Koestlbachers erster Fall
seiner Verbindungen zur
Regensburger Halbwelt aufs richtige Pferd gesetzt hatte. Dass der Gruber ins
Gras beißen musste, na ja, ein tödlicher Schicksalsschlag für den Gruber.
Aber stell dir doch nur einmal
vor, der hätte sich tatsächlich auf die Liste schreiben lassen. Als
ehemaliger stadtbekannter Sternekoch und inzwischen nicht weniger bekannt
als der leitende Portier vom ›Hotel
Ratisbona‹ , da hatte er schon eine ganz schöne Publicity. Das wäre mit
Sicherheit auf eine ernst zu nehmende Konkurrenz für den Willi hinaus gelaufen.
Gut war, dass der Faltenhuber
Willi über die geplanten Aktivitäten vom Gruber bestens informiert gewesen war.
Aber noch besser war, dass der Gruber jetzt nur noch Wasserleiche.
Natürlich hat der Faltenhuber als
Stadtpolitiker in Regensburg seine Informanten sitzen gehabt. Bestimmt
hast du das selbst auch schon vermutet. Aber was den Gruber betraf, da hatte
sich für den Faltenhuber gewissermaßen zufällig eine ganz andere
Informationsquelle geöffnet. Wenn ich dir jetzt sage, dass die Dusana diese
Quelle gewesen ist, dann sehe ich richtig, wie du ungläubig deine Stirn in
Falten legst. Aber bestimmt erinnerst du dich, dass der Gruber quasi Stammkunde
bei der Dusana. Und da spielt eben nun der Zufall Informationen in die Hände
vom Faltenhuber, weil der, als seine Frau Wellness in der Tschechei, auch Kunde
von der Dusana.
Und wenn du in der Tschechei mit
so einer scharfen Tschechin, du weißt schon was! Also bis du so weit bist,
abschleppen und so, da musst du vorher erst ein wenig Smalltalk
machen und etwas Hartes trinken. Weil, der Laden gleich hinter der Grenze, in
dem sich die tschechischen Hasen aufhalten, der will einen Umsatz machen,
weil der Besitzer nicht bei der Wohlfahrt ist! Ein bisschen an dem ganzen
Sexrummel will so ein Barbetreiber schließlich auch verdienen! Und
weil der Alkohol bekanntlich die Zunge löst, erzählen die Freier dann
schon hin und wieder Sachen, über die sie nüchtern kaum reden würden. Aber
weil eben erstens nicht mehr nüchtern und zweitens unbekümmert, da die
tschechischen Dirnen nur wenig deutsch, da rutschen einem schon mal Internas
heraus, die schon so einiges an Brisanz haben. Aber eben nicht in Tschechien
und auch nicht für eine, die das meiste ohnehin nicht versteht. Aber eines
darfst du mir glauben, die Dusana prima deutsch und hoch intelligent
und hervorragendes Gedächtnis.
Dass der Willi Faltenhuber der
Dusana alles wieder entlocken konnte, was der Gruber ihr bei seinen
wöchentlichen Besuchen vorgeweint hat, das war freilich nicht geplant. So ein
Dusel kannst du einfach nicht planen. Das ist quasi wie ein Sechser im Lotto.
Von dem kannst du vielleicht träumen, aber du kannst ihn nicht planen. Ist
purer Zufall!
Aber so spielt es nun einmal in
unserem Leben. Die ganze Evolution des Lebens basiert ja auf zufälligen
genetischen Veränderungen. Zufall immer entscheidendes Prinzip!
Du bist durch Zufall zum falschen
Zeitpunkt am falschen Ort und ›peng‹ ,
ein Blitz streckt dich nieder, ein Erdbeben bringt dein Haus zum Einsturz und
du wirst lebendig begraben, wirst unbeabsichtigt Opfer eines
Terroranschlags, erleidest eine Lebensmittelvergiftung im Nobelrestaurant,
wirst Opfer eines Verkehrsunfalls, und und und.
Ebenso kann dich der Zufall aber
auch hofieren. Der berühmte 6er im Lotto, dein Zuspätkommen am Flughafen.
Dein Flieger stürzt ohne dich ab. Die genetische Vererbung deiner Eltern. Du
Genie, weil Durchmischung perfekt. Dein einziger Belastungszeuge stirbt kurz
vor seiner Aussage vor Gericht. Dein einziger politischer Gegner gibt nach
einem Herzinfarkt den Löffel ab. Du nun freie Bahn.
Der Zufall wollte es, dass der
Gruber und der Faltenhuber mit derselben tschechischen Prostituierten
herummachten.
Ob es das war, was dem Gruber zum
Verhängnis geworden ist?
In der
Tändlergasse
Kapitel 18
Seit der Köstlbacher die Leitung
der SOKO ›Septembermorde‹ vom
Dr. Huber übertragen bekommen hat, hast du den Köstlbacher nur noch an zwei
Orten antreffen können, in seinem Büro und zu Hause oder eben, weil ja
unvermeidlich, auf dem Weg zwischen diesen beiden Orten. Die Anna
Köstlbacher war über diese Entwicklung gar nicht so erfreut, weil vom Umzug
nach Regensburg immer noch volle Umzugskartons im Haus herum standen,
einige Bilder noch nicht aufgehängt waren, ein Schrank noch zerlegt im
Gästezimmer vor sich hinträumte und im selben Raum sogar das Kabel der
Zimmerlampe noch von der Decke baumelte,
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