Körpersprache der Liebe
schmeckt. Dabei schiebt es die Lippen so weit vor, dass das abgelehnte Getränk aus der gebildeten runden Öffnung abfließt. Auch im späteren Lebensalter drückt eine Protestschnute Verdrossenheit, Trotz, Nörgelei oder Groll aus. Schiebt ein Kind die Unterlippe nach vorn, ist es ein Zeichen von Enttäuschung.
Lächeln – von Anfang an
Etwa ab der fünften Lebenswoche entwickelt der Säugling sein Lächeln. Lächeln und Mimik des Kindes sind angeboren. Der Ethnologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt hat nachgewiesen, dass taub, taubstumm und blind geborene Kinder dieselben mimischen Ausdrucksweisen zeigen wie Kinder ohne Einschränkung der Sinnesorgane. Auch blinde Kinder, die ihre Mutter nie haben lächeln sehen, beginnen im Alter von etwa vier Wochen von selbst zu lachen. Beginnt der Säugling zu lächeln, ist es ein erstes Anzeichen für die Entwicklung der Intelligenz. Es dient dazu, die Eltern zum Bleiben aufzufordern. Lächeln ist damit schon bereits in der frühen Kindheit ein positives Mittel, um Zuwendung und Sympathie zu signalisieren und zu erhalten. Babys demonstrieren mit ihrem Lächeln zugleich auch ihre Bindungsfähigkeit, denn sie zeigen damit, dass sie ihre Zugehörigkeit zur Familie erkannt haben: Mama, Papa, Großeltern, Geschwister. Im Schnitt lachen Babys 400-mal pro Tag, während sich Erwachsene auf 15-mal beschränken! Auch größere Kinder lachen mindestens zehnmal mehr als Erwachsene.
Die Zunge tastet mit
Sind die Lippen um die Zunge geöffnet und kann sich die Zunge zwischen den Lippen frei bewegen, ist das Kind bereit, etwas aufzunehmen. Der Säugling benutzt die Zunge, um damit den richtigen Zugang des Mundes zur Mutterbrust zu ertasten. Symbolisch wird diese tastende Funktion später auch bei schwierigen Aufgaben eingesetzt. Zu beobachten ist dies beispielsweise bei Schulanfängern, die bei ihren anfänglichen Schreibübungen entsprechende Bewegungen mit der Zunge machen. Die Bewegung wird bewirkt durch die Koordination von Muskelgruppen, aber auch dadurch, dass die Sinne mehr Klarheit wollen und die Zunge so »mittastet«. Das Herausstrecken der Zunge dient im Säuglingsalter dem Wegschieben der Mutterbrust, wenn der Säugling satt ist. Die gleiche Bewegung wird schon im frühkindlichen Alter modifiziert. Untersuchungen zeigten, dass Kinder im Kindergarten immer dann die Zunge ein wenig herausstreckten, wenn sie Kontakt mit anderen Personen vermeiden wollten. Wie weit die Zunge herausgestreckt wird, hängt von der Intensität der Ablehnung ab und reicht vom Zeigen der Zungenspitze zwischen den sonst geschlossenen Lippen bis zum weiten Herausstrecken als Beleidigungsbotschaft. Das eher heimliche Signal des »Lasst mich in Ruhe« mit der nur gering zwischen die Lippen geschobenen Zungenspitze zeigt sich auch, wenn eine ungestörte Konzentration auf schwierige Aufgaben nötig ist und keine Ablenkung gewünscht wird. Dann werden Fremdreize auf diese Weise weggeschoben. Auch Erwachsene zeigen viel häufiger ihre Zunge, als man allgemein annimmt. Das andeutungsweise Zur-Schau-Stellen der Zunge ist Forschern zufolge ein wichtiger Hinweis auf Abneigung, Ablehnung oder die Konzentration auf eine Tätigkeit.
Lachen oder Weinen?
Nach Meinung mancher Anthropologen, zu denen auch der bekannte Verhaltensforscher Desmond Morris gehört, steht das Lachen als Reaktion dem Weinen sehr nahe. Aufnahmen lachender Gesichter lassen sich manchmal kaum von Bildern von Menschen unterscheiden, die vor Kummer schreien, und ein hysterisches Lachen kann leicht in einen Tränenausbruch umschlagen. Bei einem Kleinkind liegen Weinen und Lachen oft sehr nah beieinander. Ein Baby lernt schnell, welchen Effekt Weinen oder Lachen bewirkt. Durch Lachen will es die positive Anerkennung aufrechterhalten. Weinen wird als Mittel eingesetzt, um auf Unannehmlichkeiten aufmerksam zu machen. Das Baby will dadurch seinen Willen durchsetzen oder auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Wenn senkrechte und waagrechte Stirnfalten ineinander übergehen, entstehen krause Stirnfalten. Diese zeigen sowohl Bedrängnis wie auch gequälte Hilflosigkeit an. Bei Kindern sind krause Stirnfalten oft direkt vor Beginn des Weinens sichtbar. Außerdem werden die Lidspalten enger und der Mund zieht sich in die Breite. Die Unterlippe ist links und rechts nach unten gezogen. Für einen Säugling gibt es viele Gründe zu weinen. Ein hilfloser Säugling wimmert, um den Eltern zu zeigen, dass er krank oder hungrig ist. Vorab hat er schon
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