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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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mein Lied im Radio!«

Rückzugsgebiet
     
    41 | Serenity hatte das Gefühl zu träumen. Das war Madonnas Stimme, die da aus dem Radio kam, eindeutig! Und es war ihr Lied; das Lied, das sie am Lagerfeuer gesungen hatte.
    »No longer lonely,
    no longer lonely,
    I’m no longer lonely
    because of you…«
    Erst hatte sie gar nicht mitbekommen, was los war. Sie hatten geredet, über alles Mögliche, das Radio hatte vor sich hin gedudelt und plötzlich hatte sich Madonna aufgeführt wie eine Verrückte. »Wow!«, hatte sie geschrien und: »Hörst du das?«, aber Serenity hatte gar nichts gehört, hatte nicht begriffen, was eigentlich los war und wieso Madonna auf einmal hupte und Gas gab, als wolle sie Kyles Wagen rammen.
    Erst als sie die anderen überholten, hatte Serenity das Lied erkannt.
    Madonna hatte auf den Seitenstreifen ausgeschert, damit die anderen anhielten, genau so, wie es Polizeiautos in Fernsehfilmen immer machten. Zack, schon war sie draußen, flippte schier aus, rannte zu ihrem Bruder, zerrte ihn an die offene Wagentür, damit er es hörte, und schrie die ganze Zeit: »Mein Song! Das ist mein Song, erkennst du ihn nicht?« Sie machte solch einen Lärm, dass es fast unmöglich war, irgendwas zu erkennen.
    Kyle und Christopher kamen gerade noch rechtzeitig, um die letzten Takte des Lieds zu hören. Dann meldete sich der Radiosprecher und Madonna verstummte schlagartig. »Wieder einmal hat uns das Internet einen neuen Hit beschert«, erklärte die Stimme aus dem Radio. »Diesmal einen, der von einem richtiggehenden Geheimnis umwittert ist. Vor sieben Monaten hat eine gewisse Madonna Two Eagles ein Video ins Internet gestellt, auf dem sie dieses Lied singt – und ehe Sie fragen: Nein, mit der Madonna, die Sie alle kennen, hat sie nichts zu tun. Das Video blieb unentdeckt – bis gestern. Gestern brach eine Welle von Mails los, wie ich es noch nie erlebt habe. Jeder, der diesen Song entdeckt, scheint das dringende Bedürfnis zu verspüren, dem Rest der Welt davon zu erzählen. Mir ging es genauso: Ich konnte nicht widerstehen, das Video herunterzuladen, die Tonspur herauszunehmen und sie Ihnen mitzubringen, hier in die Mountain News Show auf KMTC.«
    Serenity merkte, dass ihr die Kinnlade herabgesunken war, und schloss den Mund rasch wieder. Das war ja unglaublich. Was ging da ab?
    Sie sah ihre Freundin an. Deren Augen waren unnatürlich groß geworden; man musste sich Sorgen machen, dass sie herausfielen.
    »Sieben Millionen Klicks auf das Video, als ich das letzte Mal nachgesehen habe«, fuhr der Kommentator fort, »es ist kaum zu fassen. Doch das Geheimnisvolle ist: Niemand kennt diese Sängerin, niemand weiß, wie man sie erreichen kann. Dabei bin ich mir sicher, dass eine Menge Leute sie heute erreichen wollen, denn dieses Mädchen – merken Sie sich meine Worte – hat das Zeug, der nächste große Popstar zu werden. Doch einstweilen haben wir nur ihr Bild im Internet. Madonna Two Eagles selbst scheint wie vom Erdboden verschwunden.«
    Madonna gab ein Kreischen von sich, fiel ihrem Bruder um den Hals, umarmte Christopher und rief: »Das warst du! Das warst du! Was sagst du dazu?«
    Christopher nickte ernst. »Das ist ein sehr gutes Resultat. Das heißt, dass die Botnetze noch funktionieren.«
    Serenity musste grinsen. Das war typisch Christopher – in so einer Situation so einen Kommentar zu bringen!
    »Mann!«, rief Madonna aufgeregt, hob die Fäuste, als wolle sie ihm auf die Brust trommeln. »Ich bin berühmt! Und jetzt steh ich hier in einer Gegend, wo niemand ist! Ist das nicht zum Verrücktwerden?«
    Sie warf sich auf den Fahrersitz. »Kommt es in anderen Sendern auch?« Sie drehte wild an den Reglern des altertümlichen Radios. Die Musik verschwand und machte einem Rauschen Platz.
    »Wo sind denn all die anderen Sender?«, rief sie aus. Dann fand sie etwas, das klang, als höre man ein Klassikorchester hinter einem Wasserfall spielen. Hinter einem weit, weit entfernten Wasserfall.
    »Wir sind in einer Gegend, wo nur Mittelwelle zu empfangen ist«, erklärte Christopher. »Deswegen gibt es hier auch keinen Mobilfunkempfang. Mobilfunk findet in einem Frequenzbereich oberhalb von UKW statt, im sogenannten UHF-Bereich.«
    Serenity sah, wie Madonna auf diese Auskunft hin die Augen verdrehte. Das war eindeutig nicht die Art von Antwort, die sie brauchte.
    Aber das war eben Christopher.
    »Kyle«, wandte Serenity sich an ihren Bruder. »Du hast mal erzählt, dass du in Seattle einen

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