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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht. Einfach so. Ich bin aufgewacht und …« Sie verstummte, erfüllt von einem Schrecken, den sie nicht benennen konnte.
    Madonna streckte die Arme aus, zog sie an sich. Es tat gut, die Wärme ihres Körpers zu spüren.
    »Du zitterst ja.«
    »Es ist kalt«, murmelte Serenity.
    »Aber nicht so kalt.«
    Serenity spürte ihren Atem beben. Sie wollte nicht weinen, aber sie war kurz davor.
    Madonna seufzte ratlos. »Wenn ich nur wüsste, was wir tun könnten.«

 
    84 | Mit einem Ruck setzte sich der junge Indianer auf, der bis zu diesem Augenblick schweigend auf dem Rücksitz gesessen hatte.
    »Wir müssen rein«, erklärte er. »Christopher ist in Gefahr.«
    George Angry Snake war die ganze Zeit so still gewesen, dass Jeremiah Jones und Russel Stoker seine Anwesenheit völlig vergessen hatten. Seine unvermittelte Äußerung ließ sie beide zusammenzucken.
    »Was?«, meinte Jones überrascht.
    »Sofort«, sagte George nur, griff nach seiner Umhängetasche, öffnete die Tür, sprang hinaus und rannte los.
    »Verdammt!«, entfuhr es Rus. »Ist der jetzt völlig durchge…«
    Jones hatte das Walkie-Talkie schon an den Lippen, drückte die Taste. »Alpha an alle. Wir warten nicht länger. Wir gehen rein, so schnell wie möglich.«
    Sie sahen, wie George sich über das Tor schwang, mit einer einzigen kraftvollen, eleganten Bewegung.
    »Das ist so einer von diesen Momenten, in denen alles anfängt schiefzugehen«, knurrte Rus.
    Jones nickte. »Irgendwann kommt so ein Moment immer.«
    Dann griffen sie nach ihren Waffen und ihrem Werkzeug und folgten dem Jungen.

 
    85 | Kompliment, sagten die Stimmen. Das war ganz schön clever von dir. Beinahe schade, dass du dich verrechnet hast.
    Hörte er die Kohärenz in seinem Kopf oder mit seinen Ohren? Er wusste es nicht. Das Fabrikgebäude schien sich in allumfassender Schwärze aufgelöst zu haben. Es gab nur noch diesen fahlen Lichtkegel, in dessen Mitte er stand, die Männer um ihn herum, die sich rasch auf ihn zubewegten, und dahinter nur noch Dunkelheit.
    In seinem Kopf dröhnte es. Er wollte den Chip abschalten, den Befehl geben, doch es gelang ihm nicht. Von überall her rollten Informationslawinen auf ihn zu, brandeten gegen ihn an, überspülten seine Barriere, wirbelten seine Gedanken im Kreis umher, zersplitterten sie in tausend Fetzen. Gedanken? Nein, er konnte nicht mehr denken, war dem, was geschah, hilflos ausgeliefert.
    Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, dass der Plan scheitern würde. Weil jeder Plan gegen die Kohärenz scheitern musste. Niemand konnte es mit ihr aufnehmen, niemand.
    Nicht einmal Computer Kid.
    Jeremiah Jones hatte sich in ihm getäuscht.
    Und Serenity auch …
    Wir wollen doch nur, dass du wieder nach Hause kommst, sagten die Stimmen. Wir wollen dich nicht, weil du so schlau bist. Schlau sind wir selber. Wir wollen dich, weil du einer unserer Väter bist, kannst du das nicht verstehen?
    Jetzt sah er den Mann, der den Injektor hielt. Der dünne Lauf glänzte bronzefarben im bleichen Licht der Halogenlampe.
    Bis uns der Stromausfall erreicht, dauert es noch zwei Minuten und siebzehn Sekunden, sagte die Kohärenz. Zeit genug, um dich heimzuholen.
    Die zwei Männer hinter ihm packten ihn an den Armen. Ein Mann öffnete die Tür zum Umkleideraum, ein anderer schraubte die Kopfhalterung an die Türzarge.
    Sie hoben ihn an, schleiften ihn darauf zu. Er hatte keine Kraft, sich zu wehren. Wozu auch? Es würde ja doch nichts helfen.
    Alles ging sehr schnell. Sie hatten es eilig, das merkte man. Trotzdem saß jede Bewegung. Sie stellten ihn gegen den Türrahmen, drückten seinen Kopf gegen die Halterung. Der Lederriemen wurde eingespannt. Der Mann, der das Spray mit dem Betäubungsmittel in Händen hielt, tauchte auf.
    Das war es also, dachte Christopher. Das Ende einer Flucht.
    Tausend Stimmen wisperten in seinem Kopf. Der Injektor kam auf ihn zu, eine dunkel glimmende Öffnung, ein schwarzes Loch in dem finsteren Kosmos, der ihn umgab.
    Christopher schloss die Augen.
    Wenigstens, dachte er, würde er von nun an nicht mehr allein sein.

 
    86 | Jones und Rus beeilten sich, George so schnell wie möglich zu folgen, doch so elegant wie der Junge schafften sie es nicht über das Gittertor. So konnten sie nicht verhindern, dass er vor ihnen am Haupteingang anlangte, eine dicke Brechstange aus der Tasche holte und anfing, mit voller Wucht auf das Glas einzuschlagen.
    Ohne Erfolg. Es splitterte zwar ein bisschen, aber es gab nicht nach. Dafür ging der

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