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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nach jemandem sehen.«
    Jones seufzte. »Ich weiß nicht, was sie aufgehalten hat. Vielleicht haben sie länger als gedacht nach Christopher und Madonna suchen müssen. Auf jeden Fall würde ich mir keine Sorgen machen; unser Sohn ist ein Mensch, auf den man sich verlassen kann.«
    Lilian schlang die Arme um ihren Oberkörper. Es fröstelte sie, klar. Das klamme Haus. »Mir gefällt das alles nicht«, sagte sie leise. »Woher wissen wir, wenn sie morgen ankommen, dass diese Kohärenz sie nicht übernommen hat?«
    »So schnell geht das nicht. Einen Menschen aufzunehmen, dauert etwa eine Woche. Heute ist erst der zweite Tag unserer Flucht. Morgen wird der dritte sein. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben.«
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Und wenn eine Woche vergangen ist und sie immer noch nicht wieder da sind?«, fragte sie und es klang, als halte sie den Atem an dabei. »Was dann?«
    Jones seufzte. »Sie werden kommen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Sie kommen«, beharrte er. »Beruhige dich.«
     
    Neal Lundkvist fragte sich, wie Jeremiah Jones immer solche Verstecke ausfindig machte.
    Falls das der Treffpunkt war und er sich nicht einfach grandios verfahren hatte. Er hatte sich genau an die Beschreibung gehalten, aber während er über den Feldweg holperte, der schnurgerade über eine ausgedörrte, von grauem, trockenem Gras bewachsene Ebene auf ein einsam dastehendes Haus zuführte, war er sich nicht mehr sicher, dass er sich an alle Einzelheiten erinnert hatte.
    Und außerdem: schon wieder ein einsam in der Landschaft stehendes Haus!
    Er musterte das Anwesen. Es wurde schon dunkel, viel sah man nicht – ein großes, verlassen wirkendes Haus, ein paar Nebengebäude, Stallungen oder dergleichen: Das musste einmal eine Farm gewesen sein. Viehzucht, wahrscheinlich.
    War er hier wirklich richtig? Es war niemand zu sehen. Kein Licht in den Fenstern, kein Fahrzeug…
    Da trat, zu seiner grenzenlosen Erleichterung, eine Gestalt aus der Tür und schwenkte eine Taschenlampe. Im Näherkommen erkannte er Nick Giordano. Er kurbelte die Scheibe herab.
    »Hi, Doc«, sagte der untersetzte Mann, der für sein jugendliches Alter schon ziemlich viele Haare verloren hatte. »Ich muss dich auf Peilsender checken, sicherheitshalber.« Er zog ein knallgelbes Gerät aus einer der hunderttausend Taschen seiner Jacke, schaltete es ein und ging damit langsam um das Auto herum, fuhr die Karosserie ab und besonders die Bereiche rund um die Räder. »Okay«, meinte er schließlich. »Dein Wagen ist sauber. Am besten, du stellst ihn dort drinnen ab; bei den anderen.« Er deutete auf eine niedrige Scheune.
    »Und sonst?«, fragte Lundkvist. »Hat alles geklappt?«
    Nick verzog das Gesicht, war plötzlich schrecklich mit seinem Spürgerät beschäftigt. »Ja, so weit alles okay. Die Kinder fehlen noch. Und…« Er presste die Lippen zusammen, machte diese nervtötenden Zischgeräusche, die er immer machte, wenn er nachdachte oder nervös war.
    Lundkvist runzelte die Stirn. »Und – was?«
    Nick räusperte sich. »Also… ich glaube, du solltest Jeremiah besser nicht fragen, wo Brian ist.«
    »Brian?«, wiederholte Lundkvist. »Brian Dombrow? Was ist mit ihm?«
    Das Thema war Nick sichtlich unangenehm. »Er wollte irgendwas Dringendes nachprüfen. Das war zumindest das Letzte, was man so von ihm gehört hat. Keine Ahnung, was das sein sollte. Er… also…« Nick wand sich spürbar. »Ich meine, ich kann’s verstehen, wenn’s einem jetzt zu heiß geworden ist und er sich lieber absetzt. Aber ich glaube, Jeremiah ist tierisch verletzt.«
    »Ah«, machte Lundkvist. »Verstehe.« Und gleichzeitig verstand er es nicht. Brian Dombrow war einer der ältesten Freunde von Jeremiah Jones; die beiden kannten sich praktisch seit ihrer Schulzeit. Was mochte den Mann, der manchmal fuhr wie ein Henker, dazu bewogen haben, ausgerechnet jetzt das Weite zu suchen?
    Lundkvist fragte sich unwillkürlich, ob Brian etwas erfahren hatte, von dem sie alle nichts wussten.
    Ob die Gefahr, in der sie alle steckten, größer war, als er dachte.

43 | Schon interessant, wie sich Melanie neuerdings von Jeremiah fernhielt. Lilian Jones beobachtete die New Yorkerin während des gemeinsamen Abendessens, das im Schein von Kerzen und der Flammen des Gasherds vor sich ging, der den nur mäßig gelungenen Eintopf warm hielt. Wie sie da saß, neben dem bärtigen englischen Neurologen, auf ihn einredete und dabei immer wieder ihre langen weißblonden Haare

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