Koestlbachers erster Fall
in
Berlin.
Blieb also für den Phil noch der
Gruber als Mörder über, zumindest solange man davon ausging, dass einer der Ermordeten
auch Täter sein könnte. Natürlich erwartungsgemäß Fehlanzeige! Der Gruber
damals in Thailand auf Sexurlaub. 3 Monate! Und wie hätte er da den Phil
erledigen sollen?
Die Frauen hat der Köstlbacher
vorerst einmal nicht verdächtigt. Nicht dass du jetzt denkst, die Edith
hat ihm eingeredet, dass eine Frau zu derart brutalen Morden nicht fähig
ist. Das hätte die Edith auch gar nicht geschafft, weil dienstliche
Erfahrungen vom Köstlbacher anders. Du glaubst ja gar nicht, wie kalt und
berechnend Frauen werden können, wenn sie sich erst einmal dazu entschlossen
haben, irgendwen aus dem Weg zu räumen. Frauen tun das viel seltener als
Männer, um an Geld zu gelangen. Die Motive der Frauen sind meist subtil und
sehr persönlicher Natur. Nur selten gewinnorientiert! Außer du siehst es
so, dass es für eine Frau einen Gewinn darstellt, wenn sie ihrem miesen
Lover eine Fahrkarte ins Jenseits verschafft.
Nein, der Köstlbacher hat die
Frauen erst einmal außen vor gelassen, weil die Erfahrung gelehrt hat, dass für
derart viele Gewaltverbrechen, die einem gemeinsamen Muster folgen,
Täterinnen eher selten.
Nicht dass ich jetzt der Buch- und
Filmindustrie recht geben möchte, aber wann hast du zuletzt einen Film gesehen,
wo eine Massenmörderin und so? Nicht einmal in einem Politkrimi oder einem
Kriegsfilm wird Frau zum Monster. Früher scheint das zwar anders gewesen zu
sein, weil gerade im Märchen das Böse oft weiblich. Aber du darfst nicht vergessen,
dass früher lange vorbei und der Köstlbacher immer auf dem neuesten Stand!
Nicht wegen der ›Kleinigkeit‹ hat der Köstlbacher sein
ganzes Interesse auf den Albert Stiegler fokussiert. Die ›Kleinigkeit‹ ist ja auch erst später dazu gekommen, als schon
eine ganze Zeit klar war oder zumindest vermutet werden konnte, dass der
Stiegler nicht koscher. Los gegangen ist es mit den Alibis, die dem Stiegler
komplett fehlten. Bei keinem der Morde war der Stiegler in Berlin oder in
Thailand oder sonst wo. Bestenfalls war er zu Hause, was seine Frau aber
in den meisten Fällen auch nicht mehr so genau sagen konnte. Zur Zeit der
Ermordung vom Manuel Kleber war er ebenfalls alleine zu Hause. Soviel war
sicher! Also sicher war es eigentlich gerade deswegen nicht, weil ja ›alleine‹ kein Alibi! Für die vermuteten
Tatzeiten vom Gruber und vom Phil konnte der Stiegler keine exakten Angaben
machen. Seine Frau, die Irmi, die erinnerte sich auch nicht mehr genau. Dienst
gehabt hatte sie definitiv nicht. Aber gerade wenn du nachweisen kannst, dass
du keinen Dienst gehabt hast, dann kannst du auch nicht sicher sagen, ob
du zu Hause bei deinem Mann gewesen bist, weil tausend andere
Möglichkeiten. Einkaufen oder Kaffeetrinken mit den Freundinnen nur zwei
Beispiele, für die sich niemand eine genaue Zeit merkt. Und dann die Irmi
ja noch Nebenjob!
Und beim Tischke-Mord im ›Ratisbona‹ der Stiegler quasi anwesend
im Nachbarklo. Alibi sehr seltsam! Und das hat der Köstlbacher dann auch bei
seiner zweiten Vernehmung vom Albert noch mal angesprochen:
»Nun hören Sie doch endlich auf
mit dem Blödsinn von den Steingeistern!«, hat der Köstlbacher gesagt, als der
Albert wieder mit seinen Steingeistern angefangen hat und ihm weismachen
wollte, dass die ihn so in ihren Bann geschlagen hätten, dass er quasi
taub für alles um ihn herum. Also auch kein Bemerken oder so von einem
Gewaltverbrechen hinter der Abtrennwand zum Nachbarklo.
»Was wollen Sie hören? Ich kann
Ihnen nur sagen, wie’s gewesen ist!«, blieb der Albert bei seiner Version
des Geschehens.
Aber der leitende
Kriminalhauptkommissar der SOKO ›Septembermorde‹ Edmund Köstlbacher, der hatte eine perfekte Mannschaft, die er in täglichen
Briefings auf ihre Arbeit einstimmte. Und die, zumindest das auf den
Albert angesetzte Duo, perfekte Arbeit, weil Finden der ›Kleinigkeit‹ !
Albert Handynutzer, aber nicht
Handypfleger! Alles, was der Albert je an SMS empfangen oder gesendet hat, noch
im Speicher vorhanden. Löschfunktion dem Albert zwar bekannt, aber die
Durchführung nicht geläufig. Jedenfalls zeigte der Kommissar Liebknecht nach
einer Routineüberprüfung des Handys vom Albert kommentarlos dem Köstlbacher folgende
SMS, an die du dich sicher noch erinnerst:
HEUTE ZU GEFÄHRLICH! KOMME MORGEN
»Wie kommentieren Sie diese SMS?
Sie haben Sie kurz nach der Tatzeit
Weitere Kostenlose Bücher