Koestlbachers erster Fall

abgeschrieben hast und aufgeflogen bist,
dann hast du dich immer damit verteidigt, dass dein Nachbar auch abgeschrieben
hat. Natürlich von dir! Das hat deine Tat zwar nicht ungeschehen gemacht, aber
es tat dir gut, nicht mehr als einziger Abschreiber vor deinem Lehrer da zu stehen.
    Ähnlich muss es dem anonymen
Anrufer ergangen sein. Einerseits wollte er der Kripo bei ihren Ermittlungen
helfen, weil positive Grundeinstellung zur Regensburger Kripoarbeit.
Andererseits wollte er sich aber, auch wenn noch so anonym, nicht in ein
negatives Licht rücken. Aber zum Glück Erinnerung! Er war nicht der
einzige Regensburger, der gleich hinter der tschechischen Grenze bisweilen anzutreffen
war. Er hatte den Tischke dort schon mehrfach gesehen und auch den Gruber. Von
beiden kannte er nicht die Namen, aber weil in der ›Mittelbayerischen Zeitung‹ Fotos und so, da erinnerte sich der
Anonyme sofort.
    Der Köstlbacher war jedenfalls
ganz schön erstaunt, als die Frau Klein ihm diese Neuigkeiten auf seinen
Schreibtisch legte.
    Der Gruber und der Tischke gleich
hinter der tschechischen Grenze in einem eindeutigen Etablissement, wo
auch die Dusana und so. Die konnte der Tischke ja wohl kaum übersehen haben.
    Wenn du jetzt meinst, das war
alles, was die Frau Klein dem Köstlbacher auf den Tisch gelegt hat, dann irrst
du aber gewaltig. Weil die echte Hammermeldung, durch die eine Anwesenheit des
Tischke in dem tschechischen Etablissement in einem ganz anderen Licht
erschienen ist, die brachte für die Pinnwand vom Köstlbacher eine Bereicherung,
die einige weitere Nachforschungen nach sich ziehen würde.
    Kriminalkommissarin Wittmann hatte
das Fax von den tschechischen Kollegen entgegengenommen, aus dem hervorging,
dass der Benni Tischke der Zuhälter von der Dusana war. Zuhälterei natürlich
auch in der Tschechei verboten, aber es hat ihn deshalb ja nie wer zur Anzeige
gebracht, und somit konnte die tschechische Polizei nicht tätig werden. Aber im
Zusammenhang mit der vermissten Dusana wollten sie diesen Verdacht, der
eigentlich eine Tatsache war, nicht unerwähnt lassen.
    Da sieht man wieder einmal, wie
gut doch im vereinten Europa die Zusammenarbeit funktioniert. Nicht dass du
denkst, ich meine damit die Zusammenarbeit zwischen der Polizei in den
verschiedenen Ländern. Die in gewissem Umfang schon länger mal gut und mal
auch wieder weniger gut!
    Hier ganz speziell denke ich aber
an die gewerbliche Zusammenarbeit, ganz speziell die horizontale
gewerbliche Zusammenarbeit. Du glaubst gar nicht, wie der die Öffnungen
der Grenzen zugute kam. Vorher, da hast du quasi nur davon träumen können, den
arbeitswilligen Frauen aus dem Osten ein Betätigungsfeld anbieten zu können,
das selbst die Kapazitäten eines Arbeitsamtes in den Schatten stellen würde.
Und jetzt, eine echte Erfüllung des europäischen Traums! Und der Tischke ganz
vorne mit dabei!
    Und weil Prostitution, Drogen und
ein bisschen Waffenhandel irgendwie geschäftlich gesehen immer schon ein
verwobenes und tödlich riskantes Feld, was den Tischke betrifft natürlich
1000 Möglichkeiten, warum der so jämmerlich enden musste.
    Die Frau Klein nun auch sofort
Auftrag vom Köstlbacher, 3 Wörter in Schriftgröße 72 und fett ausdrucken und
laminieren, weil die der Köstlbacher für seine Pinnwand:
    PROSTITUTION    DROGEN    WAFFENHANDEL

     
    Vorläufig brachte er diese
Begriffe alle unter dem Tischke an.
    Nicht dass der Köstlbacher fest
davon überzeugt gewesen wäre, der Tischke sei zu Lebzeiten eine große Nummer im
Geschäft gewesen. Der Kommissar konnte es sich sogar gut vorstellen, dass er in
ein paar Tagen seine drei laminierten Oberbegriffe ganz anders auf seiner
Pinnwand anbringen würde müssen. Aber das war mehr so eine Vorstellung aus dem
Bauch heraus. Und der Bauch vom Köstlbacher beachtlich!
    Nur, da wirst du einer Meinung
sein mit mir, als Kripobeamter, da kannst du nicht einfach so aus dem
Bauch heraus Entscheidungen treffen. Weil wenn dein Bauch sich irrt, auch
wenn er noch so unübersehbar dein Hemd spannt, wie sollst du dann dem
Staatsanwalt oder dem Richter klar machen, wie dein Vorgehen motiviert
war?
    Das mit dem Bauch, das klappt
vielleicht, wenn du dich in der Disco für ein Mädchen entscheidest, das du nach
Hause bringen willst. Auch welches ›zu
Hause‹ du wählen wirst, da kannst du noch mal deinen Bauch fragen, oder
dein Gedächtnis, was den Sauberkeitsstatus deiner Bude betrifft. Aber in
Sachen Ermittlungsarbeit vor der Pinnwand,