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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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darauf, seinen Wagen heute selber zu fahren.
    »Dann fahre ich bei Kyle mit«, erwiderte Madonna schnippisch. Sie wandte sich an Kyle: »Ist doch kein Problem, oder?«
    Der hob nur die Augenbrauen. »Für mich nicht.«
    Christopher überlegte kurz. »Dann fahr ich mit George«, erklärte er.
    Dagegen hatte niemand etwas, nur Serenity sah ihn irgendwie seltsam an. Mal wieder; irgendwas schien sie seit Neuestem gegen ihn zu haben. Er hatte nur keine Ahnung, was das sein mochte.
    Auf alle Fälle war es besser, als Madonna die ganze Fahrt über vor Augen zu haben. Das würde ihn nur unnötig ablenken. Er würde genug damit zu tun haben, seinen Chip im Zaum zu halten.
    Und vielleicht ließ sich George dazu überreden, das Radio ausgeschaltet zu lassen.

47 | Neal Lundkvist hatte auch diese Nacht schlecht geschlafen. Das lag an dem alten Haus, in dem es überall muffig roch, was nur heißen konnte, dass die Wände, Decken und Böden alle feucht waren. Das reizte seine Neigung zum Rheumatismus. Von wann dieses Haus wohl stammte? Es musste hundert Jahre alt sein, in der Zeit gebaut worden sein, als die USA noch ein weitgehend landwirtschaftlich geprägtes Land gewesen waren.
    Im Wald, in den Camps, kam er einigermaßen zurecht; da gab es frische Luft anstatt dieser Atmosphäre von Verrottung und Zerfall, die alten Häusern irgendwann zu eigen wurde. Aber gut tat ihm das Leben in den Wäldern auch nicht. Bislang hatte er die damit verbundenen Unbequemlichkeiten hingenommen und sich gesagt, dass es gesund sei, seinen Körper an den Widrigkeiten von Wind und Wetter zu stählen – aber irgendwie war ihm die Bereitschaft dazu in den letzten Tagen abhandengekommen. Stattdessen fragte er sich, was sie hier eigentlich taten. Was das werden sollte. Was ihre Flucht eigentlich war außer einem verrückten Trip ohne jede Zukunftsperspektive.
    Zum Glück hatte jemand in einem der Kamine ein großes Feuer gemacht. Es tat gut, vor den Flammen zu stehen, sich zu wärmen und darauf zu warten, dass die Wärme den Schmerz aus den Gliedern vertrieb.
    Jeremiah und die anderen standen um einen Tisch, auf dem Landkarten ausgebreitet lagen, und besprachen das weitere Vorgehen. Welche Routen sie nehmen, wie sie sich aufteilen und wen sie alles kontaktieren wollten. Das hatte er zunächst nicht verstanden: Wen wollten sie kontaktieren und wozu?
    Bis er begriffen hatte, dass Jeremiah nicht von seinem Plan abgerückt war, alles, was sie über die Kohärenz wussten, ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen.
    Neal Lundkvist starrte ins Spiel der Flammen und fragte sich, wie das gehen sollte. Ihre Geschichte war so unglaubwürdig, dass es den Medien, die die Kohärenz unter Kontrolle hatte – sämtliche Zeitungen und Fernsehsender, kurz gesagt, die von der Bevölkerung als relevant angesehen wurden –, ein Leichtes sein würde, das Ganze als haltlose Verschwörungstheorie abzutun. Zumal es sich nicht würde verbergen lassen, dass hinter der Veröffentlichung der polizeilich gesuchte Terrorist Jeremiah Jones stand: Auch das würde nicht gerade das Vertrauen der Menschen wecken.
    Er wandte den Kopf. Jemand redete von einer Radiostation, die »geschätzt fünfzig- bis hunderttausend Hörer« hatte.
    »Na, das ist doch schon mal was«, sagte Jeremiah und schrieb etwas auf einen Zettel. Vermutlich die Routenplanung für eine der Gruppen, die unter anderem diese Radiostation aufsuchen und überreden sollte, an der Kampagne teilzunehmen.
    Fünfzig- bis hunderttausend Hörer. Wahrscheinlich waren es in Wirklichkeit kaum zehntausend. Egal. So oder so nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Seltsam. Neulich, im alten Camp, als Jeremiah diesen Plan präsentiert hatte, da war es ihm noch wie eine ziemlich gute Idee vorgekommen, wie eine Möglichkeit, den Feind wenn schon nicht ins Herz, so doch zumindest an einer empfindlichen Stelle zu treffen. Doch seit er mit der Kohärenz gesprochen hatte, seit er ihre Präsenz gespürt und ihre Macht erahnt hatte, kam ihm das Ganze kindisch vor. Es war, als versuchten sie Panzer aufzuhalten, indem sie mit faulen Eiern warfen. Als wollten sie einen Waldbrand mit einer Flasche Mineralwasser löschen. Aussichtslos, von vornherein. Genau, wie es dieser Junge – Christopher Kidd – von Anfang an prophezeit hatte und wie es ihm bloß niemand hatte glauben wollen: Sie hatten keine Chance gegen die Kohärenz. Keine.
    »Wer fehlt noch?« Aus irgendeinem Grund stach diese Frage aus der allgemeinen Gesprächskulisse heraus,

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