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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schlechte Karten haben.«
    Serenity schauderte. Es war kühl hier, so dicht am schäumenden Wasser.
    »Immerhin habt ihr die erste Runde gewonnen«, erinnerte sie ihn. »Trotz allem.«
    »Weil wir sie überrascht haben. Nur deshalb. Aber das klappt nicht noch einmal. Die Kohärenz ist jetzt gewarnt.« Er seufzte, nahm das Messer vom Tablett und betrachtete es, als könne er die Zukunft daraus lesen. »Und die Kohärenz verzeiht nicht. Niemals. Was wahrscheinlich heißt, dass wir gar nicht zu entscheiden haben, ob der Kampf weitergeht. Die Kohärenz wird uns auf jeden Fall verfolgen, mit aller Macht.« Er sah sie an. »Die Überraschung war unsere wichtigste Waffe. Jetzt ist sie stumpf. Und es hat gerade erst begonnen.«
    Er ließ das Messer, das auch stumpf und nur zum Streichen von Butter und Marmelade geeignet war, klirrend zurück aufs Tablett fallen.
    Seltsam, sollte Serenity später an diesem Tag denken, dass gerade in dem Moment, in dem sie von Überraschung sprachen, eine geschah.
    Eigentlich konnte das nur ein gutes Omen sein, oder?
    Auf das Klirren hin tauchte nämlich George aus dem Gebüsch auf, blickte Christopher an und sagte, wortkarg wie immer: »Dein Vater ist aufgewacht. Er will dich sehen.«

 
    92 | Christopher sprang auf. Also doch! Er warf Serenity einen bangen Blick zu, dann rannte er los, zum Camp zurück. Er stürmte quer durch den Wald, achtete nicht auf Zweige, die ihm ins Gesicht peitschten, übersprang all die Wurzeln, Steine und abgerissenen Äste, die ihn zu Fall bringen wollten.
    Als er vor dem Zelt anlangte, kam Dr. Lundkvist gerade heraus. »Ah, gut dass du kommst«, sagte er und fasste ihn am Arm. »Versuch, ihn so lange wie möglich wach zu halten. Je länger er bei uns bleibt, desto besser.«
    Christopher nickte. »Er bleibt bei uns.« Irgendwie war er sich da ganz sicher.
    »Hoffen wir es. Bob ist bei ihm drin; ich komme auch gleich wieder.« Er eilte davon.
    Christopher blieb einen Moment stehen, holte Luft. Sein Herz hämmerte wie wild, und etwas, von dem er nicht hätte sagen können, was es war, ließ ihn zögern.
    Hinter ihm keuchte Serenity heran, hatte kleine Zweige in den wilden Locken. »Was ist?«, stieß sie hervor. »Warum gehst du nicht rein?«
    Er zuckte nur mit den Achseln, dann schlug er die Zeltplane beiseite.
    Dad war wach. Lag da, Dr. Connery neben sich, und sah ihn an.
    Christopher trat an sein Bett. »Na?«, fragte er. »Wieder allein im Kopf?«
    Dad verzog die Lippen zu einer Art Lächeln. »Fühlt sich seltsam an.«
    »Aber gut?«
    »Aber gut.«
    Jemand stellte ihm einen Stuhl hin. Christopher setzte sich. »Wie geht’s dir?«
    »Na ja. Ging schon besser.«
    »Ich hab mir Sorgen gemacht. Du hast hier ganz schön lange einfach nur herumgelegen.«
    Dad nickte schwach. »Ich musste mich erst … hmm. Erst wieder zusammensetzen.«
    »Kannst du dich erinnern, was passiert ist?«
    »Viel zu gut«, sagte Dad. Es klang nicht, als seien es erfreuliche Erinnerungen. Dann lächelte er. »Das mit dem Stromausfall war ja wieder so eine Idee, auf die nur du kommen konntest!«
    Christopher musste lachen, fühlte sich, als sei ihm ein Fels von der Brust genommen.
    Dad wurde wieder ernst. »Aber wie soll es weitergehen?«
    »Na, wie schon?« Christopher versuchte, so unbeschwert wie möglich zu klingen. »Dich haben wir schon mal befreit. Als Nächstes befreien wir Mom und danach den Rest der Welt. Ist doch logisch, oder?«
    Dad musterte ihn mit langsamen Blicken. »Das wird … nicht ganz so einfach. Fürchte ich.«
    Christopher nahm seine Hand und drückte sie, ganz fest. Er wusste nicht, wieso, und eigentlich gab es auch gar keinen vernünftigen Grund dafür, aber zum ersten Mal, seit alles angefangen hatte, vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben verspürte er so etwas wie Hoffnung. Und das fühlte sich so gut an, dass er entschlossen war, dieses Gefühl nicht wieder zu verlieren.
    »Wir werden es schaffen, Dad«, erklärte er. »Ich weiß noch nicht, wie, aber irgendwie werden wir es schaffen.«
    Er sah hoch zu Serenity, die auf der anderen Seite des Bettes stand, sah sie seinen Blick erwidern, und auf einmal wusste er, womit diese Zuversicht zu tun hatte.
    Er drückte die Hand seines Vaters noch fester.
    »Wir haben jetzt Freunde, weißt du?«
     
    - ENDE DES 1. TEILS -

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