Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
Vom Netzwerk:
noch zwei
gesunde Beine gehabt hatte, da war er nicht nur mindestens um 15 Jahre jünger,
also so um die 30, da arbeitete er auch noch als anerkannter Sternekoch
wechselweise in Hotelrestaurants oder bei Fernsehauftritten im
Bayerischen Fernsehen. Selbst bei ORF hatte man ihn schon eingeladen, als
einmal eine Sendung »Spezialitäten aus Bayern« ausgestrahlt wurde. Die
Regensburger waren mächtig stolz auf ihren Gruber Hans! Als er dann,
wenige Monate vor seinem Autounfall, sein eigenes Gourmetrestaurant
am Haidplatz eröffnete, da musstest du schon zwei/drei Wochen im Voraus einen
Tisch bestellen, wenn du da zum Essen gehen wolltest. Und, aber das wirst du
dir schon gedacht haben, eine dicke Brieftasche hast du auch gebraucht, weil so
ein Sternekoch, der lässt sich seine Gaumenfreuden schon bezahlen!
    Aber davon konnte der Gruber heute
nur noch träumen, weil der, wie du ja schon weißt, wegen dem verlorenen Bein
seinen Beruf wechseln musste. Und auch sonst veränderte sein Dasein als
Invalide so einiges in seinem Leben. Seit dem Unfall war es für den
alleinstehenden Gruber nicht mehr so einfach, ab und zu mal an eine Frau zu
kommen.
    Wenn der Gruber Hans daher am
Montag und Dienstag seine freien Tage im Hotel gehabt hat, dann ist er
regelmäßig nach dem Ausschlafen am Montag in die Tschechei ins Casino und
nachher noch in einen nahe dem Casino gelegenen Sexclub gefahren. 200
€, das ist ihm dann so eine Restnacht mit der Dusana schon wert gewesen.
    Die Dusana war Stripperin in dem
Club und wartete nach ihrem letzen Auftritt bei einem Glas Schampus an der Bar
auf den Gruber, weil der zuverlässig auftauchte, um sie mit ins Hotel zu
nehmen. Manchmal fuhren sie auch zu ihr. Aber seit der Gruber einmal über ihre
tristen zwei Zimmer mit Bad und Küche gemeckert hat, war es der Dusana nicht
mehr recht, wenn er trotzdem mit zu ihr kommen wollte, nur weil sie näher am Club
wohnte.
    Da meinst du, so ein ehemaliger
Sternekoch, der ist doch der Schwarm aller Frauen und der hat es doch nicht
nötig, sich seine erotischen Abenteuer zu kaufen und schon dreimal nicht
in der Tschechei. Aber da kanntest du den Gruber nicht. Der hätte sich nie
getraut, irgendwas in Regensburg oder sonst wo in Bayern zu machen, was
öffentlich hätte werden können und ihm seinen Ruf verpatzt hätte, nicht mehr
mit dem einen Bein. In der Tschechei, da war er anonym, quasi nicht
auffindbar, zumindest nicht so leicht. Und so berühmt wie früher war er ja nun
auch nicht mehr, dass irgendein Paparazzi ihm in die Tschechei gefolgt wäre.
    So hat der Gruber Hans sein
Doppelleben geführt, anerkannter und geachteter ehemaliger Sternekoch,
jetzt Hotelportier in Regensburg und Lotterlebemann in Tschechien. Bis ihm
durch Zufall der Benni Tischke in Tschechien über den Weg gelaufen ist. Du
musst wissen, dass dieses Zusammentreffen der beiden schon fast
schicksalhaft gewesen sein muss, weil hinter der tschechischen Grenze, da
wimmelt es quasi vor Sexclubs. Und dass da einer aus Regensburg einen anderen
aus Regensburg trifft und es sich noch dazu herausstellt, dass die beiden
sich kennen, da bleibt dir der Mund vor lauter Staunen ganz schön offen stehen.
    Dabei muss ich dir ganz ehrlich
sagen, dass so ein Zufall gar nicht so selten vorkommt. Ich selber habe sogar
schon einmal in Singapore auf dem Flughafen einen Kollegen von mir getroffen,
der nur unweit meiner Adresse in Deutschland wohnte und der gerade zu der
Zeit, wo ich da auf dem Weg ins ferne Bali zwischengelandet bin, auch auf
seinen Flieger gewartet hat. Allerdings sollte der nach Neuseeland gehen. Und
wenn du jetzt sagt, dass so etwas schon passieren kann, aber bestimmt
höchstens einmal im Leben, dann muss ich dir gewaltig widersprechen. Als ich
mir während der Sommerolympiade in München 1972 einen Boxkampf anschaute,
da setzte sich auf den Platz neben mich ein Schulfreund aus meinen gerade
vergangenen Gymnasialtagen, der noch dazu im selben Dorf wie ich
aufgewachsen ist. Und wen ich sonst schon alles zufällig weitab von meiner
Heimat getroffen habe, da könnte ich dir noch viel erzählen. Weil altes
arabisches Sprichwort:
    ›Alles passiert nur einmal! Und was dann trotzdem zweimal passiert, das
passiert immer wieder!‹

    Es ist mir ja nur wegen dem Gruber
und dem Tischke, damit du nicht sagst, so etwas hätte ich mir aus den Fingern
gesogen. Der Tischke und der Gruber kannten sich zwar von Regensburg her nicht
gerade besonders gut, aber gesehen hatten sie sich schon einige Male.

Weitere Kostenlose Bücher