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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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höflichkeitshalber. Unter von Säulen getragenen Dächern lagerten Bretter, sorgfältig zu hohen Stapeln aufgeschichtet, sodass die Luft von allen Seiten an das Holz herankonnte: um es zu trocknen, durfte man vermuten. Mittendrin stand eine Halle, durch deren Fenster man die Umrisse von Maschinen erahnte. Und dann waren sie schon vorbei.
    »Ziemlich wenig los«, meinte Christopher, um etwas zu sagen. Wenn schon mal so etwas wie ein Gespräch zustande kam. »Ist wohl schon Feierabend.«
    »Vor allem ist heute Samstag«, erwiderte George.
    Samstag! Christopher hob die Augenbrauen. Er hatte überhaupt keine zeitliche Orientierung mehr. Wenn man so unterwegs war, spielt das auch keine Rolle.
    Es ging wieder aufwärts. Durch das niedrige Gestrüpp hindurch sah er wirklich und wahrhaftig Tipis auftauchen, die typischen Zelte der Indianer, die er bisher nur auf Fotos gesehen hatte oder in Filmen. Hier standen sie wie selbstverständlich, allerdings nicht alleine: Zwischen ihnen, nur niedriger und unauffälliger, standen noch einmal genauso viele Häuser aus Holz, mit Fenstern, Türen, herumliegendem Kinderspielzeug und Satellitenschüsseln. Ein paar Trailer vervollständigten das Bild. Die traditionelle Lebensweise schien es noch schwer zu haben, sich wieder durchzusetzen.
    George lenkte den Wagen vor eines der Häuser und stellte den Motor ab.
    »Bleib du erst mal hier«, sagte er. »Ich geh rein und erklär Jack, was los ist und was wir brauchen.«
    »Okay.« Christopher sah George hinterher, der das Gebäude mit einer Selbstverständlichkeit betrat, die darauf schließen ließ, dass er hier nicht das erste Mal war.
    Es dauerte. Christopher wäre gern ausgestiegen, um sich ein wenig die Beine zu vertreten, aber stattdessen reckte er den Kopf nach allen Seiten. Hier lebten also Blackfeet-Indianer, vermutlich welche, die für diesen Jack arbeiteten, und ihre Familien. Wie die Kinder wohl zur Schule kamen? Ob hier ein Schulbus fuhr? Woher bezogen sie ihre Lebensmittel? So etwas wie einen Laden konnte er ebenfalls nicht entdecken.
    Die Tür ging wieder auf. George trat in Begleitung eines Mannes heraus, der Mitte dreißig sein mochte. Er trug ein Bündel Federn in seinen schwarzen, nach hinten gekämmten und zum Zopf geflochtenen Haaren. Ansonsten bestand sein Outfit aus Jeans, Stiefeln, einem weißen Hemd und darüber ein Jackett, das seltsam deplatziert wirkte an diesem Ort und trotzdem zu dem Mann passte, der es trug: Jack, zweifellos. Jack, der Blackfeet-Unternehmer. Jack, das Genie.
    Jack Rising Dawn begrüßte Christopher mit herzhaftem Handschlag. »Hallo, Christopher«, sagte er und spendierte ein knappes Lächeln. »George sagt, du brauchst einen Internetzugang?«
    »Wäre hilfreich. Ja.«
    »Okay. Da seid ihr hier richtig.« Er warf George einen Seitenblick zu. »Wollt ihr erst was mit uns zu Abend essen oder willst du gleich an die Maschine?«
    »So schnell wie möglich«, bat Christopher.
    »Verstehe. Also, dann zeig ich dir mein Büro und George soll mir währenddessen erzählen, worum es überhaupt geht.« Er hüstelte. »Ich weiß immer gern, gegen welche Paragrafen ich verstoße, wenn ich es tue. Gibt ja so viele davon, da verliert man leicht den Überblick.«
    »Brauchst du noch irgendwas?«, erkundigte sich George, während sie Jack ins Haus folgten.
    Christopher schüttelte nur den Kopf. Nein, alles, was er jetzt brauchte, war eine Tastatur und ein Bildschirm. Er spürte richtig, wie sehr ihm das gefehlt hatte. Er konnte es kaum erwarten, vor dem Rechner zu sitzen und ihn für sich zu haben. Seine Finger bewegten sich schon wie von selbst, streckten und beugten sich, um sich warm zu laufen.
    Jack öffnete eine Tür zu einem verblüffend kleinen, ringsum mit Holz verkleideten und bis unter die Decke mit Aktenordnern vollgestopften Büro. Mittendrin stand ein Schreibtisch, der im Gegensatz dazu praktisch leer war, darauf ein ziemlich leistungsfähig aussehender PC. Neben dem Schreibtisch war eine ganze Auswahl verschiedener Drucker aufgebaut: ein Laserdrucker, ein Farbstrahldrucker und sogar ein dicker Plotter für richtig große Formate. »Brauch ich für Konstruktionszeichnungen«, erklärte Jack, der Christophers erstaunten Blick offenbar bemerkt hatte. Er machte eine einladende Geste zum Schreibtisch hin. »Fühl dich wie zu Hause. Ich hoffe, die Kiste reicht dir.«
    »Sieht gut aus«, sagte Christopher.
    »Passwörter findest du unter der Tastatur, wie sich’s gehört«, fuhr Jack fort, hielt dann inne

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