Königsklingen (First Law - Band 3)
kurz, ob man ihn vielleicht mit jemandem verwechselte und ob sie wohl jemanden erwartet hatten, der wirklich von Bedeutung war. Harod den Großen vielleicht, was wusste er denn. Schon bald hörte er jedoch aus dem Jubel den Namen »Luthar« heraus. Ein Mädchen, das ganz vorn stand, warf ihm eine Blume zu, die unter die Hufe seines Pferdes geriet, und rief etwas, das er nicht verstehen konnte. Aber ihr Verhalten bewies Jezal eindeutig, dass sich die Menge tatsächlich seinetwegen hier versammelt hatte.
»Was ist denn hier los?«, flüsterte er dem Ersten der Magi zu.
Bayaz grinste, als hätte zumindest er ein solches Schauspiel erwartet. »Ich vermute, dass die Menschen von Adua Ihren Sieg über die Rebellen mit Ihnen feiern wollen.«
»Tatsächlich?« Jezal verzog gequält das Gesicht und winkte mit schlaffer Handbewegung, und die Lautstärke des Beifalls stieg merklich an. Als sie weiter voranritten und die Straßen schmaler wurden, schien sich die Menge noch zu verdichten. Überall standen Menschen in den engen Gassen, reckten sich aus den Fenstern im Erdgeschoss und auch weiter oben, jubelten und klatschten. Noch mehr Blumen wurden von einem Balkon hoch über der Straße hinuntergeworfen. Eine verfing sich in seinem Sattel, und Jezal nahm sie auf und drehte sie in seiner Hand.
»Und das alles ... wegen mir?«
»Haben Sie denn nicht die Stadt gerettet? Haben Sie nicht die Aufständischen aufgehalten, noch dazu ohne einen Tropfen Blutvergießen auf beiden Seiten?«
»Aber sie haben grundlos aufgegeben. Ich habe gar nichts getan!«
Bayaz zuckte die Achseln, riss Jezal die Blume aus der Hand und roch daran, dann warf er sie weg und nickte einer Gruppe jubelnder Geschäftsleute zu, die sich an einer Straßenecke zusammendrängten. »Offenbar sind die Leute anderer Meinung. Halten Sie einfach die Klappe und lächeln Sie. Damit macht man nie etwas verkehrt.«
Jezal tat sein Bestes, diesem Vorschlag Folge zu leisten, aber das Lächeln fiel ihm nicht leicht. Logen Neunfinger, da war er sich verhältnismäßig sicher, hätte das hier nicht gefallen. Es widersprach völlig seinem damaligen Rat, stets geringer zu scheinen, als man war. Jezal sah sich nervös um und war überzeugt, dass die Menge schon bald merken würde, dass er nichts weiter als ein Betrüger war, um dann sofort die Blumen und die Bewunderungsrufe durch Schmähungen und den Inhalt ihrer Nachttöpfe zu ersetzen.
Aber das geschah nicht. Der Jubel hielt an, als Jezal und seine lange Kolonne von Soldaten sich langsam durch den Bezirk der Drei Höfe vorankämpften. Jezal merkte, dass er sich mit jeder Straße, die hinter ihm lag, weiter entspannte. Allmählich fühlte er sich schon fast so, als ob er tatsächlich etwas geleistet hätte, das eine derartige Ehrenbezeigung wert gewesen wäre. Er fragte sich, ob er vielleicht wirklich ein unerschrockener Befehlshaber, ein meisterlicher Unterhändler gewesen war. Und schließlich sagte er sich: Wenn die Stadtbevölkerung ihn unbedingt als ihren Helden feiern wollte, dann wäre es doch ungezogen, sich dem zu verweigern.
Sie zogen durch ein Tor im Arnaultwall und erreichten das Herz der Stadt. Jezal hatte sich in seinem Sattel gerade aufgerichtet und drückte die Brust vor. Bayaz fiel hinter ihm zurück und wahrte respektvollen Abstand, um ihn allein seine Soldaten führen zu lassen. Der Jubel verstärkte sich, als sie den breiten Mittenweg herunterkamen, an den Vier Ecken vorbei, und auf den Agriont zuhielten. Er fühlte sich wie nach dem Sieg beim Turnier, nur war diesmal wesentlich weniger Arbeit dafür nötig gewesen, aber war das wirklich etwas Schlechtes? Welcher Schaden sollte schon dadurch entstehen? Neunfinger und seine Bescheidenheit konnten ihn mal. Jezal hatte sich diese Aufmerksamkeit verdient. Er setzte ein strahlendes Lächeln auf, hob den Arm mit hochmütiger Selbstsicherheit und winkte.
Die hohen Mauern des Agrionts ragten vor ihnen auf, und Jezal überquerte den Burggraben und hielt auf das südliche Torhaus zu. Dann ritt er durch den langen Tunnel, der zur Festung führte, und die klappernden Hufe und die schweren Stiefel der Königstreuen hallten hinter ihm durch die Dunkelheit. Langsam kam er den Weg der Könige hinunter, während die großen, in Stein gehauenen Herrscher von einst mitsamt ihren Beratern zustimmend auf ihn herabsahen, und hielt zwischen den hohen Gebäuden, die voller Zuschauer waren, auf den Marschallsplatz zu.
Die Menschenmenge fasste die große, offene Fläche von
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