Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
es schon vor meinem Einzug da gewesen war.
    Ich zog den Korken aus der Flasche und schnupperte daran. Meine Nasenflügel bebten, und das Wasser lief mir im Mund zusammen. Ich goss ein paar Fingerbreit in das Glas, beugte mich über die Spüle und ließ die goldene Flüssigkeit kreisen, bis sie fast über den Rand des Glases schwappte.
    Joe versetzte seiner Wasserschüssel einen Schlag mit der Pfote. Sie drehte sich ein bisschen und schlidderte klirrend über den Boden. Ich stellte das Glas in die Spüle und bückte mich nach der Schüssel. Joe leckte mir schwanzwedelnd über das Gesicht; sichtlich erfreut, dass ich verstanden hatte, was er mir sagen wollte. Ich füllte seine Wasserschüssel und stellte sie ihm hin, während er das Wasser aufschlabberte, leerte ich die Bourbonflasche in die Spüle. Der Inhalt verschwand gluckernd im Abfluss. Ich quetschte einen Strahl Spülmittel hinein und drehte den Wasserhahn auf, bis der Geruch sich verflüchtigte und nur noch ein schwacher Duft nach künstlichem Zitronenaroma zurückblieb.
    Der Teppichreiniger war weder im Bad noch in der Garage. Ich sah im Garderobenschrank nach und entdeckte das Flanellhemd, das ich Alex zu Weihnachten gekauft hatte. Ich nahm es heraus und strich mit der Hand darüber. Es fühlte sich so weich an. Als ich es bestellt hatte, hatte ich mir vorgestellt, dass Alex es jahrelang tragen würde, bis es fadenscheinig geworden war. Ich hatte mir ausgemalt, die ganze Zeit bei ihm zu sein. Ich hatte überlegt, es nachts anzuziehen, wenn er fort war und ich ihn vermisste. Was sollte ich jetzt damit machen? Es wegwerfen? In die Altkleidersammlung geben? Es im Schrank liegen lassen und mich jedes Mal aufregen, wenn ich es sah? Zum ersten Mal hatte ich mir gestattet, von einem Leben mit einem anderen Mann als Peter zu träumen. Ich drückte das Hemd an die Brust. Nein, ich würde Alex nicht kampflos gehen lassen.
    Joe jaulte vor Aufregung, als er mich nach meinen Schuhen greifen sah. Ich setzte mich auf die Couch, um sie anzuziehen, und er sprang neben mir auf die Polster, schob den Kopf unter meinen Arm, leckte mein Gesicht und winselte leise. Ich brachte es nicht über das Herz, ihm zu sagen, dass er zu Hause bleiben musste.
    Im Auto öffnete ich trotz der Kälte das Fenster einen Spalt. Er presste die Nase dagegen und schnupperte. Sein flauschiger Schwanz peitschte hin und her und traf andauernd die Handbremse.
    Ich wusste nicht, was ich zu Alex sagen sollte. Im Geiste legte ich mir Sätze zurecht. » Alex, ich glaube, du hast ein falsches Bild von mir.« Oder: » Gib mir bitte noch eine Chance. Normalerweise behaupte ich nicht, krank zu sein, um in meinem Haus Partys veranstalten zu können.«
    Als ich in Alex’ Straße einbog, war mir immer noch nichts eingefallen. Meine Hände begannen zu zittern, als ich die Auffahrt hinauffuhr. Vielleicht ist er gar nicht zu Hause, dachte ich. Mein Herz, mein Magen und mein Blut schienen gemeinsam zu pulsieren wie eine dieser riesigen afrikanischen Trommeln, die mit den Händen geschlagen werden. Wäre ich allein gewesen, hätte ich die Nerven verloren, aber Joe saß auf dem Beifahrersitz und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz, als wüsste er, dass wir etwas Aufregendes vorhatten. Egal was geschah, er würde sich freuen, mich zu sehen, wenn ich zurückkam.
    Ich ließ Joe im Auto sitzen und ging zu Alex’ Haus. Dann fiel mir ein, dass ich ihn erst wenige Stunden zuvor in der Klinik gesehen hatte. Er ist bestimmt nicht zu Hause, dachte ich. Ich lasse das Hemd einfach vor der Tür liegen. Dann rufe ich an und hinterlasse ihm eine Nachricht, in der ich alles erkläre. Heimlich kreuzte ich dreimal die Finger, wie Janie und ich es als Kinder getan hatten, weil das Glück bringen sollte.
    Alex öffnete die Tür, bevor ich klingeln konnte. Joe bellte im Auto. Ich redete mir ein, er würde denken, Joe und ich hätten etwas zu erledigen gehabt; wären im Park gewesen oder bei Pet Smart und auf dem Rückweg kurz vorbeigekommen. Er konnte unmöglich ahnen, dass ich meinen Hund zur moralischen Unterstützung mitgebracht hatte.
    » Van.« Sein Gesicht verriet nicht, was in ihm vorging. Er sagte noch nicht einmal Hallo. Nur ›Van ‹ .
    » Hi.« Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab. » Du bist ja doch da. Ich dachte, du wärst noch bei der Arbeit.«
    » Es ist Silvester«, erwiderte er. » Da ist mittags Schluss.«
    Ich nickte. Dass heute Silvester war, hatte ich vollkommen vergessen.
    Er starrte auf seine Füße und fuhr

Weitere Kostenlose Bücher