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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zurückstrich. Affig. Man konnte es nicht anders sagen. Und es war schon auffallend, wie sie Jeremiah demonstrativ ignorierte. Wie sie gar nicht zuzuhören schien, wenn er etwas sagte.
    Sie waren eifersüchtig, beide! Lilian seufzte, als ihr das klar wurde. Hatte es nicht auch einen heftigen Wortwechsel zwischen den beiden gegeben, heute Nachmittag, hinter den ehemaligen Ställen? Sie meinte, so etwas gehört zu haben.
    Eine Fotografin! Aus New York! Was fand so eine Tussi überhaupt an jemandem wie Jeremiah? Das ging Lilian nicht in den Kopf. Wie hatten die beiden sich überhaupt kennengelernt? Bestimmt während eines Fotoshootings für irgendein mondänes Glamourmagazin, das mal was ganz Ausgefallenes zwischen seine Anzeigen für Parfüm, teure Klamotten und Diamantringe setzen wollte: einen echten Aussteiger und Selbstversorger.
    Demütigend, falls sich Jeremiah für so etwas hergegeben haben sollte.
    Lilian schüttelte den Kopf, als ihr die kleine Frau mit dem faltigen Gesicht, die so was wie die Küchenchefin der Gruppe war – Irene!, fiel ihr wieder ein –, einen Nachschlag anbot. »Nein, danke.« Solange Serenity und Kyle nicht wieder da waren, brachte sie keinen Bissen herunter.
    Irene schien die Ablehnung auf ihre Kochkunst zu beziehen. »Wird Zeit, dass wir wieder ein ordentliches Camp aufschlagen«, sagte sie missmutig. »Irgendwo, wo man frische Kräuter findet. Sonst schmeckt’s einfach nicht.«
    Lilian antwortete nicht. Die Frau tat, als sei es ausgemachte Sache, dass sie von nun an Teil von Jeremiahs Wanderzirkus sein würde. Und nichts wollte sie weniger. Sie musste an ihren Job denken, an die Bücherei, die sie zu Hause in Santa Cruz leitete – was die dort wohl gerade machten? Sie hatte sich nicht einmal verabschieden können, hatte nur von unterwegs aus einer Telefonzelle eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sie wegen einer Familiensache dringend die Stadt verlassen müsse und alles erklären werde, wenn sie zurück sei…
    Wahrscheinlich hatte sie geklungen wie ein Entführungsopfer. Vielleicht suchte die Polizei inzwischen schon nach ihr.
    Und sie hatte keine Ahnung, was sie, gesetzt den Fall, sie würde in den nächsten Tagen zurückkehren, erzählen sollte. Was konnte sie über diese ominöse Kohärenz sagen, ohne dass es klang, als sei sie ein Fall für die Irrenanstalt?
    Wie man es auch drehte und wendete: Sie hatte ihr Leben verloren. Schon wieder.
    Und sie wurde das entsetzliche Gefühl nicht los, dass sie dabei war, auch noch ihre Kinder zu verlieren.
    Sie horchte auf. Jeremiah sprach gerade davon, dass die Satellitenfahndung wieder lief und dass sie deshalb spätestens übermorgen weiterziehen mussten, zum nächsten Versteck.
    »Und was ist mit Kyle und Serenity?«, rief sie dazwischen.
    Er sah sie an. »Ich gehe davon aus, dass sie morgen im Verlauf des Tages eintreffen.«
    »Und wenn nicht?«
    Er hob nur ratlos die Schultern.

44 | Sie schlugen ihr Lager an einem See auf, an dem es von Mücken nur so wimmelte. Aber es gab kein Mobilfunknetz und das war wichtiger.
    Madonna war völlig aufgelöst und mehr im Weg als eine Hilfe, als es darum ging, die Zelte aufzubauen. Ihr Lied war während der Fahrt noch weitere drei Mal im Radio gekommen, auf zwei verschiedenen Sendern, und ein Moderator hatte Anrufe von Hörern angenommen, die alle ausnahmslos begeistert gewesen waren von dem Song, der Stimme, dem Video. »Und ich bin auf der Flucht!« Sie ging jammernd auf und ab, während Serenity Zeltheringe in den Boden hämmerte. »Dabei müsste ich jetzt auf einer Bühne stehen! Oder in einem Aufnahmestudio!«
    Zum Abendessen machten sie eine große Dose Bohneneintopf über einem kleinen Feuer warm, dazu gab es mal wieder Weißbrot. Das Feuer rauchte ziemlich, was den Vorteil hatte, dass es die Mücken eine Weile fern hielt. Das Gespräch drehte sich fast ausschließlich um Musik; Madonna schien von nichts anderem mehr reden zu können. Sie erzählte, dass Cloud genauso angefangen hatte – selber Lieder geschrieben, kleine Auftritte hier und da in Seattle und Umgebung, Videos ins Internet gestellt, Aufnahmen an alle möglichen Studios geschickt… bis dann dieser Zack van Horn sie entdeckt hatte, der damals noch ein kleiner Independent-Musikverleger gewesen sei. Er habe Cloud zum großen Star gemacht.
    All diese Informationen registrierte Christopher eher beiläufig; sie interessierten ihn nicht besonders. Aber dadurch, dass Madonna so viel redete, konnte er sie in Ruhe

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