hundsmann erschreckte sich so sehr, dass er beinahe die Sehne losgelassen und den Pfeil abgeschossen hätte. Weitere Männer lösten sich aus dem Wald um sie herum. Dutzende. Ihr Haar war verfilzt, ihre Gesichter mit brauner Erde und blauer Farbe beschmiert, ihre Kleidung bestand aus zerlumpten Pelzen und halb gegerbten Häuten. Aber die Spitzen ihrer Speere und Pfeile und die Klingen ihrer roh geschmiedeten Schwerter glänzten hell und sauber.
»Bergmenschen«, raunte Hundsmann.
»Wir sind Bergmenschen, und wir sind stolz darauf!« Eine volle, laute Stimme schallte aus dem Wald. Ein paar von den Männern rückten zur Seite, als ob sie jemandem Platz machen wollten. Hundsmann blinzelte. Ein Kind kam zwischen ihnen hindurch. Ein Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt, mit dreckigen, nackten Füßen. Es trug einen riesigen Hammer über einer Schulter, der aus einem dicken Holzknüppel, vielleicht einen Schritt lang, und einem vernarbten Eisenklumpen von der Größe eines Ziegels bestand. Er war viel zu groß für die Kleine, als dass sie ihn hätte schwingen können. Sie hatte schon Schwierigkeiten, ihn zu tragen.
Als Nächstes kam ein kleiner Junge. Er hatte sich einen runden Schild auf den Rücken geschnallt, der für ihn viel zu breit war, und eine große Axt, die er mit beiden Händen trug. Ein zweiter Junge ging neben ihm, bewaffnet mit einem Speer, der zweimal länger war als er selbst und dessen helle Spitze hoch über seinem Kopf hin und her wackelte. In den Sonnenflecken, die das Blätterdach durchließ, schimmerte Gold unter der Klinge. Der Junge sah immer wieder nach oben, um zu vermeiden, dass die Spitze gegen einen Ast schlug.
»Ich träume«, murmelte der Hundsmann. »Oder nicht?« Dow runzelte die Stirn. »Wenn das ein Traum ist, dann aber ein ganz schön komischer.«
Sie waren nicht allein, diese drei Kinder. Ein riesiger Kerl tauchte hinter ihnen auf. Um seine enorm breiten Schultern lag ein ausgefranster Pelz, und ein breites Halsband hing bis auf seinen fetten Bauch hinunter. Es bestand aus Knochen. Fingerknochen, wie Hundsmann sah, als er näher kam. Menschenfinger. Dazwischen hingen flache Holzstücke, in die seltsame Zeichen eingeschnitten waren. Ein gelbzahniges
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