Koestlbachers erster Fall
besonders
wichtig? Du hast doch eine Vermutung, oder?«, fragte die Edith.
»Lass uns später reden! Der
Stiegler wird gleich wieder da sein. Ich muss nach Erlangen in die
Gerichtsmedizinische! Ich melde mich! Möglich, dass wir uns erst morgen wieder
sehen!«, sagte der Köstlbacher und verließ im Lauftempo den Raum.
Zurück blieb eine etwas ratlose
Klein. Warum nicht dort anrufen, wenn’s so wichtig ist? Warum sich eine Stunde
ins Auto setzen?
Diese Fragen habe ich mir auch
gestellt und erst viel später, als die Klein den Bericht für den Dr. Huber
geschrieben hat, den ihr der Köstlbacher aufs Diktafon diktiert hatte, da
wurde klar, warum der Kriminalkommissar selbst in die Gerichtsmedizinische
gefahren ist und nicht nur einfach dort angerufen hat. Manches lässt sich
persönlich einfach besser erledigen, als über eine Telefonverbindung.
So hat die ›Kleinigkeit‹ dieser SMS von der Monika so einiges ins Rollen
gebracht. Weil ohne diese SMS wäre das Gespräch zwischen dem Köstlbacher und
dem Albert Stiegler nicht geführt, und gewisse Zusammenhänge wären
vermutlich übersehen worden.
Natürlich hätte diese ›SMS-Kleinigkeit‹ nun auch zur Folge
haben können, dass der Köstlbacher auf seiner Fahrt zur Gerichtsmedizinischen
in Erlangen tödlich verunglückte oder so. Dann wäre der ganze Fall vermutlich
wieder anders verlaufen, vielleicht sogar im Sande. Bei so einer ›Kleinigkeit‹ , da weiß man eben nie, was
die bewirkt.
In der
Gerichtsmedizinischen
Kapitel 24
Der Kollege Dr. Manz in der Gerichtsmedizinischen
oder in der pathologischen Abteilung der Rechtsmedizin, wie sie offiziell
tituliert ist, war nicht wenig überrascht, als der Köstlbacher so
plötzlich bei ihm auftauchte.
»Da haben Sie aber Glück gehabt,
dass Sie mich noch antreffen. Sollte nämlich eigentlich schon weg sein!«,
sagte der Rechtsmediziner von der Pathologie zum Köstlbacher.
»Erstens gehört im Leben immer
auch ein wenig Glück dazu, wenn was gelingen soll, und zweitens sind Sie doch
hoffentlich nicht der Einzige hier, der mir eine fachmännische Auskunft
erteilen kann!«, antwortete der Köstlbacher.
»Da haben Sie natürlich recht!«,
lachte der Dr. Manz. »Aber der Beste, Herr Kollege, der Beste!«, fügte er noch
mit einem Augenzwinkern hinzu. »Also, womit kann ich Ihnen dienen?«
»Es geht um die 4 Morde in
Regensburg, 3 in den letzten beiden Monaten und einer vor etwa 5 Jahren.
Die Leichen wurden alle hier untersucht. Die Ergebnisse liegen mir selbstverständlich
in Regensburg vor, aber bevor ich die nun alle als Nichtfachmann miteinander zu
vergleichen beginne, da frage ich doch lieber gleich Sie. Welche
Übereinstimmung haben die 4 Leichen, außer dass sie männlich sind, die Ihnen am
prägnantesten erscheint? Ich werde das Gefühl nicht los, irgendwas übersehen zu
haben, was den möglichen Täterkreis definitiv einschränken könnte!«
»Da werden Sie sich ein paar
Minuten gedulden müssen, weil ich selbstverständlich die Fälle nicht lückenlos
im Kopf habe. Lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Kaffee machen. Ich
sehe inzwischen nach, was ich für Sie tun kann«, sagte der Gerichtsmediziner.
Der Köstlbacher Megaerfahrung im
Bürokaffeetrinken. Der Kaffee schmeckte nicht nur gut, er tat auch gut, weil so
ein langer Arbeitstag und dann noch die Fahrt an die Uniklinik nach
Erlangen zur Gerichtsmedizinischen, der schlaucht gewaltig. Die Sekretärin vom
Gerichtsmediziner Mauerblümchen. Nicht vergleichbar mit der Klein. Aber so
ein Gerichtsmediziner, der den ganzen Tag nur Leichen zerlegt und anschließend
wieder zusammennäht, damit sie für die Angehörigen zur Bestattung
wieder ›normal‹ ausgesehen haben, der
hat in seinem Labor ohnehin keine gemütliche Besucherecke, wo er auch einmal
zwischendurch einen Kaffee mit seiner Sekretärin und so.
›Ist schon ein Scheißjob!‹, dachte
der Köstlbacher und bemitleidete den Gerichtsmediziner fast ein wenig,
weil der quasi am Leben vorbei und nur mit Leichen umgeben. Der Eid, den der
als Mediziner einmal geleistet hat, dass er seine Arbeit dem Erhalt und der
Gesundheit von Menschen widmen würde, so ein Eid hat schon eine groteske
Wirkung, wenn man bedenkt, was so ein Gerichtsmediziner macht.
Lange hat sich der Köstlbacher
aber nicht mit solchen Gedanken beschäftigen müssen, weil nach weniger als
einer Viertelstunde der Leichenschnipsler mit den gewünschten Akten zurückkam.
»Also, Herr Kollege«, begann er,
»ich habe da
Weitere Kostenlose Bücher