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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ist die Mitte? Was ist das für ein Ereignis, dem wir uns nähern und das mit feinfühligen Fingern in der Zeit zurückreichen kann und uns jetzt so durcheinanderbringt?«
    Ich lächelte. »Wir sind ein schönes Paar von Dummköpfen«, sagte ich.
    »Sprich du für dich selbst«, sagte William abwehrend, spitz. »Ich werde diesen Schleier lüften, bei Gott, Micko.« Er deutete nach unten. »Lös du dein kleines Problem, und ich löse meins.«
    Wie aufs Stichwort stand Rho plötzlich in der offenen Labortür, das Gesicht aschfahl. »Mickey«, sagte sie. »Wieso hast du es gewußt?«
    Der Schreck über diese Bestätigung – und ohne Zweifel war es eine Bestätigung –, ließ mich zittern. Ich sah William an. »Ein kleiner Geist hat es mir verraten. Ein fetter Alptraum auf Eis.«
    »Wir haben noch nicht allzuviel übertragen«, sagte sie. »Aber wir kennen seinen Namen.«
    »Wovon sprecht ihr?« wollte William wissen.
    »Von unserem dritten Unbekannten«, erklärte ich. »Wir haben dort unten drei unbekannte Köpfe, drei von vierhundertundzehn. Angeblich aufgrund einer Schlamperei bei der Verwahrung der Daten.«
    »Weißt du etwas, Mickey?« fragte Rho.
    »Zwischen 2079 und 2094 waren bei der Konservierungs-Gesellschaft StarTime vier Logologisten beschäftigt«, sagte ich. »Zwei arbeiteten in der Dateiregistratur, zwei in der Verwaltung. Keiner hatte jemals Zugang zu den Köpfen an sich; sie wurden in einem Kühlgewölbe in Denver aufbewahrt.«
    »Glaubst du, sie haben einen Wurm in die Unterlagen gebracht?«
    »Es war das einzige, was sie tun konnten.«
    »Das ist etwas so… Zynisches «,sagte Rho. »Ich kann es nicht glauben. Es ist, als ob wir… versuchen würden, Robert und Emilia zu töten. Es kann einem dabei ganz schlecht werden.«
    William stieß vor Wut einen wortlosen Fluch aus. »Verdammt noch mal, Rho, wovon sprecht ihr?«
    »Wir wissen jetzt, warum uns die Task-Felders solche Schwierigkeiten machen. Ich habe ins Schwarze getroffen, William. Ich habe einen echten Wolf in unsere Festung gebracht. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Was für einen Wolf?«
    »K. D. Thierry«, sagte ich, und mir blieb fast die Luft weg. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    » Ihn habt ihr dort unten?« fragte William.
    Rho und ich fielen uns in die Arme und brachen in ein hysterisches Lachen aus. »Kimon David Thierry«, sagte Rho, als wir uns wieder einigermaßen erholt hatten. Sie wischte sich die Augen trocken. »Mickey, du bist genial. Aber das Ganze ergibt trotzdem keinen Sinn. Warum haben sie so große Angst vor ihm?«
    Ich breitete die Arme aus. Mir fiel nicht gleich eine Antwort ein.
    »Den Logologisten persönlich?« William konnte die Tragweite dieser Wahrheit noch immer nicht ganz fassen.
    Rho setzte sich und stützte die Beine am QL-Sockel ab. Sie legte den Kopf zurück. »William, könntest du bitte mein Genick behandeln? Ich renke mir noch den Kopf aus vor verkrampften Muskeln, wenn mich nicht bald jemand massiert.«
    William stellte sich hinter sie und massierte ihr den Nacken.
    »Was sollen wir jetzt tun, Micko?« fragte Rho.
    »Sie haben Angst vor ihm, weil sie glauben, wir könnten hinter Geheimnisse kommen, Wahrheiten herausfinden«, sagte ich und sprach damit endlich aus, was ich seit Stunden wußte. »Wir können in seine Erinnerungen blicken, seine geheimsten Gedanken lesen. Sie vermuten, wenn wir weit genug gehen, können wir herausfinden, was er beim Schreiben ihres großen Buches gedacht hat, als er ihren Glauben organisierte…«
    »Sie wissen, daß er ein Scharlatan war«, sagte Rho. »Sie tun all dies, weil sie wissen, daß sie nach einer Lüge leben. Ich kann gar nicht glauben, wie zynisch das alles ist.«
    »Sie sind Manager«, sagte ich. »Politiker, Hüter ihrer Herden.«
    »Laß die Politik aus dem Spiel!« sagte William. »Rho, du hast in einer Schlangengrube gestochert.«
    »In einer Eisgrube. Mit gefrorenen Schlangen. Der Himmel möge uns schützen«, sagte sie, und ich glaube, sie meinte es als echte Bitte.
    »›Der Prophet gilt nichts in seinem eigenen Land.‹ Matthäus.« William schien über seine Belesenheit selbst überrascht zu sein. »Meint ihr, Fiona Task-Felder möchte Thierry aus der Welt geschafft sehen?«
    »Vielleicht weiß sie nicht einmal etwas davon«, sagte ich. »Sie hat Befehle von der Erde erhalten. Alle Puppen tanzen, weil jemand in den höchsten Kreisen der Logologisten-Kirche die ganze Zeit über wußte, wo Thierry war, wußte, daß er sich bei seinem

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