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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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und das er mit seiner Dusana irgendwie entweihte.
    Nicht dass du jetzt meinst, der
Gruber war so ein prüder, der nur im Puff die Sau raus gelassen hat und zu
Hause das Pornoheft unter dem Kopfkissen versteckt, damit es keiner sieht. Aber
was der Gruber in seiner Wohnung gemacht hat und was hinter der tschechischen
Grenze, das war trotzdem nicht dasselbe, was er hier machte. Auf so ein
Ferienhaus aufpassen, damit nichts gestohlen wird, gelüftet wird und dass
die drei Zimmerpflanzen ihr Wasser bekommen, das ist schließlich ein
Freundschaftsdienst. Da kannst du nicht hergehen und eine Absteige aus dem
Ferienhaus machen, auch wenn’s keiner merkt. Weil, was wusste der Gruber schon
groß von der Dusana? Nichts, außer dass sie eine Granate war, die sich quasi
immer wieder zünden ließ.
    Und wie er da in einer Fickpause
so da gelegen hat, der Gruber, während sich die Dusana neben ihm rekelte und
dann ein kleines Nickerchen machte, da ging im allerhand durch den Kopf. Vor
allem der Tischke tauchte immer wieder in seinen Gedanken auf. Dass er den in
der Bar hinter der tschechischen Grenze getroffen hatte, das schien ihm gestern
noch ein Zufall gewesen zu sein. Aber je mehr er darüber nachdachte, in
einem desto seltsameren Licht sah er diese Begegnung.
    Und wenn du hundert Mal auf einem
Flughafen in Singapore einen guten Bekannten triffst oder auf der
Olympiade beim Boxkampf deinen Nachbarn neben dir entdeckst, dann heißt das
noch lange nicht, dass der Tischke Benno auch nur zufällig in dem Sexlokal
hinter der tschechischen Grenze aufgetaucht ist. Und wie die Dusana
geschaut hat! Sie hat einfach so geschaut, als ob sie gar nicht schauen
würde. Quasi versteinertes Gesicht! Da stimmte was nicht, und das wurde dem
Gruber jetzt, in der Fickpause, glasklar bewusst. Und deshalb blieb die
Fickpause keine Pause mehr, sondern der Gruber hatte plötzlich keine Lust mehr,
weiter mit der Dusana zu ficken und ist aufgestanden. Die Dusana erweckte
zudem den Eindruck, dass sie nun erst mal eine Mütze Schlaf bräucht, was dem
Gruber ein unbemerktes Verlassen des Bettes ermöglichte.
    Sein Bein konnte er nicht gleich
anschnallen, weil es vorne in der Küche lag. Also hüpfte der Gruber leise, sich
immer irgendwo abstützend und festhaltend, in die Küche. Dort befanden
sich auch seine Kleidungsstücke, die ihm die Dusana schon ein paar Minuten nach
dem Betreten des Ferienhauses vom Leib gerissen hatte. Alle! Bis auf den
Tennissocken!
    Gerade, als er versuchte, seinem
nackten Körper wieder was über zu ziehen, hörte er ein Geräusch hinter sich.
    ›Ach Mädchen, ich wollte dich doch nicht aufwecken!‹

    Das war das Letzte, was der Gruber
in seinem Leben gedacht hat, weil ihn zweimal etwas zwischen seine Rippen
hindurch stach, worauf er vergeblich nach Luft zu ringen begann und
dann schnell lautlos zusammenbrach.
    Draußen war noch dunkle Nacht.
Kräftige Hände in Latexhandschuhen packten den Gruber, schleiften ihn
hinunter zur Naab, die unweit des Ferienhauses gemächlich dahinfloss und
warfen ihn von dem zum Ferienhaus gehörigen Bootssteg aus ins Wasser. Es sollte
Tage dauern, bis ihn die Wasserschutzpolizei dann von der Feuerwehr in
Regensburg aus der Donau fischen ließ, nachdem die Gisela von der Wurstkuchl
die vorbeitreibende Leiche gemeldet hatte.
    Blut war wegen der professionellen
Art des Einstechens kaum geflossen. Und was doch den Boden besudelt hatte,
beseitigten geübte Hände mit Reinigungstüchern, die keine verräterischen Spuren
mehr zurückließen.
    Da siehst du wieder einmal, was so
ein Leben wert ist und wie schnell es vorbei sein kann. Der Gruber hat so viel
in seinem Leben gut überstanden. Ich brauche dich ja nur an den Unfall
erinnern, der ihn sein Bein gekostet hatte. Schade um das Bein, aber der Gruber
hat das weggesteckt, obwohl es ihn zusätzlich seine aufstrebende Karriere als
Sternekoch gekostet hat. Als Hotelportier begann der Gruber ein neues Leben,
das ihm bald auch wieder Spaß genug machte, um sein Dasein wieder sinnvoll zu
empfinden. Da bist du nämlich schon wer, wenn du quasi als Chefportier an
der Rezeption eines 4**** Hotels stehst und so tun kannst, als wäre der
Laden ›dein‹ Hotel.
    ›Ich habe leider kein Zimmer mehr
für Sie frei!‹, oder ›Ich könnte Ihnen da noch unsere Fürstensuite anbieten!‹
    So redete der Gruber mit den
Leuten und stand dabei mit einem Lächeln im Gesicht da, in dem sich der ganze
Prunk des Hotels spiegelte. Früher, da wählte er noch öfter die Anrede

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