Koestlbachers erster Fall
vergleichenden Überprüfungen mit der Krankenakte vom
Gruber, die damals bei seinem Unfall angelegt worden war, und anhand der
Zahnröntgenaufnahmen entschieden, dass es sich bei der Wasserleiche
zweifelsfrei um den Hans Gruber handelte.
Interessant war, wie der
Köstlbacher die Infos über den Gruber an seiner Pinnwand optisch angebracht
hat.
Unter dem ersten Bild, da stand
ein Text in kleiner Schriftgröße, wo du schon nahe hingehen und eine
Brille aufsetzen musstest, wenn du den lesen können wolltest. Aber das hat der
Köstlbacher mit Absicht so gemacht, weil offensichtlich unwichtige Infos über
Grubers Zeit als Sternekoch.
Ein paar Schriftgrößen mehr war es
dann schon, was unter dem Bild vom ›Hotel
Ratisbona‹ gestanden hat, weil vermutlich wichtiger, da nicht zu lange
vor seinem Tode passiert.
Die Edith Klein, die Schreibkraft
vom Köstlbacher, die hat erst gar nicht verstanden, warum sie einmal was in
Schriftgröße 12 und dann was in Schriftgröße 36 oder gar 72 ausdrucken
sollte. Aber wie sie dann gesehen hat, wie ihr Chef die Texte trappiert hat, da
begann sie den Köstlbacher fast ein bisschen anzuhimmeln, weil sie die Idee so
umwerfend fand: ›Wichtiges‹ groß und ›weniger Wichtiges‹ klein.
Besonders groß war dann der Text
unter dem Gruber als Wasserleiche, weil Leiche ja quasi Septembermordopfer, zumindest
eines der beiden.
›Genial!‹ , hat sich da auch der Dr. Huber gedacht und sich für die
nächste dienstliche Beurteilung vom Kriminalhauptkommissar Köstlbacher
gleich einmal eine entsprechende Bemerkung in sein Notizbuch geschrieben.
Und das mit den größten
Großbuchstaben, das hast du dann auch gleich als erstes gelesen, sozusagen
Pferd von hinten aufgezäumt. Was bei einem Pferd nicht unbedingt empfehlenswert,
das war bei so einem Mordfall gar nicht so verkehrt, weil was interessiert
dich zunächst einmal, was so eine Leiche vor x Jahren gemacht hat, wenn sie
damals ja noch gar nicht ermordet worden war?
»Gute Arbeit!«, hat der Dr. Huber
noch laut gesagt, bevor er das Zimmer verlassen hat.
Aber ganz so zufrieden war der
Köstlbacher mit sich selber noch keineswegs, weil inzwischen zwar allerhand
ermittelt, was vorher praktisch nicht bekannt, aber ein Hinweis auf einen
Mörder tauchte nirgends auf.
Weil seine Leute herausbekommen
hatten, dass der Hans Gruber regelmäßig am Montag ins Casino gleich hinter der
tschechischen Grenze gefahren ist und dass er dort auch genauso regelmäßig
Kontakt zu der tschechischen Prostituierten Dusana hatte, bei der oder
zumindest mit der er wiederum regelmäßig die Nacht zum Dienstag verbracht hat,
deshalb musste der Gruber nicht zwangsläufig ermordet worden sein.
Was meinst du, wie viele Männer da
jeden Dienstag ermordet werden müssten, nur weil sie regelmäßig vom Montag
auf den Dienstag eine Liebesdienerin aufsuchen, selbst wenn du so ein Szenario
auf einen Streifen gleich hinter der tschechischen Grenze beschränkst?
Hinweis auf einen Mordverdächtigen
daher leider immer noch Fehlanzeige! Aber Hinweis auf Tatzeit! Weil der Gruber
am Montag, den 14. September von Zeugen im Casino hinter der tschechischen
Grenze gesehen worden ist, konnte er frühestens am Dienstag, den 15. September
ermordet worden sein. Und weil er am 27. September als Wasserleiche aus
der Donau gefischt worden ist, und weil die von der Gerichtsmedizinischen
gemeint haben, dass der Tod vor etwa zwei Wochen eingetreten sei, da kam
schlussendlich nur der 15. oder höchstens noch der 16. September in Betracht.
Schwieriger war es, den Tatort
ausfindig zu machen, weil man ja nicht zwangsläufig davon ausgehen konnte, dass
die Leiche gleich nach der Ermordung in einem zur Donau fließenden Gewässer
oder in der Donau selbst entsorgt worden war und auch nicht, dass sie,
ohne zwischendurch mal einige Zeit wo hängen zu bleiben, schnurstracks nach
Regensburg gespült worden ist.
In dem Fall, was den Tatort
betraf, kam aber der Zufall zu Hilfe, ohne den so manche Straftat nie hätte
aufgeklärt werden können.
Der Besitzer eines Ferienhauses in
Etterzhausen, der Josef, hatte telefonisch bei der Polizei Anzeige erstattet,
dass man in sein Ferienhaus eingebrochen habe. Der Frühpensionär habe wegen
schlechten Wetters in Norwegen eine Nordlandfahrt abgebrochen und sei ein
paar Tage eher nach Regensburg zurückgekehrt. Gleich am Tage seiner
Ankunft, am 16. September sei er in sein Ferienhaus nach Etterzhausen gefahren,
das ihm ein Bekannter, nämlich unser Hans
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