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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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mit ›WIR‹ , wenn er mit Gästen redete.
Aber der Wechsel zum ›ICH‹ den die
Hotelleitung anordnete, kam seinem Ego nur entgegen.
    Und, was haben ihm die ganzen
positiven Gefühle gebracht? Ein paar Jahre Hotelportier, der sich
einbilden konnte, Hotelier zu sein und jetzt dann das schmutzige Wasser der
Naab und nachher noch der Donau!
    Wenn der Gruber so etwas geahnt
hätte, dann hätte er sein Wissen an die Öffentlichkeit getragen und es nicht
als heimliche Trumpfkarte zurückgehalten, falls er es irgendwann einmal
brauchen sollte. Aber zu solchen Überlegungen war es jetzt zu spät.

     

SOKO »Septembermorde«
    Kapitel
12

     
    Nicht dass du jetzt meinst, die
Regensburger Kripo gibt einer SOKO immer den Monatsnamen, in dem die Morde
stattgefunden haben. Das wäre auch nicht immer praktikabel, weil so
zusammenhängende Morde ja nicht in einem einzigen Monat passieren müssen.
    Der Monatsname wurde diesmal nur
gewählt, weil ›SOKO Köstlbacher‹ zu
eitel geklungen hätte, ›SOKO Gruber‹ zu einseitig, weil eben zwei Morde, und ›SOKO Septembermorde‹ zumindest ein Hinweis darauf, dass die beiden
Morde im September passiert sind, einer vermutlich in der Mitte vom September
und der zweite spätestens gegen Septemberende. Und weil inzwischen schon
Oktober, da war auch nicht zu erwarten, dass noch eine weitere Septemberleiche
auftauchen würde. Außer es wäre eine noch längere Zeit in irgendeiner
Staustufe hängen geblieben. Aber weil es ja eine Wasserleiche und eine
Hotelleiche gewesen sind, glaubte der Köstlbacher, dass er sich auf
die Fundorte nur am Rande konzentrieren musste.
    Dass die Namensgebung der SOKO
trotzdem etwas unglücklich war, das konnte der Köstlbacher zu diesem Zeitpunkt
noch nicht wissen.
    Es hat dem Köstlbacher übrigens
sehr zu schaffen gemacht, dass es keine zwei Wasserleichen oder keine zwei
Hotelleichen gewesen sind. Weil eines musst du wissen, bei zwei Wasserleichen
hätte er die SOKO ›SOKO Wasserleichen‹ genannt und bei zwei Hotelleichen wäre eine ›SOKO
Hotelleichen‹ draus geworden. Dann hätte man schon am Namen der SOKO
zumindest einen Hinweis auf den Leichenfundort heraushören können. Und so? So
wies der Name höchstens drauf hin, dass alles furchtbar schwammig war und ein
Zusammenhang höchstens bezüglich des Monats hergestellt werden
konnte, in dem die Morde passiert sind.
    Das musst du dir einmal vor Augen
halten: Eine SOKO deren Name von einem Monat abgeleitet worden ist, in dem
gerade mal zwei Morde passiert sind. Dabei deutet so ein Pluralname darauf hin,
dass in dem September allerhand los gewesen sein muss. Aber nur minimaler
Plural: Zwei Morde! So eine SOKO allein ist schon jämmerlich, weil zwei Morde,
das ist schließlich das Minimum, was in so einer Stadt passieren sollte,
die jetzt sogar unter den ›Top Ten‹ in Europa gehandelt wird, wenn man den einschlägigen Berichten in der
Mittelbayerischen Zeitung Glauben schenken darf. In Paris wegen zwei Toten
bestimmt keine SOKO, höchstens ein Beamter pro Mord. Aber Regensburg nicht
Paris, auch wenn hoher Turm geplant! Regensburg auch keine U-Bahn. Schade
eigentlich, weil eine ›SOKO U-Bahn-Morde‹ ,
die hätte schon was!
    Das mit der ›Top Ten Stadt Regensburg‹ , darüber haben ein paar Schlägertrupps
wahrscheinlich auch nachgedacht. Sie haben zwar nicht unbedingt vor, die Anzahl
der Morde zu erhöhen, quasi ihr Konto dafür zur Verfügung zu stellen. Aber
immerhin tauchen sie immer öfter praktisch aus dem Nichts auf und vermöbeln
brave Bürger, damit das Gleichgewicht zwischen den Guten und den Bösen in
so einer ›Top Ten Stadt‹ nicht zu
sehr zugunsten einer Gruppierung ausfällt.
    Ob so eine Gang, die es nur aufs
grundlose Vermöbeln abgesehen hat und zufrieden ist, wenn das eine oder andere
Nasenbein gebrochen wird, ein Zahn in den Gulli schlittert oder einer der
vielen menschlichen Knochen unter allzu spontaner Krafteinwirkung einen
Schaden erleidet, darüber möchte ich jetzt nicht mit dir diskutieren. Auf alle
Fälle haben die es nicht bewusst aufs Töten abgesehen. Auf die hat der Geruch
und der Geschmack des Blutes eine drogenähnliche Wirkung. Aber so lange
ihre Opfer überleben, wird nach ihnen auch nicht mit einer SOKO gefahndet,
schon gar nicht mit einer von der Mordkommission. Weil du musst bedenken, dass
ja schon in dem Namen Mordkommission ein Mord steckt. Und so eine Schlägerei
ist eben noch lange kein Mord. Grenzfällig wird die Sache erst, wenn so ein

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