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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Licht blitzte in der Luft über der Hauptkonsole des Labors auf, das Signal des QL.
    »Unbekannte Phasenumkehrung; Lambda-Umkehrung«, meldete der QL.
    »Gottverdammter Mist!« kreischte William und stampfte mit dem Fuß auf.
    Gleichzeitig mit seinem Schrei ertönte ein vierfaches zusätzliches Fußstampfen über der Höhlung, genau so, als ob riesenhafte Nachbarn im oberen Stock aufeinen widerhallenden Boden gesprungen wären. William ließ den linken Fuß in der Luft verharren, erstaunt über das, was wie das Mehrfachecho seiner Wut erschien. Sein Gesichtsausdruck hatte die Enttäuschung umrundet und so etwas wie eine erwartungsvolle Gelassenheit erreicht: Ja, bei Gott, was kommt als nächstes?
    Rhos Tafel bat mit dünner Stimme um ihre Aufmerksamkeit. Meine Tafel summte ebenfalls. William trug seine nicht bei sich.
    »Gefahr!« meldeten unsere Tafeln gleichzeitig. »Notstrom-Reserven sind in Betrieb.« Das Licht der Lampen wurde schwächer, und überall im Labor gingen Alarmanlagen los. »Explosionen in den Generatoren, die diese Station mit Strom versorgen.«
    Rho sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengezogen.
    Die mechanischen Stimmen der Tafeln verkündeten ruhig und in emotionslosem Ton: »Anscheinend haben Teile über der Höhlung der Eisgrube Schaden genommen, einschließlich der Wärmeabstrahler.« Diese Information kam von den automatischen Posten, die rings um die Station aufgestellt waren. Jede Tafel in der Station – und Notlautsprecheranlagen in allen Gehegen und Gassen – würden dieselbe Meldung wiederholen.
    Eine menschliche Stimme fuhr dazwischen; sie stammte von jemandem, den ich nicht erkannte, vielleicht dem Wachhabenden der Station. Es war immer jemand zur Beobachtung der automatischen Wachen abgestellt, ein Mensch hinter den Maschinen. »William, ist alles in Ordnung mit dir? Ist noch jemand bei dir da drin?«
    »Mickey und ich sind hier bei William. Es ist alles in bester Ordnung«, antwortete Rhosalind.
    »Ein Shuttle hat Bomben auf die Gräben abgeworfen. Sie haben deine Radiatoren außer Betrieb gesetzt, William, und alle deine Generatoren sind zerstört. Deine Grube verbraucht eine Menge mehr Energie als normal – ich habe mir Sorgen gemacht, daß…«
    »Das dürfte nicht sein«, sagte William.
    »William sagt, es dürfte nicht sein, daß sie mehr Energie verbraucht«, berichtete Rho dem anonymen Wachhabenden.
    »Aber es ist so«, fuhr William fort, während er sich wieder seinen Instrumenten zuwandte.
    »Umkehrung der Fallphase Lambda in allen Zellen«, verkündete der QL.
    »…ihr da drin vielleicht verletzt sein könntet«, beendete gleichzeitig die Stimme den Satz.
    »Bei uns ist alles in Ordnung«, sagte ich.
    »Ihr solltet besser rauskommen. Man kann nicht wissen, wieviel Schaden die Höhlung erlitten hat und ob…«
    »Laßt uns gehen«, sagte ich, als ich nach oben blickte.
    Gesteinsbrocken und Staub schwebten in dem Netz über uns und wölbten und beulten es aus, so daß es aussah wie die Unterseite einer Qualle.
    »Ende der Lambda-Umkehr in allen Zellen«, sagte der QL.
    »Warte…«, sagte William.
    Ich stand auf der Brücke zwischen der Höhlung und den Pumpen. Die Kühlmaschinen hingen unbewegt in ihren komplizierten Aufhängungen. Rho stand in der Tür des Labors. William stand neben der Höhlung.

    »Null erreicht«, verkündete der QL.
    Rho sah mich an, und ich setzte an, etwas zu sagen, doch meine Kehle brachte keinen Ton heraus. Rings herum verdunkelten sich die Lichter.
    Unsere beiden Tafeln sagten aus der Ferne: Zeit für eine Evakuierung…
    Ich wandte mich zum Gehen, trat zwischen die Pumpen – und das rettete mir das Leben… oder jedenfalls wurde mir dadurch ermöglicht, jetzt hier zu sein, in meinem gegenwärtigen Zustand.
    Die Pumpengehäuse leuchteten grün auf und vergingen, woraufhin ein Spaghetti-Gewirr von Drähten und Kabeln und eiförmigen Bündeln zum Vorschein kam. Der grellgrüne Schein, der in klebrigen Wellen von den Wänden der Höhlung zurückgeworfen zu werden schien, schmerzte mir in den Augen. Ich erwog die Möglichkeit, daß etwas herabgefallen sein und mich am Kopf getroffen haben könnte, wodurch ich jetzt alle möglichen Dinge sah, doch ich empfand keinen Schmerz, nur das Gefühl, als würde ich von Kopf bis Fuß gestreckt. Ich sah weder Rho noch William, als ich die Brücke entlang bis zum Eingang der Eisgrube blickte. Ich hörte sie auch nicht. Als ich versuchte, mich wieder umzudrehen,

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