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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Glas neu.
    »Und?«
    Ich konnte ihm noch immer nicht ins Gesicht sehen.
    »Na?«
    »Sie weinte«, sagte ich. »Sie fing an zu weinen.«
    Thomas lächelte. »Gut. Und dann?«
    Ich sah ihn verwirrt und mißbilligend an. »Sie hat es nicht vorgetäuscht, Thomas. Sie war am Boden zerstört.«
    »Richtig. Was tat sie als nächstes?«
    »Sie warf mich aus dem Büro.«
    »Keine Verabredung für ein späteres Treffen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hört sich an, als hätten Sie wirklich ein Loch in ihre Rüstung geschlagen, Mickey.«
    »So muß es wohl sein«, sagte ich düster.
    »Gut«, sagte Thomas. »Ich glaube, unsere zusätzliche Zeit ist uns sicher. Gehen Sie jetzt nach Hause, Mickey, und ruhen Sie sich ein bißchen aus. Sie haben sich hundertfach rehabilitiert.«
    »Ich komme mir wie ein Scheißer vor, Thomas.«
    »Sie sind ein ehrenwerter Scheißer, der nur das tut, was andere ihm antun«, sagte Thomas. Er reichte mir die Hand, doch ich nahm sie nicht. »Sie haben es für Ihre Familie getan«, erinnerte er mich, und seine Augen blickten hart.
    Ich konnte die Tränen nicht vergessen, den feurigen, zerschmetternden Zorn, den Abscheu und den Betrug.
    »Noch mal vielen Dank, Micko«, sagte Thomas.
    »Bitte nennen Sie mich Mickey«, sagte ich beim Hinausgehen.

DIE ÄUSSERE ENTFREMDUNG muß notwendigerweise mit einer inneren Entfremdung einhergehen; das ist auf jeder sozialen Ebene gesetzmäßig so, selbst bei Einzelwesen. Seinen Freunden zu schaden, ja selbst seinen Feinden, schadet einem selbst, nimmt einem ein wesentliches Element der Selbstachtung und des Selbstwertgefühls. So mußte es sein, wenn man einen Krieg mit allen Schikanen führt, sagte ich mir, nur noch schlimmer. Wenn man seine Feinde tötet, tötet man allmählich auch sein altes Ich. Wenn es Platz gibt für ein neues Ich, für eine außergewöhnliche Neuentwicklung, dann wächst man und wird reifer, allerdings auch trauriger. Wenn es keinen Platz dafür gibt, dann stirbt man entweder innerlich ab oder wird verrückt. Als ich mich allein in meinem trockenen, warmen Wassertank befand, mit leiblichen Genüssen wohlversorgt, das Gemüt im Zustand absoluter Betrübnis, spielte ich meine eigene Shakespeare-Szene der endlosen unausgesprochen Selbstgespräche. Ich veranstaltete eine Party mit all meinen Ichs, und wir versammelten uns, um zu streiten und zu kämpfen.
    Ich bedauerte meinen Wutausbruch Thomas gegenüber, dennoch war die Wut unausweichlich. Er hatte mich zu einer Waffe gemacht, und ich hatte mich als wirkungsvoll erwiesen; das tat weh. Ich hatte auf schmerzliche Weise erfahren, daß Fiona Task-Felder kein herzloses Ungeheuer war; sie war ein Mensch, der seine Karten so ausspielte, wie er glaubte, daß es geschehen müßte, nicht aus Gründen der Selbstverherrlichung, sondern aus Gehorsam Befehlen gegenüber.
    Welche Wirkung würde unsere Neuigkeit auf ihre Vorgesetzten haben, die Oberen der politischen und weltlichen Zweige der Logologistischen Kirche?
    Wenn Thomas die Neuigkeit tatsächlich in die Öffentlichkeit des Tripels durchsickern ließ, welche Wirkung hätte das auf Millionen von gläubigen Logologisten?
    Die Logologie war ein persönlicher Wahn, der sich durch begünstigende Umstände und die Gesetze der Gesellschaft zu einer Institution ausgeweitet hatte, sich selbst erhaltend, ja sogar mit der Zeit wachsend. Nach und nach konnten wir die Erfahrungen, die Erinnerungen des Mannes an der Quelle dieses Wahns anzapfen. Wir konnten im Laufe der Zeit die Mitglieder desillusionieren, vielleicht sogar die Kirche vernichten.
    Nichts davon bescherte mir auch nur die geringste Genugtuung.
    Ich sehnte mich nach der Unschuld, die mir noch vor drei Monaten zu eigen war, ohne mir ihrer bewußt gewesen zu sein.
    Zehn Stunden nach meiner Rückkehr von Port Yin verließ ich meinen Wassertank und schritt über die weiße Linie.
    Wir hatten uns unsere zusätzliche Zeit erkauft, jetzt konnten wir sie nutzen; der Task-Felder-Zweig der Logologie schwieg. Über das Kommunikationsnetz des Tripels kam kein einziger Laut von den Mächtigen auf der Erde.
    William war in Hochstimmung. »Du hast Rho gerade verpaßt«, sagte er, als ich das Labor betrat. »Sie wird jedoch in einer Stunde wieder hier sein. Ich hab’s jetzt, Micko. Morgen starte ich den Probelauf. Alles ist stabilisiert…«
    »Hast du die Ursache für dein letztes Problem herausgefunden?«
    William rümpfte die Nase, als hätte ich etwas Unanständiges gesagt. »Nein«, antwortete er. »Ich kann es

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