Koestlbachers erster Fall
Darum auch erster Gedanke vom Gruber:
›Hält der Tischke hier Ausschau nach Nachwuchstalenten für Regensburg?‹
Aber gefragt hat der Gruber den Tischke
natürlich nicht danach. Nur in sich hineingedacht. Und weil ihm nichts Besseres
eingefallen ist, hat er statt dessen laut geantwortet:
»Ja hallo Herr Tischke! Sie hier?«
Und weil der Gruber eben ein Gentleman, deutete er mit der einen Hand auf den
Tischke zu seiner rechten Seite und mit der anderen auf die Dusana zu seiner
linken und fügte hinzu:
»Darf ich vorstellen: Dusana
– Benni Tischke aus Regensburg, einer meiner treuesten Stammgäste im ›Ratisbona‹ !«
»Wir kennen uns bereits!«, sagte
der Tischke und zauberte damit einen überraschten Ausdruck auf das Gesicht vom
Gruber.
»Ich verstehe nicht?«, antwortete
der Gruber.
»Die Dusana und ich, wir kennen
uns bereits!«, wiederholte der Tischke.
»Akustisch hab’ ich’s schon
mitbekommen, aber wie darf ich das verstehen?«, sagte der Gruber, weil er
plötzlich einen gar nicht so schönen Gedanken hatte.
»Nicht das, was Sie denken! Aber
ich bin öfter hier und da haben wir eben ab und zu schon mal da an der Bar
gesessen und zusammen ein Glas Schampus getrunken« erklärte der Tischke und
nickte der Dusana noch ein »Hallo, wie geht’s?« hin.
Die Dusana nickte nur zurück. In
ihrem Gesicht konnte man nicht erkennen, was sie dachte. Nicht nur, weil es so
dunkel war an der Bar. Das ganze Licht war ja auf die zwei Mädels im Tanga
gerichtet, die an einer Stange für die Gäste an der Bar erotische
Gymnastikübungen vorführten.
Die Dusana beherrschte einfach
perfekt ihre Gesichtsmuskulatur. Weil so ein Beruf, für den quasi
Beherrschung der Gesichtsmuskulatur fast genauso wichtig wie gewisse andere
berufliche Qualifikationen. Übers Gesicht kommt schließlich alles rüber,
was du an Empfindungen für den Kunden vorgaukeln musst, damit dieser
mit dem Service zufrieden ist. Stimmlich ist auch ein wenig Talent erforderlich.
Aber nicht dass du jetzt gleich
wieder glaubst, so eine weibliche Begleitperson, die du da in so einem Sexclub
für eine halbe Stunde oder, wenn du willst auch länger, mieten kannst, die muss
das volle Schauspielerprogramm drauf haben, inklusive Stimmbildung. Wenn du
mich fragst, dann sind das eher Naturtalente, die da zur Entfaltung kommen,
weil die Damen ja nicht Shakespeare spielen müssen und von daher keine großen
Textpassagen zu beherrschen haben. Eigentlich sind es ja nur Laute und ein
paar einzelne Worte. Mit etwas gutem Willen beherrscht du das nach einer kurzen
Einarbeitungszeit in hinreichendem Maße.
Studentinnen haben da anscheinend
trotzdem einen Vorteil und Hausfrauen. Jetzt sehe ich richtig dein
Fragezeichen im Gesicht. Wieso gerade diese beiden Gruppen? Wenn ich nur gesagt
hätte »Studentinnen«, dann hättest du das für dich einfach damit erklärt, dass
die eben höhere Intelligenz und somit schnelleres Erreichen der
Jobqualifikationen. Aber Hausfrauen? Da siehst du einmal wieder, dass du
bei den Studentinnen völlig falsch mit deinen Vermutungen gelegen hast.
Wenn du nämlich wissen willst, warum gerade Studentinnen und Hausfrauen,
dann musst du ganz andere Denkstrukturen einsetzen. Du musst nach
Gemeinsamkeiten zwischen Studentinnen und Hausfrauen suchen. Die treffen
dann zwar nicht auf alle Studentinnen und Hausfrauen zu, aber alle Studentinnen
und Hausfrauen gehen schließlich auch nicht regelmäßig oder zumindest ab und zu
anschaffen.
Wenn du jetzt immer noch nicht
weißt, worauf ich hinaus will, dann lass’ mich nur zwei Stichworte nennen:
Freizeit und Geldnot!
Und darum kann man solche
Aussagen, wie, alle Studentinnen und Hausfrauen sind potenziell mietbare
Begleiterinnen, nicht treffen. Weil das Freizeitangebot hängt bei den
Studentinnen vom jeweiligen Studium ab und das der Hausfrauen von der
Größe des Haushaltes, den sie zu bewältigen haben. Was das Geld betrifft, das
weißt du ja selber, wie unterschiedlich das in unserer Gesellschaft vorhanden
ist. Studentinnen und Hausfrauen sind von diesen Unterschieden nicht
ausgenommen.
Bestimmt denkst du inzwischen auch
manchmal an die Monika, weil die ist ja eine Studentin und zwar eine, die ein
Studium gewählt hat, das ihr auch eine Menge Freizeit übrig lässt. Aber bei der
Moni liegt der Fall ganz anders, weil die als Einzelkind von steinreichen
Eltern aufs Geld nicht angewiesen ist. Das kommt zwar nicht so oft vor,
aber manchmal ist es auch gar nicht so sehr das fehlende Geld in
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