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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich damit keine Lebensmittelvergiftung zuzog.
    »Was macht dein Chip?«, fragte George kauend.
    »Alles okay«, sagte Christopher. Es ging heute besser als die letzten Tage, was vielleicht doch etwas damit zu tun hatte, dass die Funknetze hier in dieser Einöde weitmaschiger und dadurch schwächer waren. Aber einschlafen durfte er trotzdem nicht. Und er wurde allmählich müde.
    Sie fuhren schweigend weiter, während Christopher überlegte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, sich George anzuvertrauen. Natürlich, allein und zu Fuß wäre er nicht weit gekommen. Mit etwas Glück hätte ihn jemand als Anhalter mitgenommen, doch ob er rechtzeitig wieder in eine weiße Zone gelangt wäre, war fraglich.
    Immer, wenn Christopher überzeugt war, dass die Landschaft nun wirklich nicht mehr karger werden konnte, wurde er eines Besseren belehrt: Es ging noch flacher, noch fader, noch trockener. Schon längst waren die Straße selber und eine parallel dazu laufende Reihe von Telefonmasten die einzigen Anzeichen von Zivilisation. Ansonsten gab es nur niedrige Büsche und dieses trockene, leblos aussehende Gras.
    Und so gut wie keinen Verkehr mehr. Dafür, dass es so aussah, als benutze außer ihnen niemand diese Straße, war sie verdammt gut ausgebaut.
    Christopher blinzelte. Es wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn George mit ihm geredet hätte. So schweigend zu fahren, war, als würde man hypnotisiert, und er merkte, dass er kurz davor war einzunicken.
    In diesem Moment bog George schwungvoll von der Straße ab auf etwas, das wie ein Parkplatz aussah. Doch am Rand dieser Haltebucht stand ein Kunstwerk, das zwei Indianer zu Pferde darzustellen schien, rechts und links davon wehten die US-amerikanische und die kanadische sowie zwei weitere Fahnen, die Christopher nicht kannte, und ein buntes Schild, auf dem ein Adler über Baumwipfeln kreiste, verkündete: Welcome to the Blackfeet Nation.
    »Hier beginnt das Reservat?«, vergewisserte er sich.
    George deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung, aus der sie kamen. »Eigentlich ein Stück weiter vorne, aber mit den Indianern nimmt man es ja nie so genau. Ja, das Reservat. Willkommen.«
    »Aha«, sagte Christopher und sah sich um. Irgendwie hatte er so etwas wie eine Grenze erwartet, zumindest eine Art Kontrollposten, der nach dem Woher und Wohin fragte. »Da kann jeder rein und raus, wie er will?«
    »Dies ist ein freies Land.«
    Christopher horchte in sich hinein. »Aber das Funknetz ist immer noch spürbar.«
    »Das wird sich auch bis Browning nicht ändern. Wir müssen noch ein Stück weiter.«
    »Und wohin genau?«
    George legte den Gang wieder ein und gab wieder Gas. »Der Mann, zu dem wir fahren«, erklärte er, »heißt Jack Rising Dawn, was in dem Fall übrigens nicht sein Kriegername ist, sondern der Name, der tatsächlich in seinem Pass steht. Jack ist so was wie ein Genie. Er hat es geschafft, ein Vollstipendium für eine der großen Universitäten an der Ostküste zu kriegen – Columbia? Yale? Keine Ahnung. Er hat dort Betriebswirtschaft studiert und mit derart fantastischen Noten abgeschlossen, dass sich zwei Dutzend Unternehmen um ihn beworben haben – aber er ist zurück ins Reservat gekommen und versucht seither, hier was auf die Beine zu stellen. Ist die größere Herausforderung, sagt er.« George schnaubte unwillig. »Womit er leider recht hat.«
    »Wieso? Klappt es nicht?«
    »Kommt drauf an. Die Navajo zum Beispiel betreiben Spielkasinos und machen damit Geld wie Heu, andere Stämme haben es hingekriegt, neu entdeckte Bodenschätze selber auszubeuten… aber Bodenschätze haben wir nicht und Spielkasinos wollen wir nicht. Bleibt ehrliche Arbeit. Na ja, du wirst es sehen.«
    Das klang ziemlich rätselhaft.
    »Ach ja«, fügte George noch hinzu, ehe er für weitere endlose Meilen durch endlose Einöde welligen Niemandslandes wieder in indianisches Schweigen versank, »und von Computern versteht Jack eine Menge. Dort, wo er ist, gibt’s zwar kein Mobilfunknetz, aber er hat einen Server, der am Internet hängt, über eine T1-Standleitung, was dir sicher was sagt.«
    Christopher nickte. »Tut es.«
    »Und? Wird das reichen?«
    »Ja.« Eine T1-Leitung bot keinen weltbewegenden Datendurchsatz, aber auf jeden Fall erwartete ihn keine Tröpfelleitung per Modem, über die jeder ernsthafte Download Tage gedauert hätte. »Das sollte reichen.«
    Es war ein ausgesprochen unbeeindruckender Anblick, sich Browning zu nähern: Die Stadt sah von Weitem aus wie

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