Köpfe
Seelenqualen wie jetzt, da ich weiß, was geschehen wird. Da ich weiß, was den lunaren Idealen im Namen der Zweckdienlichkeit angetan werden wird.
Der MB Sandoval hat mit einer voll konzessionierten terrestrischen juristischen Wesenheit ein absolut vernünftiges Geschäft abgeschlossen. Aus Gründen, die keiner von uns erklären kann, haben der MB Task-Felder und die verehrte Präsidentin einen Schwall von Protesten ausgelöst und eine Reihe von Manövern sorgfältig geplant und ausgeführt, um eine autonome Mondfamilie zu zwingen, ihrer rechtmäßig erworbenen Mittel zu entsagen. Meines Wissens wurde in der Geschichte des Mondes so etwas noch nie versucht.«
»Sie sprechen von Aktionen, die noch gar nicht unternommen worden sind, die vielleicht nicht einmal in Erwägung gezogen werden«, warf die Präsidentin ein.
Thomas ließ den Blick durch den Saal schweifen und lächelte. »Verehrte Präsidentin, ich wende mich an jene, die bereits ihre Anweisungen erhalten haben.«
»Beschuldigen Sie die Präsidentin, sich an dieser sogenannten Verschwörung zu beteiligen?« fragte Fiona Task-Felder.
Rufe wurden laut wie: »Lassen Sie ihn sprechen!« und: »Er soll sagen, was er zu sagen hat!« Sie nickte und forderte Thomas mit einer Handbewegung auf fortzufahren.
»Ich habe nicht mehr allzuviel zu sagen, sondern möchte lediglich noch ein Märchen von willkürlicher Politik nacherzählen, durchgeführt von einer extralunaren Organisation überall im Sonnensystem, zur Unterstützung einer Strömung, die nichts mit dem Wohlergehen oder den geschäftlichen Interessen des Mondes zu tun hat. Selbst mein Assistent, Mickey Sandoval, wurde in die Falle gelockt, um über private Familienangelegenheiten auszusagen, und zwar durch die listige Anwendung eines alten Ratsgesetzes, das seit seiner Schaffung nicht angewendet wurde. Meine Mitbürger, er wird unter Protest aussagen, wenn es der Rat wünscht – aber bedenken Sie, welcher Präzedenzfall dadurch geschaffen wird. Bedenken Sie, welche Macht Sie damit dem Rat und jenen einräumen, die das Geschick haben, sie sich zunutze zu machen – ein Geschick, das uns selbst abgeht, da eine solche Verhaltensweise gegen unsere elementare Natur geht. In einem solchen Kampf sind wir naive Schwächlinge, und aufgrund unserer Schwäche, unserer mangelnden Voraussicht und Planung, werden wir uns fügen; die Unternehmungen meiner Familie werden erschwert, vielleicht sogar verboten werden – nur weil eine religiöse Organisation, die ihre Wurzeln auf unserem Heimatplaneten hat, nicht will, daß wir Dinge tun, die zu tun wir jedes nur erdenkliche Recht haben. Ich drücke hiermit meinen Protest aus, damit er vor der Abstimmung des Rats ins Protokoll aufgenommen wird. Unsere Schmach wird nach diesem Tag vollkommen sein, verehrte Präsidentin, und danach möchte ich mein Antlitz diesem Saal nicht mehr darbieten.«
Das Gesicht der Präsidentin war kalt und blaß. »Beschuldigen Sie mich oder meinen konzessionierten MB, von extralunaren Interessen beherrscht zu werden?«
Thomas, der sich nach seiner kurzen Rede gleich wieder gesetzt hatte, stand noch einmal auf, sah sich unter den Ratsmitgliedern um und nickte flüchtig. »Das tue ich.«
»Es widerspricht dem Brauch, die MB-Kollegen in diesem Rat zu beleidigen«, sagte die Präsidentin.
Thomas antwortete nicht.
»Ich denke, ich muß auf die Beschuldigung der Manipulation eingehen. Auf meine Einladung hin erschien Mickey Sandoval in Port Yin, um freiwillig vor der Präsidentin auszusagen. Nach alten Ratsvorschriften, die erlassen wurden, um zu verhindern, daß der Präsident dem Rat Informationen vorenthält, die von Rechts wegen an diesen weiterzugeben sind, hat der Präsident die Pflicht zu verlangen, daß Aussagen vor dem gesamten Rat gemacht werden. Wenn das Manipulation ist, dann bin ich schuldig.«
Unser erster außerfamiliärer Rechtsberater stand neben Thomas auf. »Verehrte Präsidentin, eine Aufzeichnung des anläßlich Mickey Sandovals Besuchs geführten Gespräches erfüllt die genannte Vorschrift hinreichend.«
»Nicht nach der Auslegung des Ratsdenkers«, entgegnete die Präsidentin. »Ich bitte um die Beurteilung.«
Der Denker sprach. »Der Sinn der Vorschrift ist es, offenere Aussagen vor dem Rat als vor dem Präsidenten im Rahmen privater Gespräche herbeizuführen. Eine freiwillige Einlassung vor dem Präsidenten schließt die Bereitschaft ein, ausführlich vor dem Rat auszusagen. Eine solche Aussage muß stets freiwillig
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