Königsklingen (First Law - Band 3)
einen Hinterhalt geführt zu werden. Sie hielten nach Norden auf die Berge zu und hofften, Bethod damit von seinen Bergen und zu den Hohen Höhen zu locken. Und sie hofften, dass die Union Bethod langsam folgen würde, damit er später in der Falle saß. Es war schon verdammt viel Hoffnung in diesem Spiel.
Es war ein heißer, sonniger Tag, und die Erde unter den Bäumen war ein Flickenteppich aus Schatten und hellem Sonnenlicht, der sich ständig verschob, während sich die Äste im Wind bewegten, so dass die Sonne immer wieder durch das Blätterdach brach und Logen blendete. Vögel zwitscherten und sangen, Bäume knarrten und rauschten, Insekten schwebten in der stillen Luft, und der Waldboden war mit blauen und weißen Wildblumen bedeckt. Sommer im Norden, aber Logens Laune machte das nicht besser. Der Sommer war die beste Zeit zum Töten, und er hatte mehr Männer bei gutem Wetter sterben sehen als bei schlechtem. Also blieb er wachsam, spähte zwischen die Bäume, die Augen weit offen und die Ohren noch offener.
Das war die Aufgabe, die ihm der Hundsmann übertragen hatte. Er sollte an der rechten Flanke bleiben und dafür sorgen, dass sich keiner von Bethods Jungs heranschlich, während sie alle im Gänsemarsch auf diesem engen Ziegenpfad entlanggingen. Logen passte das gut. So konnte er sich weit abseits halten, wo niemand von seiner eigenen Seite Lust bekommen mochte, ihn umzubringen.
Als er den Männern zusah, die leise zwischen den Bäumen entlanggingen, die Stimmen gesenkt, die Waffen griffbereit, kehrten Erinnerungen zurück. Gute wie schlechte. Die meisten, das musste allerdings gesagt werden, waren schlecht. Ein Mann löste sich von den anderen, wie Logen bemerkte, und ging durch den Wald auf ihn zu. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt und wirkte so freundlich, wie man nur sein konnte, aber das hieß gar nichts. Logen hatte viele Männer gekannt, die einem direkt ins Gesicht grinsten, während sie gerade darüber nachdachten, wie sie einem das Licht ausblasen konnten. Das hatte er schließlich selbst auch schon getan, und zwar mehr als einmal.
Er drehte sich ein wenig zur Seite, schob seine Hand außer Sicht und legte sie um den Griff eines Messers. Man kann nie zu viele Messer haben, hatte ihm sein Vater einst gesagt, und das war ein guter Rat gewesen. Er sah sich um, gemächlich und locker, um sicherzugehen, dass niemand in seinem Rücken lauerte, aber dort waren nur die Lücken zwischen den Bäumen. Also schob er seine Füße hin und her, bis er ein besseres Gleichgewicht gefunden hatte, und blieb sitzen, wobei er den Eindruck zu erwecken suchte, als ob er keinerlei Sorgen hätte, aber innerlich hatte er jeden Muskel angespannt und war bereit, jederzeit aufzuspringen.
»Ich heiße Rotkapp.« Der Mann blieb nur einen knappen Schritt von ihm entfernt stehen und grinste immer noch. Seine Hand lag schlaff auf dem Heft seines Schwertes, die andere hing locker herab.
Logen durchforschte hastig sein Gedächtnis, dachte an all die Männer, denen er Unrecht getan, die er verletzt oder mit denen er eine Fehde gehabt hatte. Jedenfalls an jene, die er dabei am Leben gelassen hatte. Rotkapp. Er konnte ihn nirgendwo einordnen, aber das wollte nichts heißen. Zehn Männer mit zehn dicken Büchern hätten nicht all die Feinde auflisten können, die er sich im Lauf der Jahre geschaffen hatte, und schon gar nicht die Freunde und die Familien und die Verbündeten seiner Feinde. Und damit waren noch nicht jene eingerechnet, die ihn vielleicht auch ohne Grund töten wollten, nur um ihren eigenen Ruhm zu mehren. »Kann nicht sagen, dass mir der Name etwas sagt.«
Rotkapp zuckte die Achseln. »Dazu gibt’s auch keinen Grund. Ich habe früher für Yawl den Alten gekämpft. Er war ein guter Mann, dieser Yawl, ein Mann, dem man Respekt entgegenbringen konnte.«
»Joh«, sagte Logen und war immer noch auf plötzliche Bewegungen gefasst.
»Aber als er wieder zu Schlamm geworden war, habe ich mir einen Platz bei Kleinknochen gesucht.«
»Mit dem war ich nie einer Meinung, nicht einmal, als wir noch auf derselben Seite kämpften.«
»Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Ein echter Drecksack. Total aufgeblasen wegen der ganzen Siege, die Bethod für ihn gewonnen hat. Hat mir nicht gepasst. Deswegen bin ich übergelaufen, weißt du? Als ich hörte, dass Dreibaum hier sei.« Er zog die Nase hoch und sah zu Boden. »Irgendjemand muss was gegen diesen Scheiß-Gefürchteten unternehmen.«
»Das sagen alle.« Logen
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