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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zustande kommen und nicht unter der Androhung einer Zwangsvorladung.«
    »Soviel zu unseren Auto-Beratern«, murmelte der erste Rechtsbeistand Thomas zu. Erneut wandte er sich an die Versammlung. »Mickey Sandovals Aussage wurde unter der Vortäuschung einer lockeren Unterhaltung erschlichen. Er war sich nicht bewußt, daß er später gezwungen sein würde, geschäftliche Angelegenheiten seiner Familie vor dem gesamten Rat zu enthüllen.«
    »Gespräche mit der Präsidentin über Belange des Rates können wohl kaum als lockere Unterhaltung bezeichnet werden. Die mangelnde Bildung ihres Assistenten geht mich nichts an«, sagte die Präsidentin. »Der Rat hat das Recht, die Pläne des MB Sandoval für diese verstorbenen Wesen zu erfahren.«
    »Im Namen Gottes, warum denn?« Thomas stand mit vorgerecktem Kinn da. »Wer stellt diese Fragen? Warum gehen die familiären Geschäfte der Sandovals irgend jemanden außer uns etwas an?«
    Die Präsidentin reagierte auf diesen Ausbruch nicht so heftig, wie ich erwartet hatte. Ich zuckte zusammen, doch Fiona Task-Felder sagte: »Die Freiheit jeder Familie, mit den Fäusten vor unserer Nase herumzufuchteln. Woher diese Anfrage aufgetaucht ist, tut nichts zur Sache; es geht einzig und allein darum, welchen Schaden die lunaren Interessen nehmen mögen. Reicht das, Mr. Sandoval-Rice?«
    Thomas setzte sich, ohne zu antworten. Ich sah ihn neugierig an; wieviel davon war bloße Show, wieviel Verlust der Selbstbeherrschung? Als ich seinen Gesichtsausdruck sah, wurde mir klar, daß Show und innerer Aufruhr eins waren. Erst da begriff ich, und zwar im Bauch, daß er Dinge wußte, die ich nicht wußte, und daß unsere Lage wahrhaftig verzweifelt war. Thomas war ein erfahrener, professioneller Syndikus durch und durch, ein echter Mondbürger im alten Sinne eines besorgten und verantwortungsvollen freien Geistes, der schnell seine wenigen Illusionen hinsichtlich Macht und Regierung und Mondpolitik verloren hatte.
    Ich wandte den Blick zum Präsidentenpodest, zu Fiona Task-Felder, und zum erstenmal spürte ich, wie mich ein Blitz echten Hasses durchzuckte. Meiner Meinung nach war dieser Augenblick entscheidend für mein jetziges Ich; es war, als ob ich neu geboren würde, zynischer, berechnender, härter und schlauer, nicht mehr jung. Meine Hände zitterten. Ich zwang sie zur Ruhe, wischte ihre Feuchtigkeit an der Hose ab und erwog blitzschnell, was ich in meiner Aussage offenbaren und was ich zurückhalten sollte.
    Der Repräsentant des MB Richter stand auf, und Janis Granger erteilte ihm das Wort. »Verehrte Präsidentin, ich beantrage, daß Mr. Mickey Sandoval vortritt und aussagt, wie es die Vorschriften verlangen, daß Mr. Sandovals Aussage jedoch auf jene Bereiche beschränkt sein soll, die keine Informationen preisgeben, durch die ein zukünftiges profitversprechendes Potential seiner Familie ungünstig beeinflußt wird. Das heißt, vorausgesetzt dieser Rat stimmt der Genehmigung zur Fortführung des Projektes zu.«
    Thomas’ Miene hellte sich eine Spur auf. Ich hoffte, daß die Präsidentin schwankend würde, daß sie diese Einschränkung ihres Erfolges hinnehmen würde, doch sie zuckte kaum mit den Wimpern und sagte: »Gibt es weitere Stimmen für diesen Antrag?«
    Die Repräsentanten von Cailetet und Nernst unterstützten ihn einhellig. Eine schnelle Abstimmung wurde durchgeführt, und die Entscheidung fiel einstimmig aus; selbst die Task-Felder-Repräsentanten schwammen in der Strömung mit.
    Dies war der erste Stein auf dem Weg des Molochs. Es war ein kleiner Stein, er war schnell zermalmt; doch er bescherte uns eine gewaltige Menge der dringend benötigten Erleichterung.
    Ich machte meine Aussage, wobei ich den flugs von Thomas ausgearbeiteten und von den Rechtsberatern geprüften Richtlinien folgte; die Ratsversammlung lauschte aufmerksam. Ich sprach nicht über unseren Erfolg bei der Decodierung eines Teils des geistigen Inhalts eines der Toten.
    Der Task-Felder-Repräsentant stand nach Beendigung meiner Aussage auf und drängte den Rat zur Abstimmung darüber, ob unser Projekt weitergeführt werden dürfe oder nicht. Dem Antrag wurde stattgegeben. Thomas widersprach nicht und bat auch nicht um Aufschub.
    Cailetet, Nernst und Onnes stimmten für die Fortsetzung des Projekts.
    Die übrigen einundfünfzig Repräsentanten stimmten für die Einstellung des Projekts.
    Geschichte wurde gemacht, politische Musterbeispiele verschoben, alles im Einklang mit den Vorschriften.
    Nach der

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