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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Als
der Tischke noch keine feste Bleibe in Regensburg hatte, da war er öfter mal
Gast im ›Ratisbona‹ . Ab und zu hat er
auch die Monika mitgebracht und sie als Frau Tischke ausgegeben. Der
Gruber hat natürlich geschnallt, dass die Monika nicht eine Frau Tischke
war, aber wenn man bei allen Gästen auf solche Kleinigkeiten achten würde,
dann wären die Hotels wohl nur halb so gut belegt.
    Wenn der Gruber allerdings geahnt
hätte, unter welchen Umständen er den Tischke in der Tschechei noch wiedersehen
würde, dann, das kannst du mir glauben, dann hätte er dem Tischke schon mal
wenigsten hintenrum ein paar Schwierigkeiten gemacht, damit es später gar
nicht soweit gekommen wäre, wie es gekommen ist.
    Statt dessen hat er sich immer
riesig gefreut, wenn der Tischke im ›Ratisbona‹ mit einer Flasche Schampus einen Gruß an die Küche als Anerkennung für das
köstliche Menü ausrichten ließ. Auch wenn der Gruber kein Koch mehr war
und nur an der Rezeption arbeitete, und er das alles nur aus zweiter Hand
erfuhr, irgendwie hat ihm diese Geste immer sehr gefallen.
    Zuerst hat der Gruber nur gemeint,
als er den Tischke plötzlich so an der Bar im Sexclub hinter der
tschechischen Grenze hat sitzen sehen, dass ihm der irgendwie bekannt vorkommt,
weil schummriges Licht und so. Aber beim zweiten oder dritten Hinschauen,
da ist bei ihm der Groschen dann gefallen.
    Ich meine, wenn du ein paar
Stunden Casino hinter dir hast und auch ein Bündel Scheine dort verbraucht
hast, dann ist dein Kopf erst mal nicht so frei, als dass du alles, was um dich
herum passiert, gleich richtig einordnen könntest. Weil Geldverlust immer
ärgerlich, auch wenn genug davon da.
    Manche sagen ja sogar, dass es
denen, die viel Geld haben, noch viel weher tut, wenn sie was davon hergeben
müssen. Drum kann man es den Bänkern, die in der letzten Zeit ihre Banken in
den Ruin getrieben haben, quasi totale Misswirtschaft, also man kann es
diesen Bänkern nicht verdenken, wenn sie ihr eigenes Geld nicht hernehmen, um
ihren Arbeitsplatz zu sanieren. Nicht dass ihr eigenes Geld zu wenig wäre,
aber wenn wir erst einmal damit anfangen, die wirklichen Großverdiener zu
schröpfen, dann können wir gleich den Bankrott unserer freien Marktwirtschaft
erklären. Weil wer will schon noch so riskante Geschäfte abwickeln, die den
Reichtum in unbeschreiblicher Weise mehren können, wenn das Risiko größer ist
als der Gewinn? Solange alles gut geht, und etwas von den Gewinnen sogar noch
an die Millionen von Kunden abgegeben werden kann, da lobt das Talent dieser
Bänker jeder in den Himmel und rühmt unser Wirtschaftswunder. Aber wenn du
dir dieses Wort genau anschaust, dann findest du darin nicht einmal
versteckt, sondern ganz offensichtlich das Wort ›Wunder‹ . Also darf es dich doch auch gar nicht wundern, wenn der
Schuss einmal nach hinten los geht und dein Geld irgendwo verloren geht. Und
jetzt gleich auf die los gehen, die Jahrzehnte lang zu einer Steigerung deines
kleinen Vermögens beigetragen haben, nur weil’s jetzt andersrum läuft, das ist
kleinlich gedacht! Du verlierst ja nicht wirklich viel. Für einen Bänker aber
sind’s Millionen! So sieht’s aus!
    Wegen dem Schampus, den der Gruber
aber jetzt an der Bar im Sexclub ausgegeben hat und wegen der leicht bekleideten
Dusana, die sich gerne von dem Gruber was zum Mittrinken einschenken ließ,
wegen dieser zweifellos starken Ablenkung hat es der Gruber aber leichter
verschmerzen können, diesmal besonders viel Geld verspielt zu haben, zumindest
so lange, bis er mit dem Tischke ins Gespräch kam.
    »Das ist aber eine Überraschung,
Sie hier zu treffen! Da sieht man wieder einmal, wie klein die Welt ist!«,
sagte der Tischke zum Gruber und rückte zu ihm an der Bar auf.
    Der Gruber, natürlich total
perplex, dass da auf einmal einer seiner Hotelgäste aus Regensburg neben ihm
saß, wusste nicht recht, ob er sich freuen, ob er verärgert oder ob er aus
Scham rot werden sollte oder was sonst noch. Weil von einem Regensburger
hier in der Tschechei in einem Sexclub angetroffen zu werden, schon krass! Und
weil der Tischke umgekehrt ja in der selben Situation wie er selbst, alles
nicht einmal peinlich. Aber interessant schon irgendwie. Weil, warum er
selbst im Sexclub gleich hinter der tschechischen Grenze, klare Sache, aber
warum der Tischke?
    Du musst wissen, der Gruber hatte
inzwischen schon mehrfach davon gehört, dass sich der Tischke im Regensburger
Rotlichtmilieu einen Namen gemacht hatte.

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