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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gewesen war. »Das ist lange her«, sagte Tul. »Die Dinge ändern sich.«
    Dow grinste nur. »Nein. Tun sie nicht. Die Geschichte kannst du dir selber erzählen, wenn du dann besser schläfst, aber ich werde ein Auge offen halten, das kann ich dir sagen! Wir reden hier vom Blutigen Neuner! Wer weiß, was der als Nächstes tun wird?«
    »Ich habe da so eine Ahnung.« Der Hundsmann wandte sich um und sah Logen, der gegen einen Baum lehnte, und er wollte gerade lächeln, als er seinen Gesichtsausdruck sah. Es war ein Blick, den er aus vergangener Zeit gut kannte und der alle möglichen hässlichen Erinnerungen wieder aufleben ließ. Es war ein Blick, wie ihn die Toten haben, wenn das Leben aus ihnen gewichen ist und sie sich um nichts mehr kümmern.
    »Wenn du was zu sagen hast, kannst du es mir wohl auch ins Gesicht sagen.« Logen kam auf sie zu, pflanzte sich direkt vor Dow auf und neigte den Kopf zu einer Seite; die Narben standen weiß in seinem müden Gesicht. Hundsmann spürte, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten und ihn ein kalter Schauer überlief, obwohl die Sonne ihn wärmte.
    »Komm schon, Logen«, bemühte sich Tul zu vermitteln, indem er so zu klingen versuchte, als ob die ganze Sache nur ein Scherz gewesen sei. Dabei war es doch so tödlich offensichtlich, dass von einem Scherz keine Rede sein konnte. »Dow hatte es nicht so gemeint. Er wollte nur ...«
    Logen fiel ihm ins Wort, während er Dow mit seinen Leichenaugen lange ins Gesicht starrte. »Ich hatte gedacht, als ich dir die letzte Lehre erteilt habe, dass du nie wieder einen Nachschlag brauchen würdest. Aber offenbar haben manche Leute ein kurzes Gedächtnis.« Er ging noch einen Schritt näher an Dow heran, so nah, dass sich ihre Gesichter beinahe berührten. »Na? Brauchst du noch eine Lektion, Kleiner?«
    Hundsmann verzog gequält das Gesicht. Sie schienen so entschlossen, einander umzubringen, und er hatte keine Ahnung, wie er sie daran hindern sollte, wenn sie erst einmal mit dem Kampf begonnen haben würden. Es herrschte größte Spannung, und der Augenblick erschien wie eine Ewigkeit. Der Schwarze Dow hätte sich so etwas von keinem anderen Mann sagen lassen, tot oder lebendig, nicht mal von Dreibaum, aber schließlich zog sich ein gelbes Grinsen über sein Gesicht.
    »Nein. Die eine Lektion hat gereicht.« Damit drehte er den Kopf zur Seite, hustete Schleim herauf und spuckte aus. Dann zog er sich zurück, ohne Eile, und grinste dabei noch immer, als ob er sagen wollte, dass er den Verweis zwar hingenommen hatte, aber nicht dafür garantieren könnte, dass es das nächste Mal genauso sein würde.
    Nachdem er gegangen war und es kein Blutvergießen gegeben hatte, atmete Tul laut aus, als ob gerade großes Unheil an ihnen vorübergegangen wäre. »Na gut. Nach Norden also? Dann sollte wohl einer von uns die Jungs dazu bringen, dass sie sich in Bewegung setzen.«
    »Hm«, sagte Grimm, ließ den letzten Pfeil in seinen Köcher gleiten und folgte ihm in den Wald hinein.
    Logen stand einen Augenblick da und sah ihnen nach. Als sie außer Sicht waren, wandte er sich um und setzte sich ans Feuer, vornübergebeugt, die Arme auf die Knie gestützt und mit hängendem Kopf. »Den Toten sei Dank. Ich hätte mir fast in die Hosen geschissen.«
    Hundsmann wurde klar, dass er die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte, und ließ sie nun keuchend aus den Lungen strömen. »Ich glaube, ich habe das fast sogar getan, jedenfalls ein bisschen. Musste das unbedingt sein?«
    »Das weißt du doch. Wenn man einem Mann wie Dow irgendwelche Freiheiten gestattet, dann kennt er keine Grenzen. Dann haben irgendwann auch die anderen Jungs den Eindruck, dass der Blutige Neuner nicht halb so furchteinflößend ist, wie sie immer gehört haben, und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis einer von denen, die mir noch was vorzuwerfen haben, mit einer Klinge auf mich lauert.«
    Hundsmann schüttelte den Kopf. »Das ist eine harte Sicht der Dinge.«
    »So ist es aber nun mal. Die Dinge haben sich kein bisschen geändert. Das tun sie nie.«
    Vielleicht stimmte das, aber sie würden sich sicherlich nicht ändern, wenn niemand ihnen die Möglichkeit dazu gab. »Trotzdem. Bist du sicher, dass so etwas nötig ist?«
    »Bei dir vielleicht nicht. Du hast was an dir, dass dich die Leute mögen.« Logen kratzte sich am Kinn und sah traurig in den Wald. »Ich glaube, dafür habe ich die letzte Gelegenheit vor etwa fünfzehn Jahren verspielt. Und noch eine werde ich

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