Köpfe
– übermittelt durch Rho und mich, da wir ihm niemals erlaubten, persönlich in Erscheinung zu treten –, daß diese Gerätschaften selbst vom geschicktesten menschlichen Bedienungspersonal nicht perfekt gehandhabt werden konnten, und auch nicht von den kompliziertesten computergesteuerten Operateuren. All seine Fehlschläge, pflegte er in besonders düsterer Stimmung zu erklären, hatten ihren Grund in diesem Problem: in der Unfähigkeit der makroskopischen Operateure, mit den Quanteneigenschaften der Muster in Übereinstimmung zu kommen.
Was er – was das Projekt – erforderte, war ein Quantenlogik-Denker. Doch diese wurden nur auf der Erde hergestellt, und sie wurden nicht exportiert. Weil ihre Produktionszahl so gering war, wurden auf dem schwarzen Markt des Tripels keine angeboten, und die Kosten eines Ankaufs unter Umgehung der terrestrischen Behörden und des Transports waren gewaltig. Rho und mir gelang es nicht, das Syndikat zu einem solchen Erwerb zu überreden. William nahm mir das offenbar persönlich übel.
Unser Durchbruch kam mit der Nachricht, daß ein älteres Modell eines QL-Denkers von einem asiatischen Industrie-Konsortium zum Verkauf angeboten wurde. William hatte entschieden, daß dieser sogenannte veraltete Denker unseren Bedürfnissen durchaus gerecht würde – er war jedoch verdächtig billig und entsprach zweifellos nicht mehr dem neusten Stand der Technik. Das störte William nicht.
Das Syndikat hatte dem Wunsch nach dieser Anschaffung entsprochen – zur allgemeinen Überraschung, wie ich vermute. Vielleicht war es Thomas’ letztes Geschenk und endgültige Prüfung für William – falls noch weitere teure Requisiten nötig würden, ohne zumindest eine Aussicht auf Erfolg, dann würde die Eisgrube geschlossen werden.
Rho war zur Erde gereist, um mit dem asiatischen Konsortium handelseinig zu werden. Der Denker war verpackt und verfrachtet worden, und vor sechs Wochen war er angekommen. Ich hatte zwischen dem Zeitpunkt des Handelsabschlusses und ihrer Nachricht von Port Yin, daß sie wieder auf dem Mond eingetroffen war, nichts von ihr gehört, und ich war begierig zu erfahren, wie es ihr ergangen war.
William beugte sich über die Plattform und tätschelte den QL voller Stolz. »Er kann jetzt fast alles«, sagte er. »Wenn wir Erfolg haben, dann ist es zu einem großen Teil das Verdienst des QL.«
Der QL nahm etwa ein Drittel der Fläche der Plattform ein. Unter der Plattform war die getrennte Energieversorgung für den QL installiert; nach dem allgemein herrschenden Brauch im Tripel waren alle Denker mit Energievorräten ausgerüstet, die ein ganzes Jahr lang den Betrieb ohne Nachschub von außen gewährleisteten.
»Wer wird den Nobelpreis bekommen, du oder der QL?« fragte ich. Ich beugte mich auf die Höhe des QL hinab, um seinen weißen zylindrischen Behälter zu betrachten. William schüttelte den Kopf.
»Es hat sowieso noch nie jemand außerhalb der Erde je den Nobelpreis bekommen«, entgegnete er. »Sicher habe ich auch ein gewisses Verdienst an der Sache, weil ich dem QL das Problem vermittelt habe.« Ich verspürte die größte Zuneigung zu meinem Schwager, wenn er auf meinen bissigen Humor positiv reagierte.
»Was ist damit?« fragte ich und berührte den Interpretanten leicht mit dem Finger. Mit dem QL durch faustdicke optische Kabel verbunden und eine Hälfte der Plattform bedeckend, stellte der Interpretant einen Denker für sich dar. Er nahm die komplizierten Betrachtungen des QL in sich auf und gab sie so sinngetreu wie möglich in einer für Menschen verständliche Sprache weiter.
»Ein Wunder für sich.«
»Klär mich darüber auf.«
»Du hast dich nicht mit den Unterlagen beschäftigt«, rügte mich William.
»Ich war zu sehr eingespannt, gegen das Syndikat zu kämpfen, um mich auch noch damit zu beschäftigen«, sagte ich. »Außerdem weißt du doch, daß Theorie noch nie zu meinen Stärken gehört hat.«
William kniete sich auf der anderen Seite des Tisches nieder und machte ein nachdenkliches, ehrfurchtsvolles Gesicht. »Hast du mal was über Huang-Yi Hsu gelesen?«
»Erzähl«, sagte ich geduldig.
Er seufzte. »Du hast aus lauter Unwissenheit für diese Anschaffung bezahlt, Mickey. Ich hätte dich ganz gemein hereinlegen können.«
»Ich traue dir, William.«
Er nahm das mit großzügigem Zweifel hin. »Huang-Yi Hsu erfand schon vor 2010 die post-Boolesche Drei-Grundsätze-Logik. Bis 2030 schenkte ihr niemand Beachtung. Inzwischen war er
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