Königsklingen (First Law - Band 3)
Beins erschien ihm eine ziemlich harte Strafe für Überheblichkeit.
West stand ein Stückchen entfernt am Weg und sprach mit einem Offizier, der einen dreckigen Verband um den Kopf trug. Hundsmann konnte nicht hören, was sie sagten, aber er konnte es sich in etwa denken. Von Zeit zu Zeit deutete einer der beiden zu den Hügeln hinüber, durch die sie gekommen waren. Zwei steile, hässliche Erhebungen, größtenteils bewaldet, von einigen nackten Felshängen durchsetzt. West wandte sich ab und sah zum Hundsmann hinüber, und sein Gesicht war finsterer als das eines Totengräbers. Man musste kein Blitzmerker sein, um zu begreifen, dass der Krieg noch nicht gewonnen war.
»Scheiße«, murmelte der Hundsmann unterdrückt. Er spürte dieses ziehende Gefühl im Bauch. Diese Niedergeschlagenheit, die er sonst immer gespürt hatte, wenn er noch unbekanntes Gelände ausspähen sollte, wenn Dreibaum zu den Waffen rief, wenn es zum Frühstück nichts anderes als kaltes Wasser gab. Seit er Häuptling geworden war, schien ihn dieses Gefühl kaum noch zu verlassen. Alles war jetzt sein Problem. »Nichts zu machen?«
West schüttelte den Kopf, als er zu ihm herüberkam. »Bethod hat auf uns gewartet, und zwar mit einer großen Streitmacht. Er hat sich hier in diesen Bergen eingegraben. Sehr tief und sehr gut versorgt, und er sitzt genau zwischen uns und Carleon. Höchstwahrscheinlich hatte er sich bereits darauf vorbereitet, noch bevor er die Grenze überschritt.«
»Er hat schon immer gern vorausgeplant, dieser Bethod. Kommen wir nicht an ihm vorbei?«
»Kroy hat beide Straßen ausprobiert und auf beiden heftige Prügel bekommen. Jetzt hat es Poulder mit einem direkten Durchmarsch durch die Berge versucht und noch eine schwerere Niederlage eingesteckt.«
Hundsmann seufzte. »Wir kommen nicht um ihn herum.«
»Jedenfalls nicht, ohne Bethod eine hübsche Möglichkeit zu bieten, uns direkt ins Messer laufen zu lassen.«
»Und solche Möglichkeiten lässt sich Bethod nicht entgehen. Genau darauf wird er gehofft haben.«
»Das sieht der Lord Marschall auch so. Er möchte, dass du deine Männer nach Norden führst.« West sah zu den grau verhangenen Spitzen weiterer Berge in größerer Entfernung hinüber. »Er möchte, dass ihr eine Schwachstelle sucht. Bethod kann unmöglich den ganzen Höhenrücken halten.«
»Kann er nicht?«, fragte Hundsmann. »Ich denke, das werden wir erst noch herausfinden müssen.« Dann verschwand er in den Bäumen. Seine Jungs würden diese Aufgabe lieben.
Er folgte dem Pfad und kam bald zu der Stelle, wo seine Leute lagerten. Es wurden immer mehr. Wenn man alle mitrechnete, waren es inzwischen um die vierhundert, und es waren harte Kerle darunter. Vor allem solche, die noch nie viel für Bethod übrig gehabt hatten und die in den Fehden gegen ihn gekämpft hatten. Und auch gegen den Hundsmann natürlich. In den Wäldern wimmelte es vor ihnen, sie saßen um ihre Feuer, kochten, schärften ihre Waffen und pflegten ihre Ausrüstung, und ein paar erprobten sich im bewaffneten Kampf. Der Hundsmann verzog das Gesicht, als das helle Klingen von Stahl auf Stahl an seine Ohren drang. Das würden sie noch zur Genüge zu hören bekommen, aber mit blutigerem Ergebnis, dessen war er sich sicher.
»Häuptling!«, riefen sie ihm zu. »Der Hundsmann! Der Häuptling! Hey, hey!« Sie klatschten in die Hände und klopften mit ihren Waffen auf die Steine, auf denen sie saßen. Hundsmann reckte die Faust hoch, grinste den einen oder anderen an und sagte, »Joh, gut, gut« und dergleichen. Wenn er ehrlich war, dann hatte er noch immer nicht die geringste Ahnung, wie man sich als Häuptling zu verhalten hatte, und daher gab er sich genau so, wie er es immer getan hatte. Seine Leute waren damit offenbar zufrieden. Das waren sie aber auch immer, dachte er. Bis sie ein paar Schlachten verlieren würden und dann zu dem Schluss kämen, dass sie einen neuen Häuptling brauchten.
Er gelangte zu dem Feuer, wo die besten der Namhaften Männer den Tag verbrachten. Von Logen war nichts zu sehen, aber der Rest der alten Truppe saß dort und sah gelangweilt aus. Die jedenfalls, die noch nicht tot waren. Tul sah ihn kommen. »Der Hundsmann ist wieder da.«
»Hm«, brummte Grimm, der ein paar Federn mit einem Rasiermesser stutzte.
Dow war damit beschäftigt, mit einem Stück Brot das letzte Fett aus einer Pfanne zu wischen. »Na, wie ist es der Union in den Bergen ergangen?« In seiner Stimme lag eine gewisse Verachtung, die
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