Kohärenz 03 - Time*Out
zusammen –, und peng, er wird bewusstlos!« Er zurrte den letzten Knoten fest, kam nach vorn. »So richtig verstehe ich es immer noch nicht.«
»Das Netz ist eine Abschirmung«, sagte Christopher. »Es schirmt ihn vom Mobilfunknetz ab. Oder besser gesagt, seinen Chip. Und wenn ein Upgrader die Verbindung zur Kohärenz verliert, verliert er erst mal das Bewusstsein.«
»Weil ihn die Kohärenz nicht mehr fernsteuert? Aber wieso wird jemand deswegen bewusstlos? Er müsste doch ... was weiß ich, frei sein in dem Moment?«
Christopher rieb sich die Nasenwurzel an der Stelle, hinter der auch er einen Chip sitzen hatte. Zwei mittlerweile, um genau zu sein. Der Unterschied war nur, dass er seine Chips unter Kontrolle hatte, sie nach Belieben ein- und ausschalten konnte.
»So einfach funktioniert das nicht«, sagte er. Sie hatten das den Leuten von Hide-Out natürlich schon ausgiebig erklärt, aber es dauerte immer eine Weile, bis man den entscheidenden Punkt kapiert hatte. »Ein Upgrader wird nicht ferngesteuert, er ist ein Teil der Kohärenz. Die Chips verbinden die Gehirne der Upgrader direkt miteinander. Das heißt, Gedanken wandern nahtlos von einem Gehirn in alle anderen Gehirne. Dadurch verschmilzt der eigene Geist mit dem der anderen und eine Art Über-Geist entsteht.« Er wies auf den eingewickelten Mann. »Das ist nicht mehr Albert Burns gewesen. Sein Gehirn war ein Teil des Super-Gehirns, das in seiner Gesamtheit die Kohärenz bildet. Es hat sich umstrukturiert, um als Teil der Kohärenz zu funktionieren, und jetzt muss es sich zurückkonfigurieren, um wieder als Individuum zu funktionieren. Das wird eine ganze Weile dauern. In dieser Zeit ist er bewusstlos.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »So war es jedenfalls bei meinem Vater.«
Matthew ließ ein Räuspern hören. »Könnte man sagen, dass wir sozusagen mit einem Prozessor ausgestattet sind und diese Kohärenz eine Art Multiprozessor-System ist?«
»Sozusagen«, bestätigte Christopher.
»Und wieso ein Netz aus Kupferdraht?« Matthew kam auch nach vorn, drängte sich neben Patrick. »Klar, zur Abschirmung gegen die Funkverbindung. Aber ehrlich, im ersten Moment hab ich gedacht, das geht in die Hose. Als ich ihn gepackt und in die Höhe gehalten habe, damit Patrick das Netz unten schließen konnte, da war er noch voll da, hat sich gewehrt, hat regelrecht ... also, fast als ob er mal irgendeinen Kampfsport gelernt hätte.«
»Zur Kohärenz gehören auch Leute, die Kampfsportarten beherrschen. Deren Wissen steht allen anderen Upgradern ebenfalls zur Verfügung«, erklärte Christopher. »Bloß war sein Körper nicht trainiert. Sonst hättet ihr keine Chance gehabt.«
Matthew furchte skeptisch die Stirn. Man sah ihm an, dass er das jetzt für übertrieben hielt. Aber da täuschte er sich, Christopher wusste es.
»Jedenfalls«, fuhr der breitschultrige Mann fort, »Patrick hat das Netz zugemacht – und peng, war der Typ hinüber. Auf einen Schlag. Kaum zu glauben.«
Alle sahen Christopher fragend an. Also war es wieder an ihm, die Sache zu erläutern. Wie oft hatte er das jetzt eigentlich schon erklärt? Egal.
»Die Chips stehen über das Mobilfunknetz miteinander in Verbindung«, sagte er so geduldig, wie er konnte. »Und Mobilfunk findet in einem Frequenzbereich statt, dessen Wellen auch noch durch kleinste Öffnungen in abschirmenden Materialien kommen. Wenn das nicht so wäre, könnte man im Inneren von Autos nicht telefonieren. Eigentlich ist die Karosserie eines Fahrzeugs nämlich eine Abschirmung; sie hält einschlagenden Blitzen stand ...«
»Faradayscher Käfig«, warf Kyle ein.
»Genau. Aber einem Mobilfunktelefon genügen die Fensteröffnungen, um Verbindung zu bekommen. Deswegen musste das Netz, das ihr dem Mann übergeworfen habt, aus Kupfer sein: weil Kupfer ein guter Leiter ist. Die Maschen mussten eng sein und vor allem musste es den ganzen Körper umschließen. Kein Spalt durfte übrig bleiben.«
»Krass«, meinte Matthew nach kurzem Nachdenken. Er wandte den Kopf, warf einen Blick auf den Mann, der immer noch reglos auf dem Bett lag.
Inzwischen kamen die letzten Häuser von Wells in Sicht. Russell lenkte den Wagen an den Straßenrand. »Die Nummernschilder«, sagte er.
Patrick sprang rasch aus dem Wagen, um die Schilder auszuwechseln, und er tat das mit einer Selbstverständlichkeit, dass Christopher nur staunen konnte. Die Leute von Hide-Out waren wirklich auf die unglaublichsten Aktionen eingerichtet!
»Alles klar«,
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